Fischgrätmuster am Pool: Spa in Schweden
Ornament total: Wellnessoase von Claesson Koivisto Rune als Erweiterung eines alten Landhauses.

Als Erweiterung eines historischen Landhauses schufen Claesson Koivisto Rune eine verschachtelte Spa- und Poollandschaft. Diese platzierte das schwedische Architekturbüro in und auf einem neu errichteten Betonplateau. Das alles bestimmende Motiv sind dabei aber Fliesen- und Terrassenbeläge, die von den Gestaltern im Fischgrätmuster über sämtliche Oberflächen gelegt wurden: eine Referenz an die Entstehungszeit des Altbaus.
Die Bauherren hatten sich einen intimen Erholungsbereich als Ergänzung zu ihren historischen Wohnhäusern gewünscht: Die Architekten positionierten die Freizeitarchitektur, die zwei Pools und unterschiedliche Spa-Bereiche beherbergt, am Rande der existierenden Bebauung – am oberen Abschluss eines begrünten Hanges. Wie ein natürlicher Vorhang sorgen das Grundstück umfassende Baumreihen für ein Gefühl der Geborgenheit. Als Vermittler zu den bestehenden Gebäuden aus dem Jahr 1796 entwarfen Claesson Koivisto Rune zwei eingeschossige Bauten, deren Proportionen sich an die markante Giebeldachform der Altbauten anlehnen.
Historische Vorbilder
Das Spa teilt sich in einen Sommer- und einen Winterbereich auf: Für die kalte Jahreszeit schufen die Architekten eine Pool- und Saunaanlage, die sich im Inneren des Plateaus verbirgt. Das Schwimmbecken für warme Tage dagegen ist das zentrale Element auf der außenliegenden Terrassenebene. Als Bindeglied zwischen den einzelnen Elementen dient eine weitere Referenz an die Historie des Landhauses: Über sämtliche Oberflächen zogen die Architekten ein markantes Fischgrätmuster. Das historische Vorbild dafür fanden Claesson Koivisto Rune im sogenannten gustavianischen Stil, dessen Ursprung im 18. Jahrhundert zu Zeiten des schwedischen Königs Gustav III. liegt. Die Epoche war stark vom französischen Klassizismus beeinflusst und hatte die Parkett-Verlegeart Fischgrät hervorgebracht, die auch in den Altbauten auf dem Grundstück vorzufinden ist. Im Spa taucht das Ornament in Form von Fliesen, die auch Wände und Decken belegen, sowie dem hölzernen Terrassenbelag auf.
Werkstoff Wasser
Das historisierende Ornament wirkt dennoch keineswegs altertümlich: Die von den Architekten benutzten Fliesen und Holzlatten sind etwas größer als Parkett und erzeugen durch die besondere Anwendung, die alle sichtbaren Flächen umfasst, viel mehr das Bild einer Kunstinstallation. Insbesondere im Zusammenspiel mit dem türkisblauen Wasser wird dieser Eindruck nochmals verstärkt: Ein von den Architekten gewünschter Effekt: „Das Wasser wurde von uns nicht als transparentes ‚Nichts‘ behandelt, sondern als sichtbares Element und weiteres Material in unserer Palette“, erklären die Stockholmer Gestalter. „Dieses Material hat den Zusatzeffekt, dass es das Fliesenornament auf wunderbare Weise an die Oberfläche bringt, gebrochen und verzerrt durch Wellen.“ Auch die weiteren in dem Neubau verwendeten Werkstoffe dienen der Reflektion: In unterschiedlichen Rottönen eingefärbte Glastrennwände spiegeln ebenfalls das markante Muster, heben dessen optische Präsenz hervor und brechen sie im selben Atemzug. Ein charmantes und kluges Spiel mit Geschichte und Ornament – und gleichzeitig ein schöner und intimer Spa- und Wellnessbereich.
FOTOGRAFIE Åke E:son Lindman
Åke E:son Lindman
Mehr Projekte
Messingfarbene Highlights
Neugestaltung des Hotels zum Hirschen in Salzburg von LP architektur und Dietrich Untertrifaller

Über den Dächern
Umbau einer Berliner Penthousewohnung von Christopher Sitzler

Zirkuläre Raute
Bürogebäude The Cradle in Düsseldorf von HPP Architekten

Der Fjord als Bühne
Sauna Trosten in Oslo von Estudio Herreros

Mehr als heiße Luft
Saunen inmitten der Natur

Monolith in der Schwebe
Ein abgelegenes Waldbad von Vector Architects in China

Vision und Tradition
Hotel Badeschloss in Bad Gastein von BWM Design

Wohnen im Wasserwerk
Loftwohnung in ehemaligem Pumpwerk von Giorgio Gullotta Architekten

Moderner Barock
Kunst- und Designhotel in Berching von Atelier Dimanche

Sportliche Erfrischung
Neuer DFB-Campus in Frankfurt am Main von kadawittfeldarchitektur

Moderne Badkultur
Das Royal in Bad Füssing wird von Zeilberger + Hartl Architekten umgebaut

Trigonale Interventionen
Altbausanierung in Porto mit modernen Ecken von Paulo Moreira

Unikate aus Titan-Stahl
Bette stattet die Bäder im Hotel Wilmina aus

Radikales Raffinement
Studio-Apartment von minuit architectes in Paris

Schutzraum wird zum Wohnraum
Transformation eines Hochbunkers in Hamburg von Björn Liese

Ganzheitliche Genesung
Krankenhausneubau von tsj-architekten in Niedersachsen

Maritime Farbwelten
Neugestaltung der Bäder im 25hours Hotel Hamburg HafenCity von Stephen Williams Associates

Besondere Böden
Fünf Projekte mit ungewöhnlicher Bodengestaltung

Moderne Behaglichkeit
Ausgestaltung einer Villa im Großraum Frankfurt von Andrea Busch Inneneinrichtung

Heilende Räume
Umbau einer Reha-Einrichtung in Polen

Fenster zum Bad
Ein 10.000-Euro-Umbau von TAKK in Barcelona

Baden in Beton
Ehemaliges Lagerhaus in Athen wird zum Penthouse

Ausweitung der Komfortzone
Wohnanlage für Studierende in Bielefeld von Stopfel Architekten

Mit Scarpa baden
Ludwig Godefroy gestaltet das Hotel Casa TO in Oaxaca

Gestaffeltes Wohnhaus
Umbau einer kleinen Genter Stadtvilla von Graux & Baeyens Architecten

Mediterrane Moderne
Zweizimmerwohnung in Barcelona von Szymon Keller

Durchbruch zur Natur
Hotel Sou von Suppose Design Office auf der japanischen Insel Fukue

Reflektierte Flusslandschaft
Neugestaltung der Sanitärräume auf der Münchner Praterinsel

Buntes Versteck
Ein Hausumbau von i29 in Amsterdam

Schwereloses Schwimmbecken
HAL Architects bringen einen Londoner Pool zum Schweben
