Farbige Wellen aus Beton
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Es war einmal ein Fischerdorf. Benidorm hieß das Idyll, doch es verschwand unter Beton wie viele Orte an der Costa Blanca und entwickelte sich zur Hochburg des Massentourismus’ in Spanien. Durch den Erlass eines revolutionären Bebauungsplans in den 1950er Jahren entstand mit der Zeit eine Wolkenkratzer-Silhouette, die an Manhattan oder Hongkong erinnern mag. Denn um eine kleine Fläche effektiv zu nutzen, wurde in die Höhe und nicht in die Breite gebaut – ein Modell, das noch heute unter vielen Stadtplanern als Vorbild gilt. Revolutionär in ihrem Konzept ist auch die neue von dem spanischen Architekturbüro OAB entworfene Strandpromenade, die mit ihrer sanft geschwungenen farbigen Konstruktion als freundliches Pendant zur Betonhochburg geschickt eine Verbindung zum Meer schafft.
Noch Anfang der 1950er Jahre gruppierten sich kleine Häuser um die weiße Kirche des Fischerdorfs; die 2.700 Einwohner bestellten ihre Felder oder fuhren zur See. Doch dann ließ der damalige Bürgermeister die Straßen asphaltieren, stattete das Städtchen mit einem Wasserversorgungssystem aus und erließ einen Bebauungsplan, der die geordnete Expansion in die Höhe erlaubte. Heute sind über 70.000 Menschen in Benidorm gemeldet, und in der Hochsaison überschreitet die Zahl der Bewohner die Grenze von eineinhalb Millionen. Auf 18 Quadratkilometern stehen über 150 Wolkenkratzer, die minimal sieben Meter voneinander und maximal 800 Meter vom Strand entfernt sind.
Verbindung zwischen Stadt und Strand
2009 bekam der westliche Teil Benidorms eine neue Strandpromenade, auch diese revolutionär in ihrem Konzept und abseits des gewohnten Archetyps. Der Entwurf stammt von Carlos Ferrater und seinem Team von OAB – Office of Architecture in Barcelona und umfasst eine Promenade mit organisch geschlängelten Abstufungen, die sowohl als Abtrennung als auch als Verbindung zwischen Meer und Häusermassen, Badenden und Straße fungiert.
Der Entwurf spiegelt mit seinen konvexen und konkaven Linien Wind- und Wellenbewegungen wider und folgt dennoch strengen, geometrischen Gesetzmäßigkeiten. Ein wichtiger Aspekt der Planung war die Überbrückung des bis zu viereinhalb Meter großen Höhenunterschiedes zwischen Strand und Boulevard. So ragt die neue Promenade über den Sand hinaus; in regelmäßiger Abfolge führen kurvenförmige Treppen und Rampen zu einem auf der Strandebene verlaufenden Steg aus imprägniertem Ipé-Holz hinunter.
Konvexe und konkave Linienführung
Neben der selbst geschaffenen gestalterischen Logik der Linienführung setzten die Architekten noch etwas anderes fest: der Materialwahl, nämlich Beton. Während Randstreifen sowie Treppen und Rampen von freundlich geweißtem Beton dominiert werden, wurde die Promenade, um die Monumentalität der Konstruktion zu verringern und ein strahlendes Gegenstück zur Betonhochburg zu schaffen, mit einer farbigen Keramikpflasterung belegt. Die bunte Farbpalette des Belags reicht von Grün und Blau über Rot- und Orangetönen bis hin zu einem satten Gelb und wird nur durch kleine, bepflanzte Inseln unterbrochen, die ebenfalls in organischen Formen gestaltet sind.
FOTOGRAFIE Alejo Bagué
Alejo Bagué
Links
OAB – Office of Architecture in Barcelona
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