Projekte

Ein willkommener Hafen

von Katharina Horstmann, 26.10.2011


Waschbecken aus Beton, in den Boden eingelassene Hocktoiletten, Urinale aus alten Autoreifen und ein Abflusssystem, das im Erdboden verebbt: Die Badeanstalt des nordthailändischen Waisenhauses Safe Haven ist für westliche Verhältnisse primitiv ausgestattet. Für die Gegend ist der Low-Tech-Entwurf des norwegischen Architekturbüros TYIN tegnestue jedoch eine fortschrittliche Neuerung: hell, hygienisch und langlebig.


Ban Tha Song Yang ist ein kleines Flüchtlingsdorf unmittelbar an der Grenze zu Burma. Seine Einwohner gehören größtenteils der Karen an, einer Gruppe ethnischer Minderheiten, die durch die Militärdiktatur in Burma verfolgt werden und gewaltsam nach Thailand umsiedeln müssen. Viele von ihnen sind Kinder, die ihre Eltern entweder verloren haben oder von ihnen getrennt wurden und heute im Waisenhaus Safe Haven leben.

Norwegisches Hilfsprojekt

Safe Haven wurde vor fünfzehn Jahren von Tasanee Keereepraneed gegründet, die damals ihr Elternhaus zu einem Waisenhaus umwandelte und heute rund fünfzig benachteiligte Kinder beherbergt. Vor wenigen Jahren wurde TYIN tegnestue auf Safe Haven aufmerksam. Das gemeinnützige Architekturbüro aus dem norwegischen Trondheim hatte dank institutioneller und privater Spenden schon verschiedene Hilfsprojekte im ländlichen Thailand realisiert und wollte auch dem Waisenhaus helfen.

Bei einer Besichtigung vor Ort wurden die Architekten Andreas Grontvedt Gjertsen und Yashar Hanstad schnell auf die Missstände der existierenden Sanitäranlagen aufmerksam, die eng und dunkel waren. Eine Struktur für ein neues Badehaus gab es schon, und es galt, Tasanee Keereepraneed bei der Realisierung zu unterstützen und die hüttenähnliche Holzkonstruktion weiterzuentwickeln.

Lokale Materialien

Besonders wichtig war den Norwegern, einen Ort zu schaffen, der auf die einfachsten hygienischen Bedürfnisse eingeht und dabei die Lebensbedingungen verbessert – wenn möglich mit technischen Neuerungen und der Nutzung von lokalen Materialien, hauptsächlich Bambus und Bauholz.

Die Toiletten wurden in einem gelben und einem rosafarbenen Betonvolumen untergebracht, die jeweils zwei einfache Hock-WCs umfassen, die manuell gespült werden müssen. Hinter dem gelben Körper befinden sich zudem drei Urinale, die aus Autoreifenteilen gestaltet wurden und dank blauer Rohre an den Abfluss angeschlossen sind. Zwischen den beiden Volumen liegt der zentrale Badebereich. Hier stehen drei große Betonbecken auf einem erhöhten Fußbodengerüst aus Holzlatten, unter dem Kieselsteine liegen. Zu einer Seite – hier befindet sich eine Teakholzplantage – ist der Bereich offen gehalten; zur anderen Seite wird er durch eine schräge Fassade aus geflochtenem Bambus begrenzt. Sie schützt nicht nur vor fremden Blicken, sondern schafft dank ihrer Neigung einen überdachten Gang, der die verschiedenen Bereiche miteinander verbindet.

Natürliche Abwasserbeseitigung
 
Eine große Herausforderung war die Abwasserbeseitigung. Die Architekten schufen ein neues System, das auch während der heftigen Regenzeit das zusätzliche Wasser auffangen soll – und das mit relativ einfachen Mitteln. Die existierenden Sanitäranlagen hatten einen Boden aus Beton, auf dem sich leicht Wasser und Dreck ansammelte und der schwierig zu reinigen war. Für das neue Badehaus suchten Grontvedt Gjertsen und Hanstad nach alternativen Lösungen, nicht nur für das Waisenhaus, sondern beispielhafte für die gesamte Gegend. Sie wählten Kies- und Holzböden, da diese leicht sauber, aber vor allem trocken zu halten und somit hygienisch sind. Das Abwasser wiederum wird durch Rohre in den Erdboden gespült, wo es verebbt – funktional und ganz natürlich.
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