Hochhaus im Netz
Skyline unter Strom: Das neue Hauptquartier des Netzbetreibers 50Hertz von Love Architecture und Kinzo in Berlin.
Partner: planmöbel
Berlin und seine Bürogebäude sind bisher nicht durch einen besonderen Innovationsgeist in Sachen Architektur und Arbeitsplatzgestaltung in Erscheinung getreten – doch das hat sich seit kurzem dank einer deutsch-österreichischen Planungsgemeinschaft geändert. Love Architecture aus Graz und Kinzo aus Berlin haben dem Stromübertragungsnetzbetreiber 50Hertz zusammen mit dem Hersteller planmöbel eine neue Firmenzentrale auf den Leib geschneidert, die sich so gar nicht in die Ahnengalerie streng dreinblickender, hauptstädtischer Bürogebäude einreihen will. Ein Glücksfall für Berlin, das Unternehmen und die Menschen, die in dem Haus arbeiten dürfen.
Das Netzquartier ist ein weiterer Baustein in der heranwachsenden Europacity am Berliner Hauptbahnhof, die sich immer mehr zum architektonischen Experimentierfeld entwickelt: An keinem anderen Ort der Stadt entsteht mehr zeitgenössische Baukunst als auf dem ehemaligen Bahn- und Industrieareal.
Digitalisierung und Konsens
Als das Unternehmen 50Hertz beschloss, seine Standorte in einem neuen Hauptquartier an prominenter Stelle und in Form eines Hochhauses zusammenzulegen, tauchte schnell die Frage auf, wie man sich nach außen und innen darstellen wolle. Dazu spielte das Thema Digitalisierung und sein Einfluss auf zeitgemäßes Arbeiten eine wichtige Rolle. Um sich perfekt aufzustellen, leitete die Firma neben einem Architekturwettbewerb fast im selben Atemzug einen Partizipationsprozess ein, der den Mitarbeitern die Chance auf Mitbestimmung in den Gestaltungsverfahren gewähren sollte. Diese besondere und nicht immer stressfreie Form der Einbeziehung und Konsensfindung hatte bis zur Fertigstellung des Projekts Bestand und sorgt nun für eine hohe Identifikation der Angestellten mit ihrem Arbeitgeber.
Stromnetz und Tragwerk
Den Wettbewerb gewann das Grazer Architekturbüro Love mit einem Entwurf, der mit seiner transparenten und invertierten Gebäudestruktur der Sehnsucht des Bauherrn nach einer offenen und flexiblen Behausung entsprach: Die Planer hatten, inspiriert durch die Funktion des Unternehmens 50Hertz als Stromnetzbetreiber, die Tragwerkstruktur als außen liegendes Gittergeflecht aus diagonalen Stützen um den Baukörper gelegt. Die dadurch geschaffenen, besonders tiefen Geschosse kommen durch die konstruktive Maßnahme ohne jede Stütze im Inneren aus und besitzen eine fast loftartige Atmosphäre. Gleichzeitig boten die offenen Grundrisse und die Transparenz der Fassade die perfekte Grundlage für eine innovative Arbeitsplatzgestaltung und einzigartige Innenarchitektur mit hohem Außenbezug.
Kommandobrücke und Stauraum
Die Innenarchitekten vom Büro Kinzo nutzten den Spielraum, den die architektonische Hülle bot, für eine ihrer berühmten Arbeitsplatzlandschaften – von denen schon Firmen wie SoundCloud, Adidas und Fjord profitierten. Dabei schaffen es die Berliner Gestalter immer wieder, ihren Kunden eine individuell maßgeschneiderte Bürowelt zu konzipieren. Für die Firmenzentrale von 50Hertz entwickelte Kinzo neben den Arbeits- auch Sonderflächen wie das hauseigene Restaurant, die Vorstandsetage und die Einsatzleitzentrale (RCC), die als hermetisch abgeriegelter, bunkerähnlicher Raum von den Architekten als futuristische Kommandobrücke gestaltet wurde. Besuchern werden durch ein Panoramafenster aus Panzerglas Einblicke in das Herzstück des Hauses ermöglicht.
Bei der Gestaltung der Arbeitsbereiche standen Themen wie Kommunikation und Wohlbefinden im Mittelpunkt. Der hohen Gebäudetiefe begegnete Kinzo mit großzügigen Mittelzonen, die als flexibler, non-territorialer und abwechslungsreicher Rückzugsort im Großraum dienen. Die Arbeitsplätze statteten die Planer mit elektromotorisch höhenverstellbaren Tischen und dem Stauraumsystem der Produktserie Unit aus, die sie selber für den Büromöbelhersteller planmöbel entwickelt hatten und für dieses Projekt gemeinsam mit planmöbel weiterentwickelten: Bei 50Hertz verfügt das raumtrennende Schrankmöbel nun über Schiebetüren. Getoppt wird das Stauraumsystem von den sogenannten „Hütchen“, die als Akustikbarriere, Pinnwand und Platz für private Gegenstände dienen. Ein perfektes Detail und gleichzeitig Symbol für den ganzheitlichen Gestaltungsansatz, der dieses Projekt von Anfang bis Ende begleitet hat.
Weitere Antworten auf die Fragen zur Arbeitswelt der Zukunft finden Sie in unserem großen Special zur Orgatec 2016.
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