Bunter Beton
Umbau eines viktorianischen Wohnhauses in London von Ben Allen

Beton muss nicht Grau in Grau sein. Das zeigt der Um- und Anbau eines viktorianischen Wohnhauses von Studio Ben Allen in London. Mit pigmentierten Oberflächen gestalteten die Architekten beim Projekt „The House Recast“ nicht nur die Fassade, sondern verhalfen auch den Innenräumen zu neuer Frische – im Einklang mit dem Bestand.
Was kann einem Architekten Besseres passieren, als von seinen Bauherrn die Freiheit zum Experimentieren zu bekommen? Ben Allen erlebte diesen Glücksfall beim Umbau eines viktorianischen Wohnhauses in London. Denn statt umzuziehen, entschied sich ein älteres Paar, sein Haus nach dreißig Jahren umbauen und um einen 22 Quadratmeter großen Anbau erweitern zu lassen. Ein zusätzliches Badezimmer im Erdgeschoss und eine neue Küche entstanden. Ein Durchbruch zwischen erstem Stock und Erdgeschoss sowie große Fenster brachten Licht in das Reihenhaus.
Farbige Fassade
Bereits von außen zeigt sich die Freude an der Farbe. Der Anbau hebt sich deutlich von der ursprünglichen Backsteinfassade ab und gibt einen Vorgeschmack auf die Farbwelt im Inneren. Grün gemusterte Säulen und Balken bilden den Rahmen für die lachsfarbenen Wandpaneele des Badezimmers im ersten Stock. Im Erdgeschoss öffnet sich die Küche mit bodentiefen Fenstern zum Hof. Pigmentierter Beton – im Wechsel mit grauen, polierten Flächen – bestimmt den Innenraum des Anbaus. In der Küche hebt sich die lachsfarbene Arbeitsplatte von den Holzeinbauten ab und passt farblich zu den Treppenstufen, die zu einem Zwischengeschoss führen. Ein schlanker Küchenblock in der Mitte des Zimmers schafft zusätzlichen Stauraum und Ablagefläche.
Interessante Durchblicke
Tragende Balken in einem hellen Grünton leiten an der Decke zu einer Aussparung über. Sie stellt die Verbindung zum ersten Stock her und versorgt das Erdgeschoss mit Tageslicht. Oben schließt sie mit einem kobaltblauen Geländer ab. Auch vertikal schufen die Architekten neue Blickachsen zwischen den Räumen: Kleine Fenster verbinden die Zimmer miteinander, deren ursprüngliche Aufteilung dennoch beibehalten wurde. Die Rastergewölbedecken harmonieren mit dem architektonischen Erbe aus der viktorianischen Ära. Überhaupt gelingt es den Architekten, respektvoll mit dem architektonischen Erbe umzugehen, indem sie immer wieder Referenzen an die ursprünglichen Formen schaffen.
Sakrales Badezimmer
In den neugestalteten Badezimmern zeigt sich der bunte Beton ebenfalls als ein ungewöhnlich aussagekräftiges Material. Böden, Bänke, Badewanne und Waschbecken wurden aus dem beständigen Baustoff gegossen – vor Ort, wohlgemerkt. Auf diese Weise sparte Studio Ben Allen wertvolle Zeit und nutzte ein im Hochbau bewährtes Verfahren für den Innenausbau. Der Stil des barrierefreien Badezimmers erinnert mit seinen üppigen Messingarmaturen und der sakral gewölbten Decke an einen orientalischen Hamam.
The House Recast ist ein erstklassiges Beispiel dafür, wie Bauherren durch einen geschickten Hausumbau in ihrer angestammten Umgebung bleiben können. Durch die farbige Pigmentierung unterstrichen die Architekten die Wandelbarkeit des Baustoffs Beton.
FOTOGRAFIE French + Tye
French + Tye
Projektname | The House Recast |
Entwurf | Studio Ben Allen |
Team | Ben Allen + Omar Ghazal (Projektleitung) |
Bauingenieur | Entuitive |
Landschaftsarchitekt | Daniel Bell Landskap |
Bauunternehmen | Peridot |
Struktur- und Außenbeton | Cornish Concrete Products |
Beton innen | Concreations |
Fläche vor dem Umbau | 120 Quadratmeter |
Fläche nach dem Umbau | 142 Quadratmeter |
Auszeichnungen | Gewinner Don’t Move Improve Awards 2021 |
Fotografie | French + Tye |
Studio Ben Allen
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