Goldgerahmte Schatztruhe
Kompakte Raum-in-Raum-Lösung von AMAA im Veneto

Im Herzen der norditalienischen Stadt Arzignano hat das venezianische Architekturbüro AMAA ein ungewöhnliches Projekt für Wochenendausflüge verwirklicht. In einer kleinen Wohnung wurde eine goldene Box platziert, die räumliche, konzeptionelle und materielle Aspekte des Wohnens erkunden soll.
Für AMAA ist Architektur mehr als das Entwerfen und Bauen von Gebäuden. Die Arbeiten des 2012 von Marcello Galiotto und Alessandra Rampazzo gegründeten Büros mit Sitz in Venedig sind ebenso grundlegende Reflexionen über das Wesen des architektonischen Tuns. Dazu gehört auch das Infragestellen von tradierten Konzepten und die Abkehr von gestalterischen Dogmen. Das jüngste Projekt der beiden Architekt*innen ist ein gelungenes Beispiel für diesen Ansatz: Inspiriert von Jean Prouvés, Le Corbusiers und Charlotte Perriands Experimenten mit kleinen Wohneinheiten entwarfen sie eine goldene Box, die alle elementaren Wohnfunktionen bereitstellt, und platzierten sie in einer leer stehenden und von sämtlichen Zwischenwänden befreiten Wohnung in der norditalienischen Stadt Arzignano.
Ungewöhnliches Refugium
Der Ausgangspunkt der Golden Box war der Wunsch der Wohnungseigentümer*innen nach einem kleinen Refugium in dem Voralpental: einen Ort für Wochenendausflüge, um sich von der Hektik des Alltags zu erholen. Die zweijährige Entwurfsphase wuchs sich zu einer eingehenden Betrachtung der räumlichen, konzeptionellen und materiellen Aspekte des Wohnens aus. Am Ende stand ein Architektur-in-Architektur-Konzept sowie das Modell eines Quaders mit quadratischer Grundfläche, dessen Bau weitere drei Jahre in Anspruch nehmen sollte. Der fertiggestellte Körper nimmt fast den gesamten Teil des kleinen Apartments ein und verfügt über eine Küche, ein Bad sowie einen Schlaf- und einen Entspannungsbereich. Auffällig ist die Platzierung des 25 Quadratmeter großen Objekts in der bestehenden Struktur: Anstatt den Quader an den Seitenwänden oder den Linien der Deckendekoration auszurichten, wurde er parallel zur vor dem Gebäude verlaufenden Straße aufgestellt. Die bewusste Schiefstellung zur umgrenzenden Architektur erzeugt Spannungen zwischen den Geometrien und betont so die Eigenständigkeit der Konstruktion.
Kostbare Wohnbox
Die kleine Wohnbox hebt sich zudem durch ihre Gestaltung deutlich von ihrer Umgebung mit edler Stuckdecke und klassischem Terrazzoboden ab. Die Umhüllung besteht vollständig aus Messingplatten, die dem Objekt eine exklusive Anmutung verleihen. In Zusammenarbeit mit dem italienischen Unternehmen De Castelli wurde ein spezielles Verfahren zum Ätzen der Oberflächen entwickelt, das dem Messing eine besondere Optik verleiht. Ebenso hochwertig sind die für das Innere der Golden Box verwendeten Materialien: Während grüne Marmorplatten Bad und Küche zieren, kleidet grüner Samt die Schlaf- und Entspannungsbereiche aus. Die Box scheint ein kostbarer Gegenstand zu sein, der zuweilen wie eine in die Wohnung gestellte Schatztruhe wirkt.
Projektname | Golden Box |
Entwurf | AMAA |
Designteam | Marcello Galiotto, Alessandra Rampazzo Francesca Fasiol, Costanza Favero, Serena Bolzan |
Ort | Arzignano (Vicenza), Italy |
Fertigstellung | 2024 |
Messingpaneele und -details | De Castelli |
Fenster | Fiorotto Design |
Marmor | Pibamarmi |
Leuchten | Viabizzuno |
Holz | Zuffellato 1933 |
Textilien | Tecnotenda |
Steckdosen / Schalter | JUNG |
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