Inspirationen statt Emissionen
Nachhaltiger Büroneubau von Studio Daytrip in London

Der erste Neubau von The Office Group setzt neue Standards in Sachen Nachhaltigkeit. Waugh Thistleton Architects haben in London eine außergewöhnliche Holzkonstruktion errichtet. In Verbindung mit dem Wohlfühl-Interior von Daytrip ist ein Arbeitsort entstanden, der das Homeoffice überflüssig macht.
Als Anbieter temporärer Büros ist The Office Group (TOG) bekannt dafür, moderne Arbeitswelten in historischem Bestand zu entwickeln, sei es im Berliner Kontorhaus oder den Londoner Borough Yards. Mit The Black & White Building ließ das Unternehmen erstmals ein Gebäude komplett neu errichten. Es ist der höchste Bürobau aus Massivholz in London. TOG bezeichnet ihn als „einen Meilenstein für die nachhaltige Architektur in Großbritannien“.
Holz innen und außen
Neben der Konstruktionsweise aus erneuerbaren Materialien, optimierte das für seine nachhaltigen Architekturprojekte bekannte Büro Waugh Thistleton Architects die Energiebilanz von The Black & White Building auf unterschiedliche Weise. Achtzig Solarzellen auf dem Dach versorgen das Gebäude zum Beispiel mit Strom aus erneuerbaren Energien. Rosenholzlamellen vor der Glasfassade halten die Sonneneinstrahlung niedrig, ohne den Innenräumen natürliches Licht zu nehmen. Die nahbare, einladende Wirkung, die sie dem Bau verleihen, setzt sich im Innenraum fort. Als „nahtlose Synergie zwischen Außen- und Innenraum“ beschreibt Nick Corbyn, Vorstand für Design und Entwicklung bei TOG, den Gestaltungsansatz. Nichts ist überflüssig, alles ist darauf ausgerichtet, Menschen zu inspirieren, zu stärken und zu verbinden.
Nachwachsende Materialien
Mit Einbauten, Möbeln und Trennwänden aus Holz haben die Innenarchitekt*innen von Daytrip in den Büros und Gemeinschaftsräumen eine warme, authentische Atmosphäre erzeugt. Inspiriert hat sie das Design unterschiedlicher Epochen und Kulturen. Isamu Noguchis Hotel Okura in Tokio aus den Sechzigerjahren diente ebenso als Vorbild wie die vom Kunsthandwerk beeinflussten Entwürfe des Finnen Antti Nurmesniemi. Im Einklang mit dem nachhaltigen Anspruch wählten die Gestalter*innen von Daytrip recycelte und lokale Materialien aus. Dazu gehören Küchenoberflächen aus Richlite-Recyclingpapier-Verbundplatten und in Ockertönen mit zementgebundenen Viroc-Platten ausgekleidete Korridore. Die Decken sind mit Sonaspray besprüht, einer umweltfreundlichen Akustikbehandlung aus Zellulose und anderen erneuerbaren Materialien.
Ort der Begegnung
Im Vordergrund stand für das Team von Daytrip die Vernetzung der Nutzer*innen. Menschen sollen sich über eine Vielzahl von Räumen auf unterschiedliche Art und Weise begegnen können, besonders nachdem dies pandemiebedingt lange Zeit nicht möglich war und sich viele ins Homeoffice zurückgezogen haben. Die Inneneinrichtung soll – laut Iwan Halstead, Mitgründer von Daytrip – mit unterschiedlichen Sitzgelegenheiten zu verschiedenen Tätigkeiten einladen. „Lounge-Sofas eigenen sich für eine langsame, bequeme Arbeitsweise, während hohe Tresen oder Gemeinschaftstische Fokus und Konzentration fördern“, erklärt er.
Lokales Design
Die insgesamt 28 Büros unterschiedlicher Größe, Telefonzellen und Küchen sind mit Möbeln von lokalen Herstellern eingerichtet. Darunter sind maßgefertigte Entwürfe des Londoner Designers Sebastian Cox für die Lounge im Erdgeschoss sowie Stücke von Kusheda Mensah. Die Designerin gestaltet Möbel, die die soziale Interaktion fördern. Sie sollen Stress und Ängsten in einer von sozialen Medien geprägten Welt entgegenwirken. Einer der sechs Besprechungsräume im Untergeschoss ist besonders auf Kreativprozesse ausgerichtet. Teams können dort ihre Ideen an beschreibbaren Glaswänden festhalten. Gemütlich sitzt es sich in einem anderen Raum in Philippe Malouins Puffer-Sesseln für SCP unter an der Wand befestigten Leuchten der Serie Pipe von Artemide, die sich in jede denkbare Position biegen lassen.
Achtsamkeit und Konzentration
Um das natürliche Tageslicht zu maximieren, verläuft ein Lichtschacht über die gesamte Höhe des Gebäudes – von der Dachterrasse bis hinunter zum bepflanzten Innenhof. Daneben befindet sich ein heller Kursraum für Yoga und Fitness. Die Bewegungsangebote stehen allen Mieter*innen kostenfrei zur Verfügung. „Die Inneneinrichtung trägt der Tatsache Rechnung, dass sich die Art und Weise, wie wir arbeiten, verändert hat“, resümiert Nick Corbyn. „Der Arbeitsplatz von heute sollte nicht nur funktional sein, sondern muss ein Ort sein, an dem die Menschen ihre Zeit aktiv verbringen wollen, der verschiedene Arbeitsstile und Aufgabenarten ermöglicht und klare Vorteile gegenüber dem heimischen Schreibtisch bietet. Das erfordert ein durchdachtes, inspirierendes und menschenzentriertes Design.“
The Black & White Building gab TOG die Gelegenheit, seine Unternehmenswerte erstmals in einem Gebäude zu vereinen. Diesmal ohne Rücksicht auf den Bestand nehmen zu müssen, dafür mit umso mehr Aufmerksamkeit und Respekt für die Umwelt. Unternehmen, die diesen Anspruch teilen und sich für ihre Mitarbeiter*innen ein inspirierendes Arbeitsumfeld wünschen, sind dort gut aufgehoben.
FOTOGRAFIE Jake Curtis
Jake Curtis
Projektname | The Black & White Building |
Innenarchitektur | Daytrip |
Architektur | Waugh Thistleton Architects |
Bauherr | The Office Group |
Standort | London |
Fläche | 4.000 Quadratmeter |
Fertigstellung | 2023 |
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