Projekte

Fischgrätmuster am Pool: Spa in Schweden

Ornament total: Wellnessoase von Claesson Koivisto Rune als Erweiterung eines alten Landhauses.

von Tim Berge, 15.06.2017

Als Erweiterung eines historischen Landhauses schufen Claesson Koivisto Rune eine verschachtelte Spa- und Poollandschaft. Diese platzierte das schwedische Architekturbüro in und auf einem neu errichteten Betonplateau. Das alles bestimmende Motiv sind dabei aber Fliesen- und Terrassenbeläge, die von den Gestaltern im Fischgrätmuster über sämtliche Oberflächen gelegt wurden: eine Referenz an die Entstehungszeit des Altbaus.

Die Bauherren hatten sich einen intimen Erholungsbereich als Ergänzung zu ihren historischen Wohnhäusern gewünscht: Die Architekten positionierten die Freizeitarchitektur, die zwei Pools und unterschiedliche Spa-Bereiche beherbergt, am Rande der existierenden Bebauung – am oberen Abschluss eines begrünten Hanges. Wie ein natürlicher Vorhang sorgen das Grundstück umfassende Baumreihen für ein Gefühl der Geborgenheit. Als Vermittler zu den bestehenden Gebäuden aus dem Jahr 1796 entwarfen Claesson Koivisto Rune zwei eingeschossige Bauten, deren Proportionen sich an die markante Giebeldachform der Altbauten anlehnen.

Historische Vorbilder
Das Spa teilt sich in einen Sommer- und einen Winterbereich auf: Für die kalte Jahreszeit schufen die Architekten eine Pool- und Saunaanlage, die sich im Inneren des Plateaus verbirgt. Das Schwimmbecken für warme Tage dagegen ist das zentrale Element auf der außenliegenden Terrassenebene. Als Bindeglied zwischen den einzelnen Elementen dient eine weitere Referenz an die Historie des Landhauses: Über sämtliche Oberflächen zogen die Architekten ein markantes Fischgrätmuster. Das historische Vorbild dafür fanden Claesson Koivisto Rune im sogenannten gustavianischen Stil, dessen Ursprung im 18. Jahrhundert zu Zeiten des schwedischen Königs Gustav III. liegt. Die Epoche war stark vom französischen Klassizismus beeinflusst und hatte die Parkett-Verlegeart Fischgrät hervorgebracht, die auch in den Altbauten auf dem Grundstück vorzufinden ist. Im Spa taucht das Ornament in Form von Fliesen, die auch Wände und Decken belegen, sowie dem hölzernen Terrassenbelag auf.

Werkstoff Wasser
Das historisierende Ornament wirkt dennoch keineswegs altertümlich: Die von den Architekten benutzten Fliesen und Holzlatten sind etwas größer als Parkett und erzeugen durch die besondere Anwendung, die alle sichtbaren Flächen umfasst, viel mehr das Bild einer Kunstinstallation. Insbesondere im Zusammenspiel mit dem türkisblauen Wasser wird dieser Eindruck nochmals verstärkt: Ein von den Architekten gewünschter Effekt: „Das Wasser wurde von uns nicht als transparentes ‚Nichts‘ behandelt, sondern als sichtbares Element und weiteres Material in unserer Palette“, erklären die Stockholmer Gestalter. „Dieses Material hat den Zusatzeffekt, dass es das Fliesenornament auf wunderbare Weise an die Oberfläche bringt, gebrochen und verzerrt durch Wellen.“ Auch die weiteren in dem Neubau verwendeten Werkstoffe dienen der Reflektion: In unterschiedlichen Rottönen eingefärbte Glastrennwände spiegeln ebenfalls das markante Muster, heben dessen optische Präsenz hervor und brechen sie im selben Atemzug. Ein charmantes und kluges Spiel mit Geschichte und Ornament – und gleichzeitig ein schöner und intimer Spa- und Wellnessbereich.

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Links

Projektarchitekten

Claesson Koivisto Rune

www.claessonkoivistorune.se

Fotograf

Åke E:son Lindman

www.lindmanphotography.com

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