Boxenstopp in Setagaya
MAMM Design bringt ein Haus mit Satteldach in eine Wohnung in Tokio.

Wie ein Haus mit Satteldach in eine Wohnung in Tokio kommt? Ganz einfach: MAMM Design hat für einen Medienkünstler ein Atelier entworfen, das als autarke Arbeitsbox kurzerhand in ein Duplex geschoben wurde. Das Raum-in-Raum-Konzept in Form einer offenen Treppe schafft ein Separee zum Tüfteln und Werkeln und wirkt leicht und licht.
Dass japanische Architekten – zumindest von Europa aus gesehen – ungewöhnliche Ideen haben, ist kein Geheimnis. Sehr schmale und kleine Grundstücke zwingen sie, über das übliche Architekturrepertoire hinaus zu denken. Das Projekt von MAMM Design befindet sich in einem Wohnhaus in Setagaya im Südwesten Tokios. Dieser Stadtteil der Millionenmetropole ist extrem dicht besiedelt – etwa fünf Mal so dicht wie Berlin – vor allem mit enger Wohnbebauung.
Matroschka-Prinzip
Das Künstleratelier liegt im Erdgeschoss einer zweigeschossigen Wohnung. Ein offener Durchgang führt über einen weiß gefliesten Flur ins Innere. Das Atelier ist sehr klein und besteht lediglich aus einer quer über den Raum gelegten Arbeitsplatte mit einem einfachen Klappstuhl davor. Ebenfalls aus Holz gefertigte Regale sowie Schubladenelemente und Rollcontainer für Werkzeuge, Maschinen und Materialien ergänzen das Möbelensemble. Das verwendete Holz steht in einem schönen visuellen und haptischen Kontrast zu den weißen Flächen und einer Wand aus Sichtbeton. Der Tisch wird durch eine an einem Deckenbalken befestigte, schwenkbare silberne Arbeitsleuchte erhellt.
Ausweitung der Atelierzone
Dass der ungewöhnliche Arbeitsplatz trotz seiner geringen Größe leicht und licht wirkt, ist dem Einfallsreichtum von MAMM Design zu verdanken. Der Grundriss beispielsweise erweitert sich um fast die doppelte Fläche durch eine direkt an das Atelier angeschlossene Terrasse. Sie reicht in der Höhe bis zum Obergeschoss. Schiebt man die Glastür zur Seite, steht man auf dieser Außenfläche. Sie hat einen Fußboden aus Beton, während im Inneren helles Holz zum Einsatz kommt.
Ceci n’est pas un toit
Auffälligstes Element der Raum-in-Raum-Konstruktion ist das angedeutete Satteldach. In Setagaya ist es jedoch nicht klassisch mit Schindeln gedeckt, sondern bildet eine Treppe ohne klassische Treppenfunktion. Die mit Holz ausgelegten Stufen dienen stattdessen als praktische und platzsparende Ablagefläche, gemütliche Sitzgelegenheit und Stauraum. Die Treppenstufen werden bis auf die Terrasse fortgeführt – wo sie als Stellfläche für Blumentöpfe dienen – und fungieren so als verbindendes Element zwischen Innen und Außen. Da die Stufen nicht kompakt sind, ermöglichen sie Ein- und Ausblicke und lenken natürliches Licht ins Innere des Ateliers.
Neue Perspektiven
Zugegeben, MAMM Design hätte für das Atelier auch einfach einen konventionellen Raum vom Rest der Wohnfläche abtrennen können. Doch das gewählte Raum-in-Raum-Prinzip kann viel mehr. Es bewahrt die Weite und Großzügigkeit des Erdgeschosses, das ja eigentlich eine konventionelle Wohnung ist. Es kann schnell wieder abgebaut oder umgenutzt werden. Es schafft ein spannungsreiches Interior, denn zahlreiche Öffnungen eröffnen Interaktionen zwischen Ateliernutzern, Bewohnern und Besuchern. MAMM Design gelingt ein Überraschungsmoment, das mit im kollektiven Gedächtnis verankerten Begriffen wie Stufen, Türen und Fenstern spielt. Denn wer würde in einer Wohnung in Tokio schon ein Haus mit Satteldach vermuten?
FOTOGRAFIE Takumi Ota
Takumi Ota
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