Grün getarnt
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In Amsterdam leben Menschen aus nicht weniger als 179 Nationen. Diese außergewöhnliche und weltweit ungeschlagen vielfältigste Bevölkerungsstruktur macht die niederländische Hauptstadt zu einem lebendigen multikulturellen Zentrum, ist aber auch Ursache für soziale und kulturelle Konflikte. Um ihre ethnisch unterschiedlichen Einwohner zumindest räumlich miteinander zu verbinden, beauftragte die Gemeinde von de Baarsje, dem kulturell wohl buntesten Bezirk der Stadt, den Architekten Ton Venhoeven mit dem Sportplaza Mercator, einem Sportkomplex, der viele verschiedenartige Funktionen umfasst und sich dank der begrünten Fassade perfekt seiner Umgebung anpasst.
Für den Entwurf fand Ton Venhoeven Inspiration in der Struktur antiker römischer Badeanstalten, in denen politische Debatten, Körperpflege und -ertüchtigungen sowie soziales Beisammensein aufeinander trafen. Die Bäder vereinten die architektonischen Prinzipien einer Stadt in einem Gebäude; und so gestaltete auch Venhoeven das Sportplaza Mercator als Verbindung vielfältiger Funktionen. Neben einer Kindertagesstätte, einem Festsaal für Hochzeiten und Familienfeiern, einem Café, einem Fast-Food-Restaurant und einem Fitnesscenter umfasst das 7.100 Quadratmeter große und auf verschiedenen Ebenen verteilte Programm ein Hallensportbad mit rund 1.000 Quadratmetern Wasserfläche und sechs Becken, wovon sich eines im Außenbereich befindet. Der Bau ist voller Sichtlinien und Luken, die verschiedene Perspektiven auf das unterschiedliche Treiben im überwiegend in Weiß- und Grautönen gehaltenen Inneren bieten. Vieleckige Fenstereinschnitte öffnen das Gebäude nach außen; Sonnenlicht erhellt die Innenräume durch Öffnungen im Dach, und tiefe Glasfronten schaffen Ausblicke zur umliegenden Landschaft.
Baden im Grünen
Doch nicht nur das unterschiedliche Angebot macht das Sportplaza Mercator zu einem Erlebnis. Der eigentliche Protagonist ist das Gehäuse mit der kantigen Fassade selbst. Denn auf nachdrücklichem Wunsch der Anwohner sollte der Neubau die ihn umgebende Landschaft des Rembrandtparks nicht stören, und so verband Ton Venhoeven zusammen mit dem Utrechter Studio Copijn Architektur und Fauna zu einem kreativen Zusammenspiel. Dabei ließen sie sich von Patrick Blancs vertikalen Gärten inspirieren. Blanc hat ein System entwickelt und patentieren lassen, mit dem er Pflanzen den Wuchs in die Vertikale ermöglicht und sie so gezielt an Gebäuden, Wänden und in Innenräumen einsetzt.
Wachsende Wände
Die Landschaftsarchitekten von Copijn interpretierten Blancs Methode neu und entwickelten eine eigene, so genannte Wunderwand, die aus drei verschiedenen Ebenen besteht. Es gibt es eine Stahlkonstruktion mit einem eigenen Fundament, die am Dach des Gebäudes befestigt wird. Die zweite Ebene besteht aus einer physischen Trennungswand zwischen Innen und Außen; und die dritte, die an der Stahlkonstruktion befestigt wird, ist die wachsende Wand selbst. Sie umfasst eine Vorrichtung, die mit Filzvlies bespannt ist und ein Bewässerungssystem mit Wasserschläuchen und Sensoren sowie, anders als bei Blanc, kleine, für jeweils eine Pflanze bestimmte Eimer umfasst. Dank dieses Systems wirkt das Sportplaza Mercator von Außen ein wenig wie ein bewachsener Berg, die sich perfekt in den urbanen Raum integriert und seinen multikulturellen Anwohnern einen ansprechenden Anlaufort bietet.
FOTOGRAFIE Luuk Kramer
Luuk Kramer
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Venhoeven CS
www.venhoevencs.nlCopijn Landschaftsarchitekten
www.copijn.nlLuuk Kramer Photography
www.luukkramer.nlMehr Projekte
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