Gebaut für Wind und Wetter
Ferienhaus im schwedischen Hee von Studio Ellsinger

Für eine junge Familie baute das Studio Ellsinger aus Göteborg ein Ferienhaus an Schwedens Westküste. Sein hohes Dach schützt das Hee House perfekt vor Sturm oder Regen. Im Inneren dient ein großes Holzregal als Raumteiler, tragende Wand, praktische Stauraumlösung und Wärmequelle zugleich.
So stellt man sich die idealen Bauherren vor: Ein junges Paar – ein Architekturfotograf und ein Autor – beauftragte den Architekten Mikael Ellsinger, für sich und seine zwei Kinder ein Ferienhaus zu planen. „Sehr kenntnisreich“ sei die Bauherrschaft gewesen, berichtet der Architekt. Und noch wichtiger für ihn: Das Paar sei bereit gewesen, auch teilweise unkonventionelle Lösungen mitzutragen.
Das neue Haus steht in Hee, Teil der Gemeinde Tanum, knapp 120 Kilometer nördlich von Göteborg. Die Gegend an der schwedischen Westküste ist berühmt für ihre bronzezeitlichen Felszeichnungen, die zum Weltkulturerbe der UNESCO zählen. Das Hee House, wie der Architekt seinen Bau nennt, steht auf einem großen Grundstück, das an einen Kiefernwald grenzt. Nach Norden, wo die Straße vorbeiführt, gibt es sich verschlossen. Nach Süden und Westen, zum Wald und zum freien Feld hin, öffnet es sich.
Eine Außenhaut aus Holz und Aluminium
Von außen sticht als Erstes das hohe, steile Dach des Holzhauses mit seiner Verkleidung aus unbehandeltem Aluminiumblech ins Auge. Das Wetter kann in diesem Landstrich ausgesprochen harsch sein. Darum hat das Studio Ellsinger großen Wert auf Bauweisen und Materialien gelegt, die diesem Klima standhalten können. So wurde nicht nur das Satteldach, sondern auch das kleine, umlaufende Vordach mit Aluminium gedeckt. Die Giebelseiten sind oberhalb der Traufhöhe ebenfalls mit demselben Material verkleidet.
Ein großes Regal als Zentrum des Hauses
Der quadratische Grundriss des Ferienhauses hat eine Seitenlänge von sieben Metern. Die Hälfte des Erdgeschosses überspannt eine Empore. Auf ihr befinden sich die Schlafplätze für die Kinder sowie eventuelle Gäste, außerdem ein Arbeitsplatz. Unterhalb der Empore liegen das Elternschlafzimmer, das Bad und ein kleiner Windfang samt Treppenaufgang. Die restliche Fläche des Erdgeschosses nimmt der Wohnraum mit Küche und Essplatz ein. Ein großes Holzregal stützt die Empore und bildet zugleich die Abtrennung zwischen Wohnbereich auf der einen, Schlafraum und Windfang auf der anderen Seite. Es schafft viel Stauraum für Küchen- und Wohnutensilien. Einen eisernen Ofen, mit dem das Haus beheizt werden kann, integrierte das Studio Ellsinger in die Regalkonstruktion. Der Fußboden aus quadratischen Fliesen greift die Grundform des Hauses auf.
Um den Eindruck des hohen, offenen Dachstuhls nicht durch Streben und Querbalken zu stören, hat sich Mikael Ellsinger für eine ungewöhnliche Lösung entschieden: Die Last des Dachs wird auf einen horizontalen Rahmen aus laminiertem Schichtholz abgetragen. Der besondere Charme des Hauses entsteht nicht zuletzt durch die vielen kleinen Details – etwa die kreisrunden Ausschnitte in der Haustür und in den Fensterläden im Obergeschoss. Sie erinnern an Jean Prouvés berühmtes, 1954 errichtetes Haus in Nancy, dessen Außenhaut – wie bei dem Hee House – aus Holz und Aluminium besteht.
FOTOGRAFIE Christopher Hunt Christopher Hunt
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