Im Office-Dschungel
Weiss-heiten gestaltet The-Office-Group-Dependance in Berlin
Als erste Niederlassung außerhalb Großbritanniens eröffnete im September das Kontorhaus von The Office Group in Berlin. Das Büro Weiss–heiten richtete das Gebäude mit einem durchdachten Konzept ein, das ein Zuhause-Gefühl vermittelt, ohne verspielt zu wirken.
Mit Retail-Projekten wie Läden für die Brillenmarke Ace & Tate in Nürnberg oder Bristol machte sich das Berliner Büro Weiss–heiten von Birgit und Tobias Kohlhaas einen Namen. Nun hat das Studio sein erstes Office-Projekt gestaltet, und dazu kein einfaches. Denn es handelt sich um die erste Deutschland-Niederlassung des britischen Bürodienstleisters The Office Group (TOG). In Großbritannien betreibt TOG bereits mehr als 50 Häuser – alle mit einem individuellen Design – und zählt rund 18.000 Mitglieder. Für die erste Dependance außerhalb der Insel wählten sie ein historisches Gebäude aus: das Kontorhaus Ecke Kronen-/Friedrichstraße in Berlin.
Co-Working im Kontorhaus
„Kontorhäuser waren so etwas wie die ersten Co-Working-Spaces“, erläutert Tobias Kohlhaas. Sie entstanden nach nordamerikanischen Vorbildern um die Jahrhundertwende auch in Deutschland, vor allem in Hamburg. Unterschiedlichen Unternehmen dienten sie als Lager- und Verwaltungsräume. So ähnlich funktioniert das Konzept von TOG: In die Räume des ersten Berliner Hauses ziehen überwiegend etablierte Unternehmen ein, einige haben gleich mehrere Etagen gemietet. Ihren jeweiligen Bedürfnissen können die Räume angepasst werden. Tageweise einen Arbeitsplatz oder Konferenzraum zu mieten, ist auch möglich. Im Gegensatz zu typischen Co-Working-Spaces steht hier die Vernetzung zwischen Einzelunternehmern aber nicht im Vordergrund.
Architektonische Kontraste
Für die Gestaltung wählte TOG bewusst ein Berliner Büro, das mit dem Stil und der Geschichte der Stadt vertraut ist. Die Gründer von Weiss–heiten, Birgit und Tobias Kohlhaas, stiegen für ihren Entwurf tief in die Historie des Ortes ein. In dem Gebäudekomplex befand sich in den Zwanzigerjahren das berühmte Café Krone, Treffpunkt vieler Künstler und Intellektueller mit Billardsalon im ersten Stock. In den Neunzigerjahren wurde das historische Gebäude durch einen Neubau ergänzt. So steht das Haus auch symbolisch für Berlin als Stadt der Kontraste, wo alte und moderne Architektur aufeinandertreffen, manchmal sogar im gleichen Gebäude.
Bürofläche mit Höhenunterschieden
Die Verbindung von Alt und Neu stellte aber auch gestalterisch eine Herausforderung dar, berichtet Birgit Kohlhaas. Dort, wo beide Häuser aufeinanderstoßen, wurden Höhenunterschiede durch Stufen ausgeglichen. Referenzen an die Architektur des historischen Gebäudeteils finden sich im Interieur. So beziehen sich die bogenförmigen Raumteiler aus schwarzem, unbehandeltem Stahl auf die architektonischen Formen des Altbaus.
Räume zum Wohnfühlen
Ihre Retail-Erfahrung kam den Designern von Weiss–heiten auch bei diesem Projekt zugute. „Wir wissen, wie wir Räume gestalten müssen, damit sich Menschen darin gerne aufhalten“, sagt Tobias Kohlhaas. „Dafür braucht es Brüche. Wenn ein Raum zu perfekt gestaltet ist, fühlt man sich darin nicht wohl.“ In der Empfangsetage des Kontorhauses ist diese Philosophie sichtbar: Während die Leitungen und Lüftungsrohre an der Decke lediglich weiß übergestrichen wurden, wirken die von Pflanztöpfen flankierten Sitzecken regelrecht wohnlich. Auch die offene Küche vermittelt ein WG-Gefühl, ohne dabei zu sehr nach Start-up auszusehen.
Einladende Farbwelten
Um möglichst viel Tageslicht in die Räume zu bringen, sind die Raumteiler, aber auch viele der Türen und Trennwände, verglast. Das Farbkonzept aus Bordeaux-, Braun- und Beerentönen im ersten Stock wirkt einladend und wird unter anderem durch Holzfurnier und schwarzen Stahl kontrastiert. Im gleichen Ton entwickelte die Berliner Künstlerin Nadine Goepfert ein Wandobjekt aus geschredderter Office-Kleidung, fixiert mit Autolack – ein Sinnbild für die neue Arbeitswelt.
Das Designkonzept von TOG, die Innenarchitektur an den jeweiligen Ort anzupassen und Authentizität über die CI zu stellen, geht auch im Falle des Kontorhauses auf. Es zeigt, dass Professionalität und Wohnlichkeit keinen Widerspruch darstellen müssen.
FOTOGRAFIE The Office Group
The Office Group
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Fläche | 4300 m² |
Fertigstellung | 2020 |