Haus in Auflösung
Radikaler Befreiungsakt: Dieses Einfamilienhaus in Japan bricht tradierte Wohnregeln.

Die japanische Architektur macht es uns mal wieder vor. Dieses Einfamilienhaus in Sakura ist nach innen und außen radikal geöffnet und rüttelt an scheinbar festgeschriebenen Alltagsritualen: Kochen, Duschen und Baden werden hier zum spektakulären Naturerlebnis. Eine Wohnform am Rande des Auflösungsprozesses.
Der Architekt Kentaro Yamazaki und sein Design Workshop haben bereits eine ganz Reihe von Häusern gebaut, die mit tradiertem Wohnverhalten brechen. Doch dieser Neubau in der Präfektur Chiba geht noch einen Schritt weiter: Die Architektur dient hier als zweite Haut der Bewohner.
Fünf Blöcke
Wie ein in quadratische Architektur transformiertes Reptil schlängelt sich das Wohnhaus durch den Garten: Über eine Länge von 25 Meter hat Kentaro Yamazaki fünf weiße, unterschiedlich große Blöcke in einer Reihe arrangiert und zueinander verschoben. Das Innere ist ein einziger Raum ohne auch nur eine Trennwand: Wohnfunktionen werden allein durch die Möblierung angedeutet, alles fließt ineinander. Lediglich die Bodenbeläge variieren von Raum zu Raum: von poliertem Estrich über Parkett hin zu einem Kunstharzanstrich. Neben konzeptionellen Beweggründen hat die Anordnung der Volumen auch eine rein praktische: Sie macht das Haus erdbebensicher, da sich gemauerte, und damit standsichere Wände nur an der Ost- und Westseite des Baus befinden. Der Rest ist Glas.
Funktionale Überlagerung
An den künstlich erzeugten Bruchkanten der Volumen, und damit an den nach Norden und Süden ausgerichteten Flächen, findet sich eine vollflächige Verglasung. Für die Bewohner entsteht dadurch nicht nur eine Vielzahl von Ausblicken in den wunderschönen Garten – es ergeben sich auch interessante und ungeahnte Einblicke. Vom Wohnzimmer schaut man durch ein Fenster in den Garten und erblickt gleich dahinter die Betten des Bauherrenpaares, die sich wieder im Innenraum befinden. Wie Ebenen überlagert der Architekt Natur und Architektur sowie die funktionalen Bereiche im Gebäude. Es ist kein Haus im Garten, sondern viel mehr ein Garten im Haus: Der Begriff „Offenheit“ erfährt hier eine neue Definition.
Radikaler Befreiungsakt
Seinen Höhepunkt erreicht der radikale Gestaltungsansatz im Nassbereich, in dem Badewanne und Dusche nicht nur frei im Raum, sondern auch unmittelbar an großen Fensterflächen platziert wurden. Der Effekt ist grandios: Die morgendliche Dusche oder das abendliche Bad werden so zu einem gefühlten Open-Air-Erlebnis, so nah ist die Natur. Gleichzeitig ist die Offenheit nichts für Angsthasen, denn Nachbarn gibt es auch. Aber die vergisst man schnell – viel zu überwältigend und befreiend ist die Verwischung von Innen- und Außenbereich.
FOTOGRAFIE Naoomi Kurozumi, Nahoko Koide
Naoomi Kurozumi, Nahoko Koide
Mehr Projekte
Messingfarbene Highlights
Neugestaltung des Hotels zum Hirschen in Salzburg von LP architektur und Dietrich Untertrifaller

Über den Dächern
Umbau einer Berliner Penthousewohnung von Christopher Sitzler

Zirkuläre Raute
Bürogebäude The Cradle in Düsseldorf von HPP Architekten

Der Fjord als Bühne
Sauna Trosten in Oslo von Estudio Herreros

Mehr als heiße Luft
Saunen inmitten der Natur

Monolith in der Schwebe
Ein abgelegenes Waldbad von Vector Architects in China

Vision und Tradition
Hotel Badeschloss in Bad Gastein von BWM Design

Wohnen im Wasserwerk
Loftwohnung in ehemaligem Pumpwerk von Giorgio Gullotta Architekten

Moderner Barock
Kunst- und Designhotel in Berching von Atelier Dimanche

Sportliche Erfrischung
Neuer DFB-Campus in Frankfurt am Main von kadawittfeldarchitektur

Moderne Badkultur
Das Royal in Bad Füssing wird von Zeilberger + Hartl Architekten umgebaut

Trigonale Interventionen
Altbausanierung in Porto mit modernen Ecken von Paulo Moreira

Unikate aus Titan-Stahl
Bette stattet die Bäder im Hotel Wilmina aus

Radikales Raffinement
Studio-Apartment von minuit architectes in Paris

Schutzraum wird zum Wohnraum
Transformation eines Hochbunkers in Hamburg von Björn Liese

Ganzheitliche Genesung
Krankenhausneubau von tsj-architekten in Niedersachsen

Maritime Farbwelten
Neugestaltung der Bäder im 25hours Hotel Hamburg HafenCity von Stephen Williams Associates

Besondere Böden
Fünf Projekte mit ungewöhnlicher Bodengestaltung

Moderne Behaglichkeit
Ausgestaltung einer Villa im Großraum Frankfurt von Andrea Busch Inneneinrichtung

Heilende Räume
Umbau einer Reha-Einrichtung in Polen

Fenster zum Bad
Ein 10.000-Euro-Umbau von TAKK in Barcelona

Baden in Beton
Ehemaliges Lagerhaus in Athen wird zum Penthouse

Ausweitung der Komfortzone
Wohnanlage für Studierende in Bielefeld von Stopfel Architekten

Mit Scarpa baden
Ludwig Godefroy gestaltet das Hotel Casa TO in Oaxaca

Gestaffeltes Wohnhaus
Umbau einer kleinen Genter Stadtvilla von Graux & Baeyens Architecten

Mediterrane Moderne
Zweizimmerwohnung in Barcelona von Szymon Keller

Durchbruch zur Natur
Hotel Sou von Suppose Design Office auf der japanischen Insel Fukue

Reflektierte Flusslandschaft
Neugestaltung der Sanitärräume auf der Münchner Praterinsel

Buntes Versteck
Ein Hausumbau von i29 in Amsterdam

Schwereloses Schwimmbecken
HAL Architects bringen einen Londoner Pool zum Schweben
