Good Bank
Breitstrahlend: die neue Hauptverwaltung der Südtiroler Volksbank von Christian Rübbert.
Die Anforderungen an ein Bankgebäude sind speziell: Nicht nur, dass die Architektur sich gestalterisch in die Corporate Identity eines Großkonzerns einfügen muss. Auch die ganz unterschiedlichen Bedürfnisse von Mitarbeitern und Kunden sollten berücksichtigt werden. Stichworte wie Kommunikation, Konzentration und Diskretion standen beim Bau der Hauptverwaltung der Südtiroler Volksbank daher ganz oben auf der Prioritätenliste von Architekt Christian Rübbert.
Christian Rübberts Konzept ist raffiniert. Und das sehen offensichtlich nicht nur die zahlreichen Jurys so, die er schon überzeugen konnte. Auch für weniger Architekturkundige hat der Hauptsitz der Südtiroler Volksbank in Bozen seinen Reiz. Von außen unprätentiös, kantig und fast technokratisch, überrascht das Innere des 70.000 Quadratmeter großen Komplexes mit runden, natürlichen, fast organischen Formen und einem erfrischenden Farbkonzept. Für die Innenarchitektur war eine Arbeitsgemeinschaft aus den Büros Innocad und Bergundtal verantwortlich.
Transparente Effizienz
400 Büroarbeitsplätze und 300 Tiefgaragenstellplätze beherbergt der Neubau, der über drei unterirdische und vier überirdische Geschosse verfügt und damit zunächst einmal hohen Anforderungen an Effizienz gerecht werden muss. Doch trotz seiner funktionalen Aufgabe als Verwaltungsgebäude legte Christian Rübbert, der sein Büro ebenfalls in Bozen führt, großen Wert auf Aspekte wie Kundenfreundlichkeit, Offenheit und Transparenz. So befinden sich hier neben vielfältigen Rückzugs- und Besprechungsräumen auch zahlreiche offen angelegte Bereiche, die den Austausch unter Besuchern und Angestellten fördern sollen.
Harte Schale, weicher Kern
Im Außenraum sind es unterschiedlich gestaltete Höfe mit Kulissenbepflanzung und locker arrangierter Bänken, die den gesamten Bau optisch mit der Landschaft verbinden (Landschaftsarchitektur: Helene Hölzel Landschaftsarchitektur). Im Inneren werden die Besucher schon im Foyer mit weitläufigen Strukturen, freundlichen Farben und einer für eine Bank eher ungewöhnlichen Möblierung empfangen. Zahlreiche größere und kleinere Sitzgruppen verteilen sich über die gesamte Fläche. Sie ermöglichten ein zeitgemäßes und interaktives Arbeiten, so der Architekt. Besonders prägend für die Rhythmik des Gebäudes sind jedoch spezielle Einbauten, die zum einen tragende Aufgaben erfüllen und einen stützenfreien Grundriss erlauben.
Kleine Kernkraftwerke
Zum anderen nehmen sie alle Erschließungen und Infrastrukturen des Komplexes auf. Ihre gerundeten, amorphen Formen sorgen für ein fließendes Raumgefühl. Interessant sind aber auch die Oberflächen dieser „Kerne“, wie der Bozener Architekt sie nennt. Die Künstlerin Esther Stocker überzog sie mit Grafiken aus schwarz-weißen, abstrakten Mustern, die sogar den sonst eher funktionalen Räumen eine ästhetische Dynamik verleihen und mit etwas Fantasie an kryptische Schriften, Zahlen oder mathematische Formeln erinnern. Mit Wänden und Vorhängen in Weiß und dezentem Hellgrau schufen die Planer in den Gemeinschaftsräumen eine zurückhaltende Kulisse, vor der die hölzernen Tresen, die schwarzen Tische und die zitronengelben Stühle Statements setzen.
Der Kern der Sache
In Cafeteria, Infothek und Volksbank-Filiale kamen außerdem Decken- und Beleuchtungssysteme von durlum zum Einsatz. Die grauweiß gepulverte Metalldecke Loop fügt sich passgenau in die organisch geformten Deckenformationen des Gebäudes ein und sorgt so für eine optische Einheit zwischen Metall und Gips. Hinter ihren runden Aussparungen, die eine weitere spannende grafische Oberfläche darstellt, verbergen sich Akustikelemente, die den Schall absorbieren, so die Privatsphäre verbessern und die Kommunikation unter den Mitarbeitern fördert. Passend zum natürlich-amorphen Gesamtkonzept wurde die Beleuchtung bewusst unregelmäßig in die Öffnungen der Decke platziert.
Interaktiv und rhythmisch
Die Downlights Punteo-J85, die mit energiesparenden Leuchtdioden ausgestattet sind, fügen sich exakt in die Decke ein und setzen hier – insgesamt 420 Stück an der Zahl – bewusste Beleuchtungsakzente. Dank ihrer breitstrahlenden Lichtpunkte schaffen sie eine gleichmäßige Ausleuchtung der Räume. Dadurch, dass die dezenten Einbauleuchten unterschiedliche Lichttemperaturen wiedergeben können, lässt sich mit ihnen ein natürlicher Tageslichtverlauf simulieren. Selbst in Bereichen des Neubaus, die nur wenig vom Tageslicht profitieren, unterstützten die kleinen Multitalente so das Wohlbefinden der Volksbank-Angestellten. So sieht ein zeitgemäßes Arbeitsumfeld aus und eine Filiale, in die Kunden sicher gerne wiederkommen.
FOTOGRAFIE Oskar Da Riz
Oskar Da Riz