Grüner wohnen
Nachhaltiges Mehrfamilienhaus von Austin Maynard Architects in Melbourne

Als Antwort auf die Klimakrise baute das Büro Austin Maynard Architects im australischen Melbourne das Terrace House. Es ermöglicht den Bewohner*innen ein nachhaltiges Leben mit vielen Gemeinschaftsflächen zu einem guten Preis.
Schon von Weitem sind die in allen Farben des Regenbogens leuchtenden Markisen des Terrace House zu sehen. Der Neubau überragt den Bestand im Melbourner Stadtteil Brunswick locker um zwei Geschosse. Dennoch hat das Büro Austin Maynard Architects darauf geachtet, dass er in der überwiegend von Backsteinbauten geprägten Umgebung nicht wie ein Fremdkörper wirkt. So fügt sich eine zur Straße hin vorgelagerte Wand mit Rundbögen in die von historischen Bauten aus unterschiedlichen Epochen gesäumte Straße und gestaltet einen sanften Übergang zu dem Wohnhaus aus Beton. Auf diese Weise entsteht eine räumliche Pufferzone für die namengebenden Terrassen des Hauses – und etwas Abstand zur belebten Sydney Road.
Nachhaltige Bauweise
Austin Maynard Architects traten beim Terrace House nicht nur als Architekturbüro, sondern auch als Immobilienentwickler auf. Sie teilen mit den Bewohner*innen den Anspruch, zu einem erschwinglichen Preis energie-, raum- und kosteneffizient zu planen und orientierten sich dabei am Environmentally Sustainable Design (ESD), einem staatlichen Leitfaden für nachhaltiges Bauen. Unter anderem verwendete das Büro für sein mehrfach ausgezeichnetes Projekt Beton mit CO2-reduziertem Zement, LED-Beleuchtung und Photovoltaik-Elemente. Eine gute Dämmung hält die Betriebskosten niedrig und ermöglicht es Familien mit mittleren Einkommen, zentral in der Innenstadt zu wohnen. Dank kurzer Wege ist ein Auto nicht nötig. Stattdessen verfügt das Terrace House über 55 Fahrradstellplätze.
Vertikaler Garten
Von Anfang an dachten die Planer*innen die Bepflanzung des Hauses mit. Das Metallgitter an der Fassade ist so konzipiert, dass Pflanzen daran emporwachsen und einen zusätzlichen Schutz vor der Sonne darstellen können. Der Eingangsbereich im Erdgeschoss wird gemeinschaftlich genutzt. Die Bewohner*innen können in der Sonne sitzen, während die Betonkonstruktion Schatten spendet. Alle privaten Balkone verfügen über Pflanzkästen mit einem Bewässerungssystem.
Der Dachgarten ist der Treffpunkt der Hausgemeinschaft. Er erinnert an einen in die Höhe gehobenen Hinterhof. Selbst einen schattenspendenden Baum, durch Regenwasser versorgte Rasenflächen und Gemüsebeete sowie die für Brunswick typischen Wäscheleinen gibt es. „Unsere Vision ist, dass das Terrace House zu einem vertikalen Gemeinschaftsgarten in einem gemauerten Kontext wird – ein hoher Garten voller Leben“, sagt der Architekt und Studio-Gründer Andrew Maynard.
Schlichte Materialität
Ein Kontrast zur üppigen Bepflanzung ist der kühle Beton als vorherrschendes Material in den Gemeinschaftsbereichen. Auch in den Wohnungen, die über ein Treppenhaus und einen Lift in der Mitte des riegelförmigen Baus erschlossen sind, blieben die Decken unverputzt. Die Wände strahlen in freundlichem Weiß, das zu den Holzböden passt. Die innenliegenden, entlang von Fluren angeordneten Schlafzimmer werden über Lichtschächte mit Tageslicht versorgt. Für die Küchen wählten die Architekt*innen Oberflächen aus Edelstahl. Die Wohnbereiche öffnen sich zu den Balkonen hin. Rollos in Regenbogenfarben schirmen die zur West- und Ostseite ausgerichteten Balkone gegen Blicke und direkte Sonneneinstrahlung ab.
Mit einfachen Materialien und durchdachten Grundrissen ermöglicht das Büro Austin Maynard Architects einer engagierten Hausgemeinschaft kostengünstiges und energieeffizientes Wohnen in der Innenstadt. Das Terrace House fügt sich mit baulichen Referenzen an die Nachbarschaft in den Stadtteil Brunswick ein.
FOTOGRAFIE Maitreya Chandorkar Maitreya Chandorkar
Projektname | Terrace House |
Entwurf | Austin Maynard Architects |
Ort | Brunswick, Melbourne, Australien |
Fläche | 3.225 Quadratmeter |
Fertigstellung | 2021 |
Anzahl der Wohnungen | 16 |
Ladenflächen | 3 |
Hersteller | Colorbond, Dulux, Fisher & Paykel, Abey, Alspec, Ambiance Lumiere, Beacon Lighting, CSR, Caroma, Clipsal, Cora, Earp Brothers, Fantech, Lysaght, National Masonry, OzMist, Pearl & Ash, Shade Factor, Smart BBQ, Sussex Taps, +2 |
Auszeichnungen | |
Gewinner | „Mehrfamilienhaus” 2022 Sustainability Awards |
Gold | The Good Design Awards 2022 |
Gewinner | Sustainable Architecture Award, The Australian Institute of Architects 2022 |
Empfehlung | Residential Architecture –Multiple Housing, Victorian Architecture Awards 2022 |
Auf der Shortlist | National Architecture Awards 2022 – Sustainable Architecture |
Finalist Wohnprojekt | Dezeen Awards 2022 |
Finalist | The B1M Construction Story of the Year |
Mehr Projekte
Palazzo mit Patina
Umbau eines apulischen Anwesens durch das Architekturbüro Valari

