Drehtür zur Kunst
São Paulo, 18. Stock, 600 Quadratmeter: luxuriöses Refugium von Consuelo Jorge Arquitetos.
São Paulo, 18. Stock, 600 Quadratmeter: Das Architekturbüro Consuelo Jorge Arquitetos hat die Wohnung einer kosmopolitischen Kunstsammlerin in ein extrem luxuriöses Refugium verwandelt: mit aufwändigen Umbauten, italienischen Designermöbeln, effektvollen Drehtüren und jeder Menge Kunst.
Pinheiros, genauer gesagt Jardim Paulistano, ist einer der teuersten Stadtteile der brasilianischen Metropole. Hier befindet sich im 18. Stock eines Hochhauses die Wohnung einer 34-jährigen Kunstsammlerin, die zwischen New York und São Paulo pendelt. Sie wünschte sich einen galerieähnlichen Ort für ihre Kunstsammlung und gleichzeitig ein behagliches Zuhause – eine nicht ganz alltägliche Aufgabe also für die (Innen-)Architekten.
Grundriss ausgetauscht
Verantwortlich für das Interiordesign ist die in São Paulo ansässige Architektin Consuelo Jorge, die gemeinsam mit externen Licht- und Küchenplanern das Konzept entwickelte. Ganze zwei Jahre dauerten die (Umbau-)Arbeiten, was zeigt, wie aufwändig das Projekt war. Kein Wunder, schließlich wurde nicht nur der ursprüngliche kleinteilige Grundriss aufgegeben und stattdessen eine offene, großzügige Raumaufteilung umgesetzt. Zum Schutz der Kunst bei schwierigen klimatischen Verhältnissen wurden auch Spezialisten für Klimaanlagen, Be- und Entlüftungstechnik hinzugezogen.
Apropos Grundriss: Er beherbergt auf der imposant großen Fläche von 600 Quadratmetern eine Wohnküche mit freistehendem Küchenblock, einen Haushaltsraum, ein großes Wohnzimmer, das eingerahmt wird von zwei Loggien, eine Bibliothek, einen Kinosaal, Gästebäder sowie zwei große Schlafräume mit En-Suite-Badezimmern.
Über einen Fahrstuhl gelangt man in die Mitte der Wohnung und wird von einer Drehtür aus finnischem Kiefernholz empfangen. Nun durchschreitet man eine Art Tunnel, ehe sich dahinter – als bewusst inszenierter Aha-Effekt – der 120 Quadratmeter große Wohnraum öffnet. Das Motiv der sich drehenden Tür findet sich auch in der angrenzenden Bibliothek wider: in Form einer beweglichen Regalwand. Öffnet sie sich, tritt man ein in den Kinosaal, der mit den ausladenden Lounge-Sofas Tufty Time von Patricia Urquiola für B&B Italalia ausgestattet ist. Schließt sich die Regalwand, scheint sie lediglich eine gut bestückte Bibliothek zu sein.
Im Luxus schwelgen
Der Master Bedroom wird auf zwei Seiten flankiert von jeweils einem Ankleidezimmer mit angeschlossenen Badezimmer – für die Bauherrin und ihren Partner. Das Schlafzimmer ist reduziert eingerichtet, wirkt aber dennoch behaglich. Doppelbett (Febo, Antonio Citterio, B&B Italia), Sessel und Pouf (Portofino, Rodolfo Dordoni, Minotti) sind mit cremefarbenem Stoff bezogen und werden ergänzt durch ein Sideboard aus warmem Holz, das gleichzeitig als Nachttisch dient. Einen schönen Kontrast zu den Möbeln und den weiß getünchten Wänden bilden teils übereinandergelegte Orientteppiche in Rottönen. Antike Vasen und eine Schwarz-Weiß-Fotografie aus der Sammlung des Hausherrn setzen Akzente. Die Ankleidezimmer sind schlicht und dennoch luxuriös gehalten: mit großzügigem, hinter Schiebetüren verborgenem Stauraum und Kronleuchtern von Baccarat.
Das Bad der Dame des Hauses mit von zwei Seiten hereinfallendem Tageslicht ist geradezu klassisch zweigeteilt: Einer ovalen, freistehenden Badewanne gegenüber angeordnet ist ein weißes Einbauelement, das ein trogähnliches Waschbecken und Stauraum birgt. Daneben – abgetrennt durch eine Wand aus dunklem Marmor – verbirgt sich eine Walk-in-Dusche. Durch eine Schiebetür indes gelangt man vom Kinderzimmer ins Bad. Sanitärelemente wie Badewanne und freistehendes Waschbecken erinnern an Klassiker der Jahrhunderte, die als Solitäre frei verteilt den Raum schmückten. Eine komplett mit einem Spiegel versehene Wand sowie verschieden geformte Spiegel über dem Waschbecken und der Kommode erweitern den Raum ins Unendliche.
Wohnen zwischen Kunst und Design
Wer hier wohnt, der lebt mit der Kunst: Gemälde, Skulpturen, Möbel, Kunstgewerbe. Sie findet sich in sämtlichen Räumen der Wohnung: In verschiedenen Höhen angebracht an den Wänden, auf Sideboards aufgestellt oder auf dem Fußboden liegend, als antike oder Vintage-Möbelstücke im täglichen Gebrauch. Ergänzt wird die Kunst von zeitgenössischen, meist italienischen Möbeln und Leuchten von Herstellern wie B&B Italia, Living Divani, Artemide und Moooi. Die Wohnung ist – wie es sich für eine Ausstellungsfläche gehört – mit ihren weißen Wänden und Decken, dem mit Kalksandsteinplatten ausgelegten Fußboden und der extravaganten Eingangstür aus hellem Kiefernholz neutral gehalten. So wird die Kunst zum Fokus des Interieurs.
FOTOGRAFIE Fran Parente
Fran Parente