Eine Urlaubsgeschichte
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Saint-Tropez war schon für viele eine Inspirationsquelle – insbesondere für die Maler Paul Signac und Henri Matisse, David Hockney oder Stefan Szczesny. Doch auch der Designer und Innenarchitekt Christophe Pillet ließ sich von der Landschaft und der traditionellen Architektur des Städtchens an der französischen Riviera begeistern – und gestaltete das Hotel Sezz Saint-Tropez wie ein provenzalisches Dorf, das zwar nicht zum Meer hin, dafür aber um einen großzügigen Swimmingpool angeordnet ist.
Saint-Tropez’ Anfänge als Jet-Set-Destination reichen bis ins Jahr 1892 zurück: Auf einer Reise verliebte sich der Maler Paul Signac in das provenzalische Fischerdorf an der Côte d’Azur und kaufte sich die Villa Hune. Fortan verbrachte er hier die Sommermonate – und mit ihm seine Freunde Henri Matisse, Pierre Bonnard sowie Albert Marquet. Und es war auch hier, wo die Malereistile Fauvismus und Pointilismus geboren wurden, inspiriert von dem Spiel der Farben, dem tiefblauen Meer und Himmel sowie dem strahlenden Sonnenlicht. Jean-Paul Satre und Simone de Beauvoir entdeckten die Gegend rund 50 Jahre später und mit ihnen zahlreiche Schauspieler und Musiker wie Marlene Dietrich oder Miles Davis. 1956 war Saint-Tropez in den ersten Filmproduktionen zu sehen und erlangte damit weltweit Berühmtheit.
Das Fischerdorf
Doch trotz des Glanzes und der zahlreichen Festivitäten, die hier heute stattfinden, ist Saint-Tropez ein authentisches Fischerdorf mit verwinkelten Gassen, Häusern mit traditioneller Architektur und einer entspannten Atmosphäre geblieben. Und genau davon ließen sich nun der Hotelier Shahé Kalaidjian und der Designer Christophe Pillet inspirieren. Nachdem sie schon 2005 gemeinsam das Hotel Sezz Paris eröffneten, folgte vor kurzem das Hotel Sezz Saint-Tropez. „Wir möchten in Saint-Tropez nicht das Pariser Konzept imitieren“, erklärt Pillet. „Wir sind wie Schriftsteller, die zwei unterschiedliche Geschichten schreiben. Das Hotel Sezz in Paris erzählt vom Stadtleben, wohingegen das Hotel Sezz Saint-Tropez eine Urlaubsgeschichte ist. Beiden gemein sind die Erzähler mit derselben Denkweise.“
Das Wasser
Das Hotel Sezz Saint-Tropez liegt im Grünen außerhalb des Ortes, nur wenige Gehminuten vom Strand entfernt, und erinnert an ein kleines, für die Gegend typisches Dorf. Die 37 ebenerdigen Zimmer, Suiten und Villen sind um das Herzstück des Hotels gruppiert: den großzügigen Swimmingpool. Die Häuser selbst bestehen aus typisch provenzalischen Materialien: Christophe Pillet kombinierte braungraue Stein- und Holzwände sowie Ziegel aus lokalem Sandstein mit riesigen Glaswänden und übergroßen Fenstern. Das Resultat sind luftige, lichtdurchflutete Räume, in denen die Grenzen zwischen Innen und Außen verwischen.
Das Innere
Es gibt keine Rezeption im klassischen Sinn, stattdessen werden die Gäste von ihrem Personal Assistant empfangen, der ihnen während ihres ganzen Aufenthalts zur Verfügung steht. Zuallererst macht er sie mit den verschiedenen Bereichen des Hotels vertraut, angefangen mit ihren Zimmern. Hier kann zwischen fünf Bungalows mit 30 Quadratmetern, 30 so genannten Cocoons mit je 40 Quadratmetern und zwei Villen mit einer Größe von 90 Quadratmetern gewählt werden. Jede Unterkunft ist individuell gestaltet und umfasst eine Außendusche sowie eine eigene Terrasse, die zum Hauptpool oder in einen privaten Garten führt. Die Villen verfügen neben zwei Schlafzimmern und einem separaten Wohnzimmer sogar über ein eigenes Badebecken.
Die Farben
Für die Innenräume wählte Christophe Pillet Farben aus den 1950er Jahren, die er mit einem Mix aus Weiß, Hellgrau und -blau, Dunkelbraun und Safran verband. Als Farbtupfer und Kontrast zu den gedeckten Tönen dienen senffarbene Teppiche sowie das Rot der Leuchten und Tagesdecken. Sämtliches Mobiliar wurde von dem Pariser Designer für verschiedene italienische und amerikanische Möbelfirmen entworfen. Die Leuchten etwa werden von Mazzega und Oluce hergestellt, die Stühle von Emeco und die Badezimmereinrichtung von Fantini und Boffi.
Das Spa
Wem die Erholung im eigenen Zimmer und am Pool nicht ausreicht, steht das Spa Sezz zur Verfügung. Es umfasst zwei Behandlungsräume, einen Whirlpool und einen Hammam. Auch hier – wie schon in den Bädern der Zimmer – wurden lokale Materialien verwendet. So kombinierte Christophe Pillet einheimisches Holz und Ziegel aus lokalem Sandstein mit Badewannenarmaturen aus Edelstahl und übergroßen quadratischen Duschköpfen. Und wer die Sonne beim Entspannen nicht missen will, kann sich in dem japanischen Garten des Hotels massieren lassen und dabei – wie schon Paul Signac, Henri Matisse, Pierre Bonnard oder Albert Marquet – die Schönheit der provenzalischen Natur genießen.
FOTOGRAFIE Manuel Zublena
Manuel Zublena
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