Ein Wüstenschiff
Die kalifornische Wüste erstreckt sich über rund 60.000 Quadratkilometer und umfasst neben dem glühend heißen Death Valley mit seinen Geisterstädten und Minen die abwechslungsreiche Mojave-Wüste. Sie ist mit ihren roten Sanddünen, Aschenkegeln, Joshua-Tree-Wäldern und gigantischen Felsblöcken die Heimat von Wüstenschildkröten, Maultierhirschen – und dem Yucca Crater. Entworfen vom dem in Los Angeles ansässigen Ball-Nogues Studio dient die kesselförmige Holzstruktur nicht nur als attraktive Aussichtsplattform. Vielmehr bietet sie inmitten der ausgedörrten Landschaft Erfrischung – und das dank dem in ihrem tiefen Inneren integrierten Badebecken.
Land unter den Schutz des Staates und damit der Allgemeinheit zu stellen, hat eine lange Tradition in den Vereinigten Staaten. Schon zu Zeiten des Goldrauschs und der Suche nach neuem Siedlungsland gab es immer wieder Menschen, die von der Schönheit der Natur so angetan waren, dass sie deren Schutz forderten. Heute sind von den etwa 9,8 Millionen Quadratkilometern der USA fast 2,6 Millionen als Public Land ausgewiesen. Davon unterstehen 320.000 Quadratkilometer dem National Park Service, der 58 Nationalparks umfasst, unter ihnen den Joshua Tree National Park an der Grenze der Mojave-Wüste. Zum Vergleich: Italien besteht aus einer Fläche von rund 300.000 Quadratkilometern.
Public – Land – Art
Die gemeinnützige Organisation High Desert Test Sites lädt in jedem Herbst Künstler ein, um genau diese vielfältige Landschaft im Südosten Kaliforniens als Experimentierfläche zu nutzen und fernab der gewohnten Institutionen, Galerien und Schirmherrschaften Werke für sie zu gestalten. 2011 fiel die Wahl auf das an der Schnittstelle zwischen Architektur, Design und Kunst arbeitende Ball-Nogues Studio, das mit seinem Yucca Crater einen geografischen Raum in einen architektonischen umwandelte. Die Designer laden die Besucher ein, eine Pause in der Wüste zu machen und dabei ihre Beziehung zu einem Kunst-Nebenprodukt – gar Müll – zu überdenken.
Schiffsrumpf als Badebecken
Form und Material des Yucca Crater sind Reste des Projekts Talus Dome, einer früheren Installation des Designbüros. Es besteht aus mehr als 900 Felsstein-großen Metallkugeln, die dank einer hölzernen Schalungsform zu einem übergroßen Kieshaufen gestapelt wurden. Die für die Herstellung des Talus Dome genutzte Holzvorrichtung fand nun eine Zweitverwendung außerhalb ihres ursprünglichen Kontextes: Sie wurde zu einem selbständigen Kunstwerk transformiert, dem Yucca Crater.
Seit Oktober steht die einem Schiffsrumpf ähnelnde, zehn Meter hohe Struktur fest in der Erde verankert in der Mojave-Wüste. Von außen ist das Sperrholz natürlich belassen, nur im unteren Innenbereich, dem Badebecken, wurde es mit hellblauem Lack gestrichen. Eine Leiter an der schrägen Außenwand führt nach oben, eine weitere von dort aus in das mit Salzwasser gefüllte Bassin. An der Innenseite eingelassene Vertiefungen laden die Besucher außerdem zum spielerischen Kunst-Erklettern ein.
FOTOGRAFIE Scott Mayoral
Scott Mayoral
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