Ein Sofa im Garten
Viel mehr Platz auf kaum mehr Fläche: Hausumbau in einer Siedlung mit Ensembleschutz

Das Badezimmer zu klein, die Schlafzimmer ohne Heizung und dann auch noch kein Wohnzimmer: Wer ein Haus umbauen möchte, sollte vor dem Kauf wissen, worauf er sich einlässt. Björn Martenson vom Büro Amunt hat für eine fünfköpfige Familie im Aachener Stadtteil Burtscheid ein schmales Reihenhaus aus den 1930er Jahren umgebaut und saniert. Von der Straße aus sieht man so gut wie nichts, denn die gesamte Wohnsiedlung steht unter Ensembleschutz. Aber im Garten: Dorthin wurde das Sofa ausgelagert.
Richtig umbauen
Familien kennen das Problem: Hat man sich einmal in einer Nachbarschaft eingerichtet, möchte man nicht mehr wegziehen. Doch was, wenn Wohnung oder Haus zu klein geworden sind? Eine fünfköpfige Familie aus Aachen Burtscheid konnte mit etwas Glück eine nahegelegene Lösung finden und ist innerhalb der gleichen Straße noch einmal in die eigenen vier Wände gezogen. Das Haus war baugleich mit dem Vorgänger, in dem sie zuvor zur Miete gewohnt haben, die Umbauwünsche waren also schon bekannt.
Minimale Veränderungen mit großer Wirkung
Viel ist nicht hinzugekommen: Die 85 Quadratmeter Wohnfläche wurden nur um insgesamt neun Quadratmeter erweitert. Mit präzisen Eingriffen wurde das schmale Siedlungshaus an die Wohnbedürfnisse der heutigen Zeit angepasst. Auf allen Etagen wurden die Räume durch kleine, feine Ergänzungen optimiert und entsprechend ihrer Nutzung vergrößert. „Das Erdgeschoss war vor allem ein Problem“, erinnert sich Björn Martenson. „Hier sollte Platz für Küche, Wohnzimmer, Eingang und Garderobe sein.“ Das passte vorne und hinten nicht. „Bei diesen schmalen Parzellen kann man aber auch nicht einfach das Haus in den Garten erweitern, dann hat man am Ende in der Mitte einen dunklen Raum als Fernsehzimmer“, erklärt der Architekt. Deshalb entschied man sich für einen Wintergartenähnlichen Anbau – nur die Sofaecke steht nun gemütlich im neuen Erkerraum mit Blick in den Garten.
Wohnpuzzle mit Anbau
Der Rest war wie ein Puzzle. Die Rückwand wurde neu gedämmt – mit dem Vorteil, dass sich der Waschtisch im Obergeschoss perfekt in die dickere Wand integrieren ließ. Ein größerer Eingriff war der Dachausbau mit der neuen Gaube; über eine schlichte Leiter gelangt man von hier aus in den Dachspitz. Die Decke des zweiten Badezimmers, das in der oberen Etage eingebaut wurde, dient durch geschickte Überlagerung als Schlafempore des Kinderzimmers.
Außerdem musste die gesamte Decke im Obergeschoss neu verstärkt werden. Deshalb wurden über den Betonstürzen des Bestands neue Holzstürze eingebaut. „Die Innenräume werden jetzt durch die hellen Holzbalken gerahmt und bekommen so einen neuen Zusammenhalt“, meint Martenson.
Nebenkosten bedacht
Zusätzlich wurden bei der Sanierung die zukünftigen Nebenkosten mitbedacht: Neben der rückseitigen Fassade zum Garten mussten auch Dach und die Bodenplatte neu gedämmt werden; während die Straßenfront bereits in den 1980er Jahren ausreichend isoliert wurde. Und eine Heizung fehlte nicht nur im Schlafzimmer – der älteren Dame, die hier vorher gewohnt hatte, genügte eine Ofenheizung im Wohnzimmer.
Im Mai konnte die Familie einziehen, nach etwa eineinhalb Jahren Bau- und Planungszeit. Die Baukosten für das Haus Gilles lagen bei etwa bei 120.000 Euro, inklusive Architektenhonorar.
Und was sagen die beiden Nachbarn links und rechts? „Etwa 80-90 Prozent der Wohnhäuser sind in der Siedlung bereits umgebaut“, schätzt Björn Martenson – für sein Büro wird er deshalb in dem Viertel nur schwer einen Folgeauftrag akquirieren können. Doch von Aachen oder Bremen bis München: Schmale Reihenhäuser warten in fast jeder Stadt.
FOTOGRAFIE Filip Dujardin
Filip Dujardin
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