Farbe im Quadrat
Umbau einer Altbauwohnung in Sevilla von Studio NOJU

Mit klaren Farben und fließender Raumstruktur verwandelte Studio NOJU eine Altbauwohnung in Sevilla in ein nahbares Loft. Vorhänge dienen in der „Casa Triana“ nicht nur als praktische Raumteiler. Ihr Licht- und Schattenspiel wird von den Architekten auch in die Wandgestaltung übernommen. Ein Erstlingswerk, das sich sehen lassen kann.
Das Stadtviertel Triana in Sevilla gilt als Geburtsstätte des Flamencos und hat eine lange Geschichte, die durch den Hafen des Flusses Guadalquivir und die dort angesiedelten Handwerker*innen geprägt ist. In dieser historischen Umgebung realisierte Studio NOJU, eine Kurzform der Worte „NOt JUst“, seinen ersten Umbau. Die 60 Quadratmeter große Altbauwohnung einer Zahnärztin sollte einen modernen und offenen Loft-Charakter erhalten, ohne unterkühlt zu wirken. Dafür veränderten die Architekten zunächst die räumliche und programmatische Struktur der Wohnung. „Wir wollten, dass sie so viel Wohnraum wie möglich hat und keinen Platz mit Nebenräumen verschwenden, die die meiste Zeit ungenutzt sind“, sagt Antonio Mora, der Studio NOJU im Jahr 2020 zusammen mit Eduardo Tazón gegründet hat. Für die jungen Gestalter ist die Casa Triana ihr erstes gemeinsames Projekt. Beide lebten in der Planungsphase noch im Ausland und koordinierten den Umbau überwiegend per SMS.
Gliederung durch Formen und Farben
Statt einer Abfolge von kleinen Räumen definieren fortan nicht Wände, sondern Farben und Oberflächen die unterschiedlichen Bereiche der Zweizimmerwohnung. Sie gliedert sich in einen großen Wohn- und Essbereich mit offener Küche und in ein Schlafzimmer. Helle Farben sowie kontrastreiche Muster markieren fünf „Räume“ oder Funktionszonen. Textilien kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. So trennt ein blauer Vorhang auf Wunsch einen Teil des Wohnzimmers ab, das damit zum Gästezimmer wird. Den Rest der Zeit verschwindet er in einer Nische.
Inspirationen vor der Haustür
Es war den Architekten wichtig, dass sich das Loft nicht leer oder unpersönlich anfühlt. „Um dies zu erreichen, haben wir eine Reihe von Nischen geschaffen, die sich zu diesem Raum hin öffnen, jede von ihnen mit einer eigenen Identität und einem eigenen Programm“, sagt Eduardo Tazón. „Das gelbe Esszimmer, die grüne Küche und das blaue Gästezimmer gehören in denselben Raum, schaffen aber separate und einzigartige Wohnbereiche.“ Inspirationen fanden die Architekten quasi vor der Haustür. Sie ließen sich von Hausfassaden in der Altstadt inspirieren und verwendeten traditionelle sevillanische Farben.
Licht und Schatten
Doch nicht nur Farben, auch Texturen dienten Studio NOJU als Unterscheidungsmerkmale für die Funktionszonen. Da sie im Laufe des Tages einen interessanten Rhythmus von Licht und Schatten erzeugen, verwendeten die Architekten Firstkappen aus Metall, die eigentlich für den Abschluss von Giebeldächern verwendet werden, um beispielsweise einen strukturierten Hintergrund für die Küchennische zu schaffen. Die Konstruktion erzeugt ein ähnliches Schattenspiel wie der Vorhang.
Möbel nach Maß
Für den Umbau wählten Antonio Mora und Eduardo Tazón Möbel von vielen verschiedenen Herstellern, aber sie entwarfen auch mehrere Einbauten selbst. Neben der Küche ist der Esstisch aus hellem Holz ebenfalls eine Sonderanfertigung. Während die meisten Räume mit polierten Natursteinfliesen ausgelegt sind, ließen die Architekten im Wohnzimmer einen maßgefertigten Wollteppich mit einem Farbverlauf von Grau nach Blau verlegen. Dieser Bodenbelag verändert nicht nur die Raumwirkung, sondern hat auch einen positiven Einfluss auf die Akustik des Apartments.
Studio NOJU ist mit seinem Projekt Casa Triana ein bemerkenswertes Erstlingswerk gelungen, das sowohl funktional als auch ästhetisch Maßstäbe setzt. Die selbstbewusste Nutzung von Farben als strukturierende Elemente erlauben einen offenen Grundriss, der dennoch gemütlich wirkt.
FOTOGRAFIE Isabel Alberro / Studio NOJU
Isabel Alberro / Studio NOJU
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