Projekte

Den Haager Kulturtransfer

Viel Osten im Westen von Bloot Architectuur

Ein niederländisches Backsteinhaus ist zum neuen Zuhause einer ehemals globetrottenden Familie geworden. Bei der baulichen Erweiterung spielten die Architekturtraditionen und das Materialvokabular der ehemaligen Heimat Asien eine wichtige Rolle. Mit viel Holz, offenen Räumen und einer Abkehr von Funktionszuordnungen wirkt vor allem das großzügige und helle Herzstück des Hauses wie ein fernöstlicher Innenhof.

von Tanja Pabelick, 18.07.2024

Seinen Namen East West House erhielt das Den Haager Eckgebäude mit Bezug auf die kulturellen Hintergründe seiner neuen Eigentümer*innen. Die Besitzer*innen stammen aus den Niederlanden und China, sind lange durch die Welt gereist und haben für eine Weile in Asien gelebt. Diese Einflüsse wirken sich auch auf ihre aktuelle Adresse in den Niederlanden aus und prägen den Umbau ihres Hauses. Silhouette und Fassade waren standorttypisch, denn der robuste Backsteinbau aus den Dreißigerjahren wird mit einem Mansardendach abgeschlossen. Ebenso klassisch ist der alte Grundriss, der ganz klar zwischen Zimmern und ihren Funktionen trennt. Die stringente Organisation des Raumplans und die Quadratmeteranzahl sollten für die neuen Bewohner*innen aufgelöst beziehungsweise angepasst werden. Beauftragt mit der Neustrukturierung und der Planung eines Anbaus wurde das Architekturbüro Bloot, das ebenfalls in Den Haag sitzt und sich seit der Gründung 2010 auch auf Wohnbauprojekte spezialisiert hat.


East meets West
Im historischen Bestand sollten sich nach der Modernisierung nicht nur die Vergangenheit und die Zukunft, sondern auch die beiden Welten Ost und West begegnen. Für die Materialpalette bedeutet das im Innenraum einen Fokus auf Holz bei den Einbauten, der Anbau aus Beton wurde im Eingangsbereich mit schmalen Holzleisten verkleidet und durch Elemente aus verzinktem Stahl ergänzt. „Traditionell wird die westliche Architektur von Stein und die asiatische von Holz dominiert. In der asiatischen Architektur setzen sich – teilweise aufgrund des Klimas – Materialien häufig von innen nach außen fort“, erläutern die Planer*innen. Durch die Konzentration auf Zink, Edelstahl und Beton sowie warme Holzoberflächen und Glas ergibt sich im Interieur eine helle, konsequente und warme Atmosphäre, die durch die Wahl unterschiedlicher Oberflächen und Texturen eine zu niederkomplexe Raumwirkung umschifft.

Konsequente Öffnung
Nach dem Eintritt durch die große Stahldrehtür landen die Bewohner*innen zuerst in einem schmalen Flurbereich mit Holzwänden. Auf der einen Seite liegt der Treppenhauskern, der über einen offenen Durchgang erschlossen ist. Gegenüber und fast unsichtbar in die Wände eingelassen sind vier Türen, hinter denen sich nacheinander ein kleines Bad, eine Garderobe, ein Technikraum und eine Abstellkammer befinden. Flur und Wohnzone sind durch eine große Glastür getrennt. Hinter ihr öffnet sich der Raum, aber auch die Decke über das zentral platzierte Glasdach, das Tageslicht in den Wohnbereich bringt. Eine Gliederung erfährt das Layout durch einen abgesenkten Bereich zum Garten hin und in die Architektur integrierte Regale, die als offene Ablagen Lounge und Essbereich voneinander trennen.

Alle zusammen, jeder für sich
Tatsächlich erinnert das Herzstück des Hauses in seiner Gestaltung an für Asien typische Hof- und Gartensituationen. Unter dem Oberlicht wurde ein kleines Beet in den Boden eingelassen und die drei langen Stufen der Fertigteilbetontreppe laden besonders die Kinder dazu ein, sich hier mit Blick auf die Küchenzeile niederzulassen. „Gerade das Fehlen klarer Funktionen macht den Raum so stark“, resümieren die Architekt*innen. Es gibt unterschiedliche Aufenthaltsangebote wie die frei stehende Kücheninsel, eine Fernsehecke, den runden Esstisch oder die Bank hinter dem Regal. Sie erlauben allen Bewohner*innen, zusammen zu sein und doch individuellen Aufgaben oder Interessen nachzugehen. Im Sommer wird die Wohnzone zusätzlich durch den Garten ergänzt. Dann öffnen sich die bodentiefen Fenster zur mit Pflastersteinen und Kies belegten Terrasse, die etwas tiefer liegt als die anschließende Rasenfläche. Dadurch wirkt die Terrasse wie ein klar abgegrenzter Zwischenraum und greift mit seiner Kante das Thema der zwanglosen Sitzmöglichkeiten noch einmal auf.

Facebook Twitter Pinterest LinkedIn Mail
Links

Entwurf

Bloot Architectuur

www.bloota.nl

Mehr Projekte

Aus Werkstatt wird Wohnraum

Umbau im griechischen Ermionida von Naki Atelier

Umbau im griechischen Ermionida von Naki Atelier

Londoner in der Lombardei

Tuckey Design Studio verwandelt ein Wohnhaus am Comer See

Tuckey Design Studio verwandelt ein Wohnhaus am Comer See

Zwischen Stroh und Stadt

Nachhaltiges Wohn- und Atelierhaus Karper in Brüssel von Hé! Architectuur

Nachhaltiges Wohn- und Atelierhaus Karper in Brüssel von Hé! Architectuur

Flexibel zoniert

Apartment I in São Paulo von Luiz Solano

Apartment I in São Paulo von Luiz Solano

Freiraum statt Festung

Familienhaus mit Innenhof in Bangalore von Palinda Kannangara

Familienhaus mit Innenhof in Bangalore von Palinda Kannangara

Kork über Kopf

Umbau eines Penthouse mit Korkdecke von SIGLA Studio in Barcelona

Umbau eines Penthouse mit Korkdecke von SIGLA Studio in Barcelona

Drei Pavillons für ein Familiendomizil

Australisches Wohnhaus von Pandolfini Architects und Lisa Buxton

Australisches Wohnhaus von Pandolfini Architects und Lisa Buxton

Ein Haus der Gegensätze

Kontrastreicher Neubau nahe Barcelona von Ágora

Kontrastreicher Neubau nahe Barcelona von Ágora

Die Magie der Entgrenzung

Luftiger Neubau Casa Tres Patis von Two Bo in Spanien

Luftiger Neubau Casa Tres Patis von Two Bo in Spanien

Raumsequenzen in der Grotte

Casa Gruta in Mexiko von Salvador Román Hernández und Adela Mortéra Villarreal

Casa Gruta in Mexiko von Salvador Román Hernández und Adela Mortéra Villarreal

Altes Haus im neuen Licht

Familienwohnung von Jan Lefevere in Kortrijk

Familienwohnung von Jan Lefevere in Kortrijk

Mehr Platz fürs Wesentliche

Umbau eines Backstein-Cottage in London von ROAR Architects

Umbau eines Backstein-Cottage in London von ROAR Architects

Raum-Chamäleon

Flexibel nutzbarer Anbau in Brisbane von Lineburg Wang

Flexibel nutzbarer Anbau in Brisbane von Lineburg Wang

Wohnräume mit Tiefgang

Innenausbau einer Villa am Rhein vom Düsseldorfer Studio Konture

Innenausbau einer Villa am Rhein vom Düsseldorfer Studio Konture

Holz und Stein im alpinen Dialog

Apartmenthaus Vera von atelier oï und CAS Architektur in Andermatt

Apartmenthaus Vera von atelier oï und CAS Architektur in Andermatt

Haus mit zwei Gesichtern

Umbau eines Reihenhauses in Lissabon von Atelier José Andrade Rocha

Umbau eines Reihenhauses in Lissabon von Atelier José Andrade Rocha

Umbau am offenen Herzen

Ply Architecture transformierte einen Sechzigerjahre-Bungalow in Australien

Ply Architecture transformierte einen Sechzigerjahre-Bungalow in Australien

Reise in die Vergangenheit

Studio Hagen Hall gestaltet ein Londoner Reihenhaus im Mid-Century-Stil

Studio Hagen Hall gestaltet ein Londoner Reihenhaus im Mid-Century-Stil

Downsizing als Designprinzip

Kompaktes Wohnhaus in Portugal von Atelier Local

Kompaktes Wohnhaus in Portugal von Atelier Local

Der Reiz der Reduktion

Innenarchitekt Ilkka Palinperä gestaltet ein Wohnhaus bei Helsinki

Innenarchitekt Ilkka Palinperä gestaltet ein Wohnhaus bei Helsinki

Authentische Askese

Apartment-Rückbau in Paris von Atelier Apara

Apartment-Rückbau in Paris von Atelier Apara

Umbau im Anbau

Gianni Botsford erweitert Fosters Londoner Frühwerk

Gianni Botsford erweitert Fosters Londoner Frühwerk

Visionen vom Wohnen

Design-Apartments auf der MDW 2025

Design-Apartments auf der MDW 2025

Mit Ecken und Kurven

Umbau eines Reihenhauses in London von Pensaer

Umbau eines Reihenhauses in London von Pensaer

Raw in Rio

Von Säulen geprägter Wohnungsumbau von Estudio Nama

Von Säulen geprägter Wohnungsumbau von Estudio Nama

Nostalgie nach Mass

Belgravia Townhouse von Child Studio

Belgravia Townhouse von Child Studio

Grobe Perfektion

Symbiose aus Beton und Holz in einem Apartment in Tokio von Kenta Hirayama

Symbiose aus Beton und Holz in einem Apartment in Tokio von Kenta Hirayama

Appetitliches Apartment

Wohnungsumbau von Iva Hájková Studio in Prag

Wohnungsumbau von Iva Hájková Studio in Prag

Raumwunder in Porto

Umbau eines portugiesischen Mini-Häuschens von Spaceworkers

Umbau eines portugiesischen Mini-Häuschens von Spaceworkers

Hygge auf Tschechisch

Umbau des Cottage Two Sisters von Denisa Strmiskova Studio im Isergebirge

Umbau des Cottage Two Sisters von Denisa Strmiskova Studio im Isergebirge