Die Wohnwerkstatt
Patalab Architekten haben einer alten Londoner Autowerkstatt durch ihren Umbau viktorianischen Glanz verliehen.

Im Londoner Stadt-Dorf und Promi-Viertel Primrose Hill verwandelte das Architekturbüro Patalab eine heruntergekommene Autowerkstatt in ein Wohnhaus in style. Und verlieh dem Projekt mit dem Namen The Gables dabei eine ganz individuelle Art von viktorianischem Glanz.
Der Auftrag war schon eine ziemliche Herausforderung für die Architekten: Ein gewerblich genutztes Gebäude aus den 50er-Jahren sollte in Wohnraum auf der Höhe der Zeit umgewandelt werden. Zudem sollten die Architekten die ehemalige Autowerkstatt nicht nur im Erscheinungsbild, sondern auch in der Materialität dem Umfeld anpassen – in diesem Fall ein unscheinbarer Hinterhof zwischen einer stark befahrenen Eisenbahnlinie und einem Wohnblock aus viktorianischen Häusern.
Facelifting
Den Anfang der umfangreichen Renovierungsarbeiten machte ein Facelifting der Fassade: Das aus insgesamt drei Einheiten bestehende Gebäude, bis dato mit unterschiedlichen Anstrichen im farblichen Patchwork-Look gekleidet, bekam ein einheitliches Ziegelmauerwerk verpasst, so wie es auch auf der Rückseite der viktorianischen Häuser zu finden ist. Patalab löste damit nicht nur ästhetische Ungereimtheiten, sondern isolierte gleichzeitig auch die Hausmauern.
Vorne hui, hinten dezent
Im Sinne der viktorianischen Tradition, die Vorderfront repräsentativ und dekorativ zu gestalten, wählten die Architekten für die Eingangsseite Ziegel mit einer metallfarbenen Bronzeglasur. Je nach Lichtsituation funkelt diese Glasur in verschiedenen Nuancen: „Wie ein Juwel in der Sonne“, so die Architekten. Die Rückseite des Hauses Richtung Eisenbahnschienen dagegen tauchten sie, ebenfalls getreu viktorianischer Prinzipien, in eine dunkel-unprätentiöse Farbe.
Auch im Interieur ist sichtbares Ziegelmauerwerk das vorherrschende Material. Es steht hier im Kontrast zu Holz- und Betonoberflächen sowie den metallgerahmten Fenstern. Das Innere der ehemaligen Werkstatt stellten die Architekten allerdings ziemlich auf den Kopf: Um der Funktion als Wohnhaus gerecht werden zu können, musste die Struktur des Altbaus saniert und neu organisiert werden. Wände wurden verschoben, Bodenplatten gesenkt und Decken angehoben, um zu ebener Erde einen durchgängigen Wohn- und Essbereich mit maximalem Raumvolumen zu schaffen. Strukturiert wurde die Fläche mit drei ins Auge fallenden Elementen: Großzügige Dachfenster fluten den Essbereich mit natürlichem Licht, während im gegenüberliegenden Wohnbereich eine Sitzecke im polierten Betonboden zu versinken scheint. Dazwischen führt eine breite Treppe mit üppiger Eichenholzverkleidung zu den Schlafräumen in der oberen Etage.
Top of the Pops
Besondere Aufmerksamkeit schenkten Patalab auch der Krönung des Hauses: Jeder der drei Einheiten setzten sie einen asymmetrischen Giebel auf, damit alle Einzelteile ihre eigene Identität bewahren können. Diese Idee gab dem in diesem Jahr fertiggestellten Projekt auch seinen Namen: The Gables – die Giebel. Und ganz obenauf ist das Sahnehäubchen dieses gelungenen Umbaus zu finden: Die Architekten gönnten der Wohnwerkstatt eine in London generell sehr selten zu findende Dachterrasse – der Blick auf die Skyline der englischen Metropole ist inklusive.
FOTOGRAFIE Lyndon Douglas
Lyndon Douglas
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