Endloser Wolkenspiegel
Wohnhaus mit Infinitypool in Kolumbien von Cinco Sólidos
„Stadt des ewigen Frühlings“ wird Medellín, die zweitgrößte Metropole Kolumbiens, wegen ihres milden Klimas genannt. Entsprechend häufig dürfte der große Pool der Casa JL genutzt werden, der keine Grenzen zu haben scheint und das Highlight des ebenso reduzierten wie extravaganten Hauses ist.
Ist es schön? Dient es einem bestimmten Zweck? Beeinflusst es die Art und Weise, wie Menschen mit dem Raum interagieren? Schafft es eine sinnliche Beziehung zu den Bewohner*innen? Diese Fragen stellte und beantwortete sich das Team von Cinco Sólidos während des Entwurfs der 900 Quadratmeter großen Casa JL bei jeder einzelnen Designentscheidung von Neuem. Mit Blick auf die kolumbianische Millionenstadt Medellín und die dahinter gelegenen Bergketten schmiegt sich die Villa an einen Hang und erstreckt sich über zwei Ebenen. Die Verbindung zwischen der Architektur und ihrem Kontext war der Ausgangspunkt für die Gestaltung des außergewöhnlichen Baus.
Atmosphäre mit Methode
In der unteren Etage befinden sich – neben der Garage und dem Hauswirtschaftsraum – die Küche, ein Esszimmer, ein Wohnbereich und ein separates, verglastes Fernsehzimmer mit extrabreitem Sofa. Auf das Wesentliche reduziert ist das Interieur, das von klaren Linien, Geometrien, üppigen Pflanzen sowie von ruhigen und natürlichen Farben bestimmt ist. „Der Raum sollte sich nicht starr anfühlen, sondern einen Austausch zwischen den sozialen Bereichen und Orten des Rückzugs erlauben. Architektonische Elemente wie die Treppe unterbrechen das offene Gefüge und fungieren auch als kontemplative Objekte. Der Raum soll die Sinneswahrnehmung verändern, Emotionen beeinflussen, Verbindungen mit seiner Umgebung schaffen und dabei von allen unnötigen Elementen bereinigt sein, die seine Energie kontaminieren könnten“, erklärt die Architektin Maria Fernandez.
Gestaltete Poesie
Im oberen Bereich des Hauses befinden sich drei Schlafzimmer, in denen der Kontrast zwischen dem warmen Holz und dem kühlen Beton besonders deutlich wird. Die Möbel wählten die Architekt*innen auch wegen ihrer haptischen Wirkung und ihrer rohen Materialität aus. „Zugleich sind es Objekte, die die reduzierten Innenräume mit Wärme und Textur kontrastieren. So fühlt sich jeder Raum wie eine kuratierte Objektsammlung an, die nicht nur zweckmäßig, sondern auch bedeutungsvoll ist. Nichts sollte fehl am Platz wirken, nichts sollte sich überflüssig anfühlen“, so Fernandez. Auch das Licht spielte bei der Planung eine entscheidende Rolle. Runde Oberlichter und die verglaste Fassade bringen viel Helligkeit in das Zuhause. Zudem formen Licht und Schatten auf den puren Materialien fast poetische Eindrücke von Tiefe und Wärme.
Blick in die Unendlichkeit
Die enge Verbindung zwischen Raum, Architektur und Natur, die Cinco Sólidos mit der Casa JL zelebrieren will, wird am deutlichsten auf der riesigen Terrasse, in die ein Infinitypool integriert ist. Auf einer Wasserfläche, die bis zum Horizont zu reichen scheint spiegeln sich Sonne und Wolken, zeigen sich mal ruhige, mal raue Stimmungen – ein Spiel der Gegensätze, das sich aus dem Inneren des Hauses fortsetzt. Und auch der wandelbare, natürliche Wasserspiegel selbst stellt einen Kontrast zur linearen Struktur des Hauses dar. Der Wohnbereich setzt sich auf der Terrasse fort: Vom Haus aus nicht einsehbar, verbirgt sich neben dem Pool eine tiefer gelegene Lounge mit Grill und Esstisch. Ein idealer Platz, um den umwerfenden Ausblick auf die Skyline der Stadt und die sanft geschwungenen Berge zu genießen.
FOTOGRAFIE Nick Wiesner/Anna Dave
Nick Wiesner/Anna Dave
Architekten | Cinco Sólidos |
Fertigstellung | 2021 |
Größe | 900 Quadratmeter |
Ort | Medellín, Kolumbien |