Projekte

Ein Bassin zum Fliegen gebracht

von Katrin Schamun, 03.05.2007

Wenn manche Menschen, bevorzugt Weintrinker, an Südtirol denken, kommt ihnen vermutlich die Weinsorte Kalterer See in den Sinn. Kaltern, die kleine Gemeinde in Südtirol liegt inmitten einer schönen Berglandschaft an einem See, nach dem der bekannteste Wein der Region benannt ist. Seit letztem Jahr dürfte sein Bekanntheitsgrad noch gestiegen sein, denn die kleine Gemeinde ist um eine architektonische Attraktion und gleichzeitig einen Ort der Erholung reicher – einem Seebad, entworfen von einem Wiener Architekturbüro mit dem ungewöhnlichen Namen „the next ENTERprise“. Badegäste tummeln sich hier auf einem riesigen Sonnendeck entweder auf Badetüchern oder im Wasserbecken, dass etwa fünf Meter über dem Erdboden schwebt.
Der Kalterer See liegt etwas außerhalb der Gemeinde inmitten von sanften Berghängen, auf denen Weinstöcke und Obstbäume wachsen und ist zu Fuß bequem in zwei Stunden zu umrunden. Als Erweiterung des schönen Seestrandes beschloss die Gemeinde ein Freibad zu errichten, wohl mit einem Seitenblick auf die Gemeinde Vals im Nachbarland, wo der Schweizer Architekt Peter Zumthor mit der vielbeachteten Therme einen Anziehungspunkt in dem einst verschlafenen Ort schaffte. So war es eine richtige Entscheidung, für das Projekt den auffallenden Entwurf des Wiener Architekturteams, Marie-Therese Harnoncourt und Ernst Fuchs, zu nehmen, die als Sieger aus dem im Jahre 2002 ausgeschriebenen Wettbewerb hervorgingen. Ein Jahr später und in reduzierter Form, verwandelt vom Hallenbad zum Freibad, wurde das Projekt verwirklicht. Das Grundkonzept blieb dabei trotzdem erhalten.
Vom Sonnendeck abtauchen hinab ins Aquarium
Das Schwimmbecken hebt sich vom Boden ab. Seine Oberkante liegt fünf Meter über dem Boden, so dass die Landschaft als Liegewiese unter dem Becken weiter verläuft. Die Stützkonstruktion, die das Wasser des Beckens in der Schwebe hält, gleicht einer aus Beton gegossenen Skulptur. Höhlenartige Räume mit gefalteten Decken sind in der tragenden Konstruktion ausgebildet, die Erlebnisbecken, Wasserspiele und einen Whirlpool bergen. Das Bad ist auf mehreren Ebenen organisiert. Der Bereich direkt unter der Plattform wird von den Architekten das Aquarium genannt, zu dem eine Treppe vom Atrium aus hinab führt. Die Bereiche für Spiel und Spaß sowie für Technik- und Versorgung und Umkleidekabinen befinden sich auf dem Niveau des Sees in den Hohlräumen der Betonskulptur. Hier tummeln sich aufgeregt Kinder im Sprudelbecken oder spielen unter den Wassertropfen im Regenraum. An einigen Stellen wachsen diese Räume von unten trichterförmig nach oben und ragen an der Oberfläche des Wassers wie kleine Vulkaninseln aus dem Meer heraus. Die durch ihre Verkleidung aus Edelstahl in der Sonne schimmernden Gebilde werden von Schwimmenden umkreist. Zwei runde, verglaste Öffnungen im Boden des Schwimmbeckens bringen zusätzlich Licht in die höhlenartigen Räume und gestatten Blicke auf das Geschehen oben.
„Wenn ich nicht hier bin, bin ich auf dem Sonnendeck, oder im Aquarium…“
Die weit ausladende Plattform, das Sonnendeck ragt bis zu 17 Meter weit über die Wiese. Von hier bietet sich ein grandioser Weitblick über den See mit dem Panorama der Berglandschaft im Hintergrund. Auf dieser Höhenlage, dem Platz an der Sonne, befindet sich das große in der Hohlraumdecke der Stahlbetonkonstruktion eingelassene Schwimmbecken, um das sich Liegen reihen, vollbesetzt mit Sonnenanbetern. Für Kinder gibt es ein räumlich abgetrenntes und von Palmen und Sonnenschirmen umgebenes Becken. Auf derselben Ebene reihen sich Cafeteria, Bar und Weinladen und sorgen für die Verpflegung der Gäste, die teils auf der Seepromenade flanieren oder sich dem Sonnen- oder Wasserbad hingeben. Das Ende des Sonnendecks geht über zu einer Tribüne, von der diese künstliche Badelandschaft sanft auf der Kalterer Bergwiese ausläuft.
Facebook Twitter Pinterest LinkedIn Mail
Links

Projektarchitekten

the next ENTERprise Architects

Fotograf

Lukas Schaller

www.lukasschaller.at

Mehr Projekte

Messingfarbene Highlights

Neugestaltung des Hotels zum Hirschen in Salzburg von LP  architektur und Dietrich  Untertrifaller

Neugestaltung des Hotels zum Hirschen in Salzburg von LP  architektur und Dietrich  Untertrifaller

Über den Dächern

Umbau einer Berliner Penthousewohnung von Christopher Sitzler

Umbau einer Berliner Penthousewohnung von Christopher Sitzler

Zirkuläre Raute

Bürogebäude The Cradle in Düsseldorf von HPP Architekten

Bürogebäude The Cradle in Düsseldorf von HPP Architekten

Der Fjord als Bühne

Sauna Trosten in Oslo von Estudio Herreros

Sauna Trosten in Oslo von Estudio Herreros

Mehr als heiße Luft

Saunen inmitten der Natur

Saunen inmitten der Natur

Monolith in der Schwebe

Ein abgelegenes Waldbad von Vector Architects in China

Ein abgelegenes Waldbad von Vector Architects in China

Vision und Tradition

Hotel Badeschloss in Bad Gastein von BWM Design

Hotel Badeschloss in Bad Gastein von BWM Design

Wohnen im Wasserwerk

Loftwohnung in ehemaligem Pumpwerk von Giorgio Gullotta Architekten

Loftwohnung in ehemaligem Pumpwerk von Giorgio Gullotta Architekten

Moderner Barock

Kunst- und Designhotel in Berching von Atelier Dimanche

Kunst- und Designhotel in Berching von Atelier Dimanche

Sportliche Erfrischung

Neuer DFB-Campus in Frankfurt am Main von kadawittfeldarchitektur

Neuer DFB-Campus in Frankfurt am Main von kadawittfeldarchitektur

Moderne Badkultur

Das Royal in Bad Füssing wird von Zeilberger + Hartl Architekten umgebaut

Das Royal in Bad Füssing wird von Zeilberger + Hartl Architekten umgebaut

Trigonale Interventionen

Altbausanierung in Porto mit modernen Ecken von Paulo Moreira

Altbausanierung in Porto mit modernen Ecken von Paulo Moreira

Unikate aus Titan-Stahl

Bette stattet die Bäder im Hotel Wilmina aus

Bette stattet die Bäder im Hotel Wilmina aus

Radikales Raffinement

Studio-Apartment von minuit architectes in Paris

Studio-Apartment von minuit architectes in Paris

Schutzraum wird zum Wohnraum

Transformation eines Hochbunkers in Hamburg von Björn Liese

Transformation eines Hochbunkers in Hamburg von Björn Liese

Ganzheitliche Genesung

Krankenhausneubau von tsj-architekten in Niedersachsen

Krankenhausneubau von tsj-architekten in Niedersachsen

Maritime Farbwelten

Neugestaltung der Bäder im 25hours Hotel Hamburg HafenCity von Stephen Williams Associates

Neugestaltung der Bäder im 25hours Hotel Hamburg HafenCity von Stephen Williams Associates

Besondere Böden

Fünf Projekte mit ungewöhnlicher Bodengestaltung

Fünf Projekte mit ungewöhnlicher Bodengestaltung

Moderne Behaglichkeit

Ausgestaltung einer Villa im Großraum Frankfurt von Andrea Busch Inneneinrichtung

Ausgestaltung einer Villa im Großraum Frankfurt von Andrea Busch Inneneinrichtung

Heilende Räume

Umbau einer Reha-Einrichtung in Polen

Umbau einer Reha-Einrichtung in Polen

Fenster zum Bad

Ein 10.000-Euro-Umbau von TAKK in Barcelona

Ein 10.000-Euro-Umbau von TAKK in Barcelona

Baden in Beton

Ehemaliges Lagerhaus in Athen wird zum Penthouse

Ehemaliges Lagerhaus in Athen wird zum Penthouse

Ausweitung der Komfortzone

Wohnanlage für Studierende in Bielefeld von Stopfel Architekten

Wohnanlage für Studierende in Bielefeld von Stopfel Architekten

Mit Scarpa baden

Ludwig Godefroy gestaltet das Hotel Casa TO in Oaxaca

Ludwig Godefroy gestaltet das Hotel Casa TO in Oaxaca

Gestaffeltes Wohnhaus

Umbau einer kleinen Genter Stadtvilla von Graux & Baeyens Architecten

Umbau einer kleinen Genter Stadtvilla von Graux & Baeyens Architecten

Mediterrane Moderne

Zweizimmerwohnung in Barcelona von Szymon Keller

Zweizimmerwohnung in Barcelona von Szymon Keller

Durchbruch zur Natur

Hotel Sou von Suppose Design Office auf der japanischen Insel Fukue

Hotel Sou von Suppose Design Office auf der japanischen Insel Fukue

Reflektierte Flusslandschaft

Neugestaltung der Sanitärräume auf der Münchner Praterinsel

Neugestaltung der Sanitärräume auf der Münchner Praterinsel

Buntes Versteck

Ein Hausumbau von i29 in Amsterdam

Ein Hausumbau von i29 in Amsterdam

Schwereloses Schwimmbecken

HAL Architects bringen einen Londoner Pool zum Schweben

HAL Architects bringen einen Londoner Pool zum Schweben