Camping in Beton
Casa Calders von Studio Narch in Katalonien
Die Architektur in Spanien nach der Krise zeigt, dass gebauter Optimismus nicht viel kosten muss. Besonders in Katalonien entstehen Wohnungsbauten mit Minibudgets und großer Wirkung. Dieses neue Zuhause für eine vierköpfige Familie versteht sich dabei als ein Haus für alle Jahreszeiten – mit einem Quadratmeterpreis unter 900 Euro.
Vielleicht liegt die Antivilla von Arno Brandlhuber einfach in der falschen Klimazone: Denn so konsequent wie dieser Betonbau von den Architekten Joan Ramon Pascuets und Mònica Mosset aus Barcelona kann sich ein Wohnhaus zwischen Berlin und Brandenburg niemals zur Landschaft öffnen. Dafür braucht es warme Temperaturen, möglichst das gesamte Jahr über.
Dieses neue Zuhause für eine Familie mit zwei Kindern in der Nähe des Naturparks Sant Llorenç del Munt i l'Obac verbindet die Wohn- und Außenräume in allen Jahreszeiten – am Ende baute man nicht mehr als ein Dach. Joan Ramon Pascuets und Mònica Mosset, beide gerade mal Anfang 40, haben schon eine Reihe von Wohnarchitekturen geplant und realisiert, Mehrfamilien- sowie Einfamilienhäuser, seit 2015 firmieren sie unter dem Namen Narch.
„Wir wollten ein Haus entwerfen, das mehr einem Garten entspricht, einen Raum, in dem Möbel und Pflanzen direkt unter blauem Himmel stehen“, sagt Mònica Mosset. Ziel der Architekten war ein Lebensraum, der sich mit seiner Umgebung verbindet. Durch Glasschiebetüren verwandelt sich das Wohnhaus in einen bedachten Außenraum. Es sei eben ein Haus mit einem sehr kleinen Budget, aber mit aufgeschlossenen Kunden, freuen sich die Architekten. Neben einem gemeinschaftlichen Wohnbereich wünschten sich die Bauherren drei private Zimmer, zwei Bäder, ein Büro und eine Garage. Für insgesamt 240 Quadratmeter Wohnfläche hatten sie ein Budget von 215.000 Euro.
Die niedrigen Baukosten von kaum mehr als 900 Euro pro Quadratmeter erklären sich einerseits durch die vergleichsweise geringeren Handwerkerhonorare in Spanien, andererseits durch den Mut der Bauherren und ihre Bereitschaft zum Verzicht. Die nackte Stahlkonstruktion markiert auf einem Betonfundament nicht mehr als die Konturen des Hauses, wobei der Rohbaucharme von den Holzeinbauten und dem glattpolierten Estrichboden etwas vermindert wird.
Ein weiterer Clou: Haben die Häuser in der Nachbarschaft in der Regel im Erdgeschoss die Garage und den Wohnbereich in den oberen Etagen, entschieden sich Pascuets und Mosset ganz bewusst für das Gegenteil. Sie nutzen die abfallende Topographie, in dem sie Garage und Büro auf der oberen Straßenebene platzieren, während sich der doppelgeschossige Wohnraum im Erdgeschoss zur Landschaft öffnet. Narch benutzen hier das Bild eines Campingvans, der ein Leben in der Natur erlaubt und Freiheit verspricht. Camping in Beton eben, nur mit eigenem Garten.
FOTOGRAFIE Adrià Goula
Adrià Goula
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