Das Blaue vom Himmel
„Portugal ist Lissabon, der Rest ist Landschaft“, schrieb einst der Schriftsteller Eça de Queiroz über seine Heimat. Es ist ein Satz, der auch heute noch weitgehend gilt. Denn das traditionelle Portugal hat sich auf dem Land größtenteils gehalten – mit Ausnahmen. Ein Beispiel ist das von dem Büro ARX Portugal Arquitectos in Zusammenarbeit mit Stefano Riva entworfene Haus in Juso. Das am Rande des Gebirges Sintra gelegene Gebäude hat abgesehen von seiner Lage nichts mit den so typischen Vorstellungen vom Landleben gemein und erscheint trotzdem ausgeprägt portugiesisch. Seine klaren Linien stehen einerseits im starken Kontrast zur Umgebung und rahmen diese andererseits: mit den eingefassten Innenhöfen, den offenen Terrassen und den Panoramafenstern. Und darüber erstrahlt das Blau des portugiesischen Himmels.
Das zweigeschossige Haus sitzt versteckt hinter einer großen grauen Mauer, die es von allen Seiten abschirmt. Während die Wände des Hauses im Erdgeschoss fast durchgehend verglast sind und einen nahtlosen Übergang von Innen- und Außenraum schaffen, wirkt die erste Etage wie ein fensterloser massiver Block, der durch seine dunkelgrauen Betonplatten komplett von der Außenwelt abgetrennt ist. Dank der Vor- und Rücksprünge des Grundrisses im Erdgeschoss gibt es überdachte oder eingefasste Innenhöfe und Terrassen, die Tageslicht nicht nur in die einzelnen Bereiche des Erdgeschosses, sondern auch nach oben in die erste Etage und nach unten ins Souterrain lassen.
Innen gleich Außen
Betritt man das Grundstück durch die schmale Metalltür in der Mauer, findet man sich in einer weiß gerahmten Wohnanlage vor einer fensterlosen schwarzen Wand wieder. Die gesamte Länge der Wand einnehmend, lässt eine rechteckige, von einer Glasbalustrade geschützte Öffnung in die Tiefe des Untergeschosses blicken – wie eine Art weißes Atrium. Links an der Öffnung vorbei führt ein schmaler, mit weißen Steinplatten ausgelegter Weg zu einer weiteren schwarzen Wand: Auch hier ist eine große Öffnung in den Boden eingelassen. Daneben befindet sich eine unauffällige Glastür, die in das Hausinnere führt. Geradeaus folgt ein hölzernes Treppenhaus, das in die untere und obere Etage führt; links von ihm, an einer kleinen hölzernen WC-Box vorbei, ist die Küche untergebracht. An der Rückseite des Holzvolumens ist eine Küchenzeile mit großen Kühlschränken eingebaut. Ihr gegenüber steht eine U-förmige Kochinsel aus weißem Marmor. Beide Längsseiten des Raumes sind verglast; rechts öffnet sich der Blick zum schmalen Eingangsweg und links auf einen kleinen weiß gekiesten Parkplatz.
Portugiesisch weiß
Auf der linken Seite des Eingangsbereiches liegt das Wohnzimmer. Es ist – wie alle Räume des Gebäudes – typisch portugiesisch ganz in Weiß gehalten und lässt auf den Garten und den Pool blicken. Wie schon in der Küche sind auch hier die Fensterrahmen vollständig in den Boden versenkt, sodass sich die Grenze zwischen Innen und Außen aufzuheben scheint. Dieser Effekt wird durch die Nutzung des weißen Natursteins auf der Terrasse hervorgehoben, der eine ähnliche Anmutung wie der weiße Betonboden des Innenraumes hat und zum rechteckigen Schwimmbad führt. Die Größe des Pools erreicht zwar nicht ganz sportliche Ausmaße, genügt aber für kleine Bahnen zur Erfrischung unter der portugiesischen Sonne. Rechts an ihm vorbei führt eine schmale Treppe aus weißem Beton in das Souterrain des Hauses, in dem drei Arbeitszimmer untergebracht sind. Alle drei Räume werden dank der verschiedenen Atrien mit Tageslicht versorgt, das zudem durch ihre weiße Farbgebung in den Innenraum reflektiert wird.
Nach oben ausgerichtet
Die privaten Bereiche des Wohnhauses befinden sich in der ersten Etage und bieten einen ungestörten Rückzugsort. Gegenüber der hölzernen Treppe ist ein kleines Badezimmer mit einem langen schlichten Waschtisch, WC und Bidet sowie einer Badewanne untergebracht. Links davon liegt das Schlafzimmer der Hausherren. Es umfasst eine große Glasfront auf der linken Seite, die nach unten auf den Parkplatz vor der Küche und nach oben in den meist blauen Himmel blicken lässt. Rechts gibt es ein Badezimmer, das ebenfalls mit Oberlicht erhellt wird und ähnlich schlicht wie das andere Bad ausgestattet ist. Rechts von dem Treppenhaus befinden sich zudem zwei weitere Schlafzimmer, die beide auf eine große mit Teakholz ausgelegte Terrasse münden. Rechts von der Terrasse führt eine schmale weiße Betontreppe auf das mit einem grauen Geländer aus Metall gesicherte Dach. Hier öffnet sich das Haus wieder nach Außen und lässt in die Weite blicken: auf die benachbarten Häuser, das berühmte Sintra-Gebirge, das Meer und natürlich den blauen Himmel.
FOTOGRAFIE FG+SG
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