Projekte

Freak out

von Julia Bluth, 21.10.2011


Das Nachtleben der brasilianischen Provinzhauptstadt Belo Horizonte ist legendär. Unzählige Bars und Clubs locken vergnügungshungrige Nachtschwärmer ins Ausgehviertel Savassi, das seit Kurzem um eine weitere Attraktion reicher ist: Der brasilianische Architekt und Lichtdesigner Fred Mafra hat dem renommierten
Josefine Roxy Club ein neues Gesicht verpasst. Hinter der schwarzen Fassade erwartet die Clubgänger nun eine fantastische Welt aus Licht und Geometrie.


Für den Architekten war die Umgestaltung des Josefine Roxy Club ein regelrechtes Heimspiel, da er schon 2007 die Innenausstattung entworfen hatte. So war ihm bereits jeder Winkel der insgesamt 955 Quadratmeter bekannt, und er genoss kreative Freiheit beim Umbau der zwei Tanzflächen, drei Bars, vier VIP- Bereiche sowie der beiden Lounge- und Raucherräume.

Tanz im flimmernden Bienenstock

Basis der Neugestaltung bildet ein Sechseck in allen Variationen und Größen. Die prismatischen Elemente an den Decken, Wänden und Säulen lassen eine wabenartige Struktur entstehen und erwecken den Eindruck eines futuristischen Bienenstocks. Verstärkt wird dieser Effekt zudem durch die konsequente Lichtgestaltung.

Die unterschiedlich langen Seiten der über 100 Sechsecke sind mit LEDs versehen, die Decken und Wände zum Leuchten bringen und ihre Plastizität unterstreichen. Alle LEDs sind mit einer Videosteuerung verbunden, die die Beleuchtung reguliert. Über so genanntes Pixelmapping werden Videobilder in Lichtsteuerungssignale umgewandelt und die Video-Bildpunkte auf die einzelnen Leuchtmittel übertragen. So entsteht eine bewegte und farbige Lichtinstallation im Rhythmus der elektronischen Musik. Wer die große Haupttanzfläche betritt, den kann das Gefühl ereilen, er sei Teil eines Realität gewordenen Videoclips.

Von seinem Pult am Ende der Tanzfläche hat der DJ den Überblick über die Tanzenden, die für eine wohlverdiente Pause keine langen Wege zurücklegen müssen: Entlang einer der Seitenwände befindet sich die größte der insgesamt drei Bars. Sie ist in sieben trapezförmig zulaufende Nischen unterteilt, die eine individuelle Betreuung möglich machen und das Aufkommen von Gedränge verhindern. Dank der gut isolierten Innenwände der Nischen ist trotz lauter Tanzmusik für eine entspannte Atmosphäre und Kommunikation gesorgt.

Farbiger Blickfang

Ein beeindruckendes Zusammenspiel mit der skulpturalen Decken- und Säulenkonstruktion bieten die geometrisch gestalteten Tapeten. Dreidimensional wirkende Grafiken in starken Farben entfalten eine nahezu hypnotische Wirkung und verleihen den Wänden eine plastische Wirkung. Die Muster erinnern an das Design der siebziger Jahre und wirken wie eine Hommage an die Glanzzeit der Disko-Ära. Jede Bar und jeder Winkel des Nachtclubs sind unterschiedlich gestaltet, so dass selbst die kleinste Nische ein eigenes Szenario bietet.

Die vier mit gelbem Vinyl gepolsterten VIP-Bereiche bieten eine bequeme und exklusive Rückzugsmöglichkeit von der Menge. Flexibel verstellbare Wände ermöglichen es, bei Bedarf aus vier Räumen einen werden zu lassen. Die Lounge- und Raucherräume verfügen über ein mobiles Dach, so dass eine ausreichende Belüftung kein Problem darstellt.

Glitzerwelt


Die Sanitärräume überraschen mit einer besonders durchdachten und hochwertigen Ausstattung. Ihre Innenverkleidung aus schwarzem Quarz ist mit Kristallen von Swarovski versehen, die Decken, Wände und Waschtisch zum Glitzern bringen. Die funkelnden Kristalle reflektieren das Raumlicht und wechseln die Farbe entsprechend des jeweiligen Blickwinkels

Die Waschbecken und der Sitzbereich werden über dimmbare Spotlights beleuchtet, während an der Decke ein geometrisch gemustertes Glas mit Hintergrundbeleuchtung den Raum in sanft getöntes Licht taucht. Das von Fred Mafra entworfene Muster ist von den für die siebziger Jahre typischen, psychedelischen Grafiken der OP Art inspiriert und wird über die verspiegelten Wände ins Unendliche vervielfacht. So entsteht beinahe der Eindruck, sich in einem illusionistischen Trompe-l´oeil-Gemälde zu befinden.

Spektakulär alltagstauglich

Fred Mafra ist es nicht nur gelungen, das Nachtleben ins rechte Licht zu rücken. Er hat ein fantastisches Paralleluniversum entstehen lassen, in dem die Clubgänger abtauchen und den profanen Alltag hinter sich lassen können.
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Links

Projektarchitekt

Fred Mafra

www.fredmafra.com.br

Projekt

Josefine Roxy Club

www.josefine.com.br

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