Alte Scheune, neues Leben
Historisches Gebäude in Tübingen wird zu modernem Wohnraum

Gebaut für Wind und Wetter
Ferienhaus im schwedischen Hee von Studio Ellsinger

Ein Dorfhaus als Landsitz
Wohnumbau von Ricardo Azevedo in Portugal

Ein offenes Haus
Feministischer Wohnblock Illa Glòries von Cierto Estudio in Barcelona

Harte Schale, weicher Kern
Unkonventionelles Einfamilienhaus in Mexiko von Espacio 18 Arquitectura

Zwischen Bestand und Zukunft
Umbau einer Kölner Doppelhaushälfte durch das Architekturbüro Catalanoquiel

Offen für Neues
Nachhaltige Renovierung einer flämischen Fermette durch Hé! Architectuur

Baden unter Palmen
Studio Hatzenbichler gestaltet ein Wiener Loft mit Beton und Grünpflanzen

Maßgeschneidertes Refugium
Georg Kayser Studio verbindet in Barcelona Altbau-Charme mit modernem Design

Rückzugsort im Biosphärenreservat
MAFEU Architektur entwirft ein zukunftsfähiges Reetdachhaus im Spreewald

Im Dialog mit Le Corbusier
Umbau eines Apartments im Pariser Molitor-Gebäude von RREEL

Warschauer Retrofuturimus
Apartment mit markantem Raumteiler von Mistovia Studio

Trennung ohne Verluste
Ferienhaus im Miniformat auf Usedom von Keßler Plescher Architekten

Architektur auf der Höhe
Wohnhaus-Duo von Worrell Yeung im hügeligen New York

Architektur im Freien
Pool und Pergola von Marcel Architecten und Max Luciano Geldof in Belgien

California Cool
Mork-Ulnes Architects restaurieren das Creston House von Roger Lee in Berkeley

40 Quadratmeter Einsamkeit
Ländliches Ferienhaus von Extrarradio Estudio in Spanien

Von der Ruine zum Rückzugsort
Wertschätzender Umbau von Veinte Diezz Arquitectos in Mexiko

Zwischen Alt und Neu
Architect George erweitert Jahrhundertwendehaus in Sydney

Co-Living mit Geschichte
Umbau des historischen Metropol-Gebäudes von BEEF architekti in Bratislava

Aus dem Schlaf erwacht
Kern Architekten sanieren das Vöhlinschloss im Unterallgäu

Archäologie in Beton
Apartment-Transformation von Jorge Borondo und Ana Petra Moriyón in Madrid

Geordnete Offenheit
Umbau eines Einfamilienhauses von Max Luciano Geldof in Belgien

BAYERISCHES DUO
Zwei Wohnhäuser für drei Generationen von Buero Wagner am Starnberger See

Über den Dächern
Umbau einer Berliner Penthousewohnung von Christopher Sitzler

Schwebende Strukturen
Umbau eines maroden Wohnhauses von Bardo Arquitectura in Madrid

Camden Chic
An- und Umbau eines ehemaligen Künstlerateliers von McLaren.Excell

Aus Werkstatt wird Wohnraum
Umbau im griechischen Ermionida von Naki Atelier

Londoner in der Lombardei
Tuckey Design Studio verwandelt ein Wohnhaus am Comer See
