Geschichtlicher Dialog
Wochenenddomizil des Mailänder Studio Wok

Vor den Toren von Verona, in Chievo, haben die Mailänder Architekten von Studio Wok eine alte Scheune und den dazugehörigen Hof umgestaltet. Das junge Team um Marcello Bondavalli, Nicola Brenna und Carlo Alberto Tagliabue stellt eindrucksvoll seine Kompetenz in der Neuinterpretation historischer Gebäude unter Beweis.
Schon ein kurzer Blick aus der Entfernung genügt: Das Anwesen in der Nähe des Flusses Adige ist keine hypermoderne Interpretation eines wie immer gearteten Landhausstils. Vielmehr stand die Neugestaltung von Scheune und Hof ganz im Zeichen eines geschichtlichen Dialogs zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Und so verdankt sich die einladend-freundliche Atmosphäre des Landsitzes einer ergiebigen Auseinandersetzung mit dem räumlichen und materiellen Erbe des alten Gehöfts.
Ein geschichtlicher Dialog
Zu diesem Erbe gehört ein großer Magnolienbaum, der bei Sonnenuntergang seinen langen Schatten auf die Steinfassade des Gebäudes wirft und so die Einheit von Haus und Garten aufzeigt. Als unbestreitbarer Mittelpunkt des neu angelegten Gartens ist er von allen Räumen des Hauses aus sichtbar und repräsentiert den alten Bestand und die architektonische Kultur des Anwesens gleichermaßen. Einerseits setzt er sich durch die schwarze Einfassung des ihn umgebenden Blumenbeets auffällig von der weißen Steinumrandung des Pools ab, andererseits stellt gerade diese viereckige Einfassung eine geometrische Verbindung zur ebenfalls rechteckigen Form des Pools her.
Traditionelle Materialien
Eine weitere Verbindung knüpfen die Architekten durch die von ihnen verwendeten Materialien. Traditionelle Werkstoffe bilden den Brückenschlag zur Architekturgeschichte der Region. Nach dem geradezu dekonstruktiven Abtragen des Putzes wurde die für die ländliche Architektur in der Umgebung von Verona typische Fassade, die größtenteils aus Flusskieselsteinen besteht, rekonstruiert. Daneben wurde auf das hier traditionell verwendete Lärchenholz zurückgegriffen, das bei den Fensterrahmen und bei der Gestaltung des großen Bogens, der die Vorderseite des Gebäudes zum Garten hin öffnet, Verwendung fand.
Birkenholz und Vicenza-Steine
Das Haus verfügt über drei Etagen, wovon insbesondere der großzügige Wohnbereich, der sich weiträumig über alle drei Stockwerke erstreckt, profitiert. Hier empfängt ein herrlicher Boden aus Vicenza-Steinen die Bewohner und ihre Gäste. Zudem zeichnet den Bereich eine Bibliothek mit einem gemauerten Kamin aus. Die oberen Etagen beherbergen die Schlafzimmer. Im gesamten Innenraum sind Verkleidungen aus Birkenholz angebracht, die nicht nur eine gestaltende, sondern auch eine strukturierende Funktion haben, indem sie die verschiedenen Bereiche des Hauses klar definieren.
Mit ihrem projektbezogenen Leitmotiv eines geschichtlichen Dialogs ist den Architekten von Studio Wok eine in jeder Beziehung überzeugende Revitalisierung des alten Anwesens gelungen. Entstanden ist ein moderner Landsitz, der gleichzeitig die baulichen Traditionen der Provincia di Verona bewahrt.
FOTOGRAFIE Simone Bossi
Simone Bossi
Mehr Projekte
Eine andere Welt
Japanisches Penthouse am Spittelmarkt in Berlin-Mitte

Elektrisierende Kiste
Autarkes Ferienhaus von Leopold Banchini in Australien

Dschungeldomizil mit Meerblick
Exotisches Ferienhaus von em-estudio in Mexiko

Endloser Wolkenspiegel
Wohnhaus mit Infinitypool in Kolumbien von Cinco Sólidos

Eiche für die Ewigkeit
David Thulstrup gestaltet Dachgeschosswohnung in Kopenhagen

Das narzisstische Haus
Monochromer Innenausbau von Jean Verville in Montreal

Dorf unterm Dach
Penthouse von Gisbert Pöppler in Berlin

Dialog der Gegensätze
Umbau einer Drei-Zimmer-Wohnung in Brooklyn

Blanker Betonrahmen
Studio Okami renoviert eine Maisonette in Antwerpen

Roter Hang ins Grüne
Gartenanbau in Belgien von Objekt Architecten

Neues Leben hinter alten Mauern
Umbau einer historischen Scheune von TYPE

Beton trifft Reet
Farmhaus von NORRØN im dänischen Haderslev

Mediterrane Moderne
Zweizimmerwohnung in Barcelona von Szymon Keller

Retreat in der Mädchenschule
Umbau von Emma Martí Arquitectura auf Menorca

Küche als Ort der Begegnung
Erweiterung eines Wohnhauses aus den Dreißigerjahren

Schwimmendes Smart Home
Modernes Yachtdesign mit intelligenter KNX-Technik von JUNG

Wohnstube im Loft
Sanierung einer Maisonettewohnung von DIIIP in Köln

Zwischen Tradition und Avantgarde
Musterwohnung im Stil der Zwanzigerjahre in Berlin von Fabian Freytag Studio

Moderne Backsteinburg
Luftiger Ziegelbau in Vietnam von Tropical Space

Vom Lager zum Loft
Umnutzung einer Industriehalle von Allaround Lab in Barcelona

Beton auf allen Ebenen
Brutalistischer Anbau von McLaren Excell in London

Blick in die Vergangenheit
Umbau eines Altbaus in Barcelona von Raúl Sánchez

Im Zentrum ein Garten
Umgebautes Wohnhaus von der Architektin Meirav Galan in Tel Aviv

Farbe im Quadrat
Umbau einer Altbauwohnung in Sevilla von Studio NOJU

Chalet am See
Das Atelier Leymarie Gourdon baut ein Holzhaus in Frankreich

Skulpturaler Einbau
AACM gestaltet ein Studioapartment in Mailand

Im rechten Licht
Sieben Beispiele der Verschattung in der Architektur

Bewohnbare Veranda
Klimatisch angepasstes Haus von Arquitectura-G in Barcelona

Fließende Fassade
Japanisches Einfamilienhaus vom Architekturbüro KACH

Konzerthaus im Garten
Mit Robotertechnik hergestellter Holzbau von Automated Architecture
