Hybrides Raumkonzept
Das Run Run Run in Madrid ist Café, Co-Working-Space und Sportclub in einem
Run Run Run ist ein Hybrid aus Café, Co-Working-Space und Sportclub: eine kulinarische Aktivzone für Großstädter, die mit grellen Farben, rohem Beton und filigranen Metallmöbeln aufwartet. Der Entwurf stammt vom Office for Political Innovation und dessen Gründer Andrés Jaque.
Das Vallehermoso Stadion ist die erste Adresse für Leichtathletik-Wettkämpfe in Madrid. Der Ort wird auch zum Training genutzt, ebenso wie der nahe gelegene Santander-Park. In unmittelbarer Nähe hat nun das Café Run Run Run eröffnet. Es richtet sich explizit an Sportler, die dort nicht nur Speisen und Getränke zu sich nehmen können. Sie können sich bei Run Run Run ebenso umziehen, ihre Straßenkleidung deponieren, am Laptop oder Tablet beruflichen Aktivitäten nachgehen oder Freunde und Bekannte treffen. Kurzum: „Eine Infrastruktur, die die Stadt in einen Spielplatz verwandelt und den Menschen erlaubt, ihre Körper zu transformieren“, sagt der Architekt Andrés Jaque über seinen Entwurf.
Sportiv-kulinarische Transformation
Der Gründer des Architekturbüros Office for Political Innovation setzt auf Interaktion. Das von der spanischen Hotelgruppe La Musa betriebene Café ist Restaurant, Co-Working-Space, Begegnungsstätte und Sportclub in einem. Diese Uneindeutigkeit zeigt sich in der Gestaltung der Innenräume, die das Erd- und Untergeschoss eines anonymen Gebäudes aus den 1970er-Jahren bespielen. Andrés Jaque hat hier eine Architektur in der Architektur geschaffen: ein zweigeschossiges Volumen, das seinen Charakter auf jeder Ebene und in jedem Winkel verändert: Kräftige Farben in wohl kalkulierten Memphis-Disharmonien treffen auf höhlenartige Deckenverkleidungen aus Zellulose, Marmor-Waschbecken und unzählige Pflanzen. Die Räume beherbergten früher eine Sozialversicherungsagentur und wurden vor ihrer sportiv-kulinarischen Transformation bis auf die offen gelassenen Betonpfeiler zurückgebaut.
Mutiertes Mauerwerk
Als eine „Mixtur aus Gewächshaus und Grotte, die einen hängenden Gemüsegarten schützt“, beschreibt der Architekt den im Untergeschoss errichteten Glasbau. Dieser reicht bis ins Erdgeschoss hinauf und wird dort über eine ebenerdige Tür betreten. Im Mittelpunkt des Interieurs steht eine offene Küche, um die sich verschiedene Bereiche zum Essen und Arbeiten gruppieren. Die Möblierung ist eigens für diesen Ort konzipiert worden. Einige Stühle sind aus filigranen Metallgittern und sich kreuzenden Stäben gearbeitet, die mit einer leuchtenden, zinnoberroten Färbung die Blicke auf sich ziehen. Andere Stühle geben sich umso massiver: Sie bestehen aus einer schwarzen oder petrolfarbenen Mischung aus Wachs und Kiefernharz, die den Eindruck eines zur Sitzschale mutierten Mauerwerks erweckt.
Urbane Landwirtschaft
Vor den Fensterfronten hängen gut sichtbar unzählige Glaskugeln von der Decke herab. Gefüllt mit Erde dienen sie als Lebensraum für Pflanzen, die einen beachtlichen Anteil der in der Küche des Run Run Run verarbeiteten Zutaten liefern. Das Spannende hierbei: Diese Form der urbanen Landwirtschaft löst sich selbstbewusst vom ländlichen Idyll. Die Natur wird in eine artifizielle Umgebung eingebettet: In Form von transparenten Kugeln, die sich von der Bodenständigkeit des Ackers befreien und Nutzpflanzen in eine schwebende Umgebung implementieren.
Kulinarische Raffinessen
„Das Projekt lotet bis an seine Grenzen die Möglichkeit aus, verschiedene Aktivitäten zu überlagern“, sagt Andrés Jaque. Schulterschlüsse werden daher auch auf kulinarischer Ebene vollzogen. Küchenchef Taut Repsys hat zusammen mit dem Ernährungswissenschaftler Andrea Cañas eine gesunde, aber dennoch alles andere als spaßfreie Speisekarte erstellt, die dem Konzept des Clean Eating untersteht. Es werden ausschließlich frische, saisonale Zutaten verwendet, die entweder bei niedrigen Temperaturen gekocht oder roh serviert werden. Auf Geschmacksverstärker und Farbstoffe wird verzichtet – zwei Zutaten, die im Run Run Run nicht ins Essen, sondern vielmehr in die Gestaltung des Interieurs geflossen sind. Was die Küchenchefs nicht in den gläsernen Kugeln anbauen, wird von lokalen Biobauern angeliefert.
Die Stadt als Sportplatz
Umkleidekabinen und Duschen stehen ebenso bereit wie Schließfächer, um Alltagskleidung gegen Sportausrüstung einzutauschen und an einem sicheren Ort aufzubewahren. Die Bewegung erfolgt jedoch nicht im Café, sondern draußen auf der Straße: von verschiedenen Ballsportarten bis hin zu klassischem Lauftraining. Der Fitnessclub ist kein geschlossenes Ensemble, sondern ein offenes wie flexibles Raumgefüge, das die Stadt mit einbezieht. Oder anders gesagt: „Es geht um eine Emanzipation von der häuslichen Umgebung. Sie bietet die Möglichkeit, mit anderen Menschen in Interaktion zu treten durch Tätigkeiten, die normalerweise individuell ausgeführt werden“, bringt Andrés Jaque die Wirkung auf den Punkt. In einem gewöhnlichen Fitnessstudio auf dem Laufband schuften, das war einmal.
| Projekt | Run Run Run |
| Typologie | Mix-Use, Café, Coworking-Space, Sportclub |
| Ort | Madrid |
| Entwurf | Andrés Jaque / Office for Political Innovation |
| Team | Roberto González García, Laura Mora, Luis González, Alberto Heras u.a. |
| Baustatik | Mecanismo. Ingeniería de Estructuras (Juan Rey, Jacinto Ruiz) |
| Bauunternehmen | Alonso y Blanco |
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