Kunst der Stille
Minimalistisches Künstlerloft in Taipeh von fws_work
Klarheit, Kontemplation und die Konzentration aufs Wesentliche: In Taipeh hat das Designstudio fws_work ein Künstlerloft in einen Rückzugsort mit Zen-Effekt verwandelt. Durch monochrom verputzte Wände, geometrische Linien und ein reduziertes Interior entstanden Räume, in denen alles in Balance ist. Herzstück des Apartments: ein wandlungsfähiger Tee-Salon.
Auf 65 Quadratmetern hat fws_work, ein Designstudio mit Standorten in New York und Taipeh, einen Raum geschaffen, der den hektischen Alltag einer Millionenmetropole in den Hintergrund rückt und stattdessen für Ruhe, Inspiration und Poesie sorgt. fws steht für „fellows“, was so viel bedeutet wie Gefährten, Kollegen oder Freunde. Die Bezeichnung spiegelt die Philosophie des Studios wider: „Unsere Projekte beruhen auf reichhaltigen Konzepten und Erzählungen, gemeinschaftlichen Prozessen und der Wertschätzung von Details“, sagt Yu-Hsiang Fu, Gründer und Kreativdirektor des Studios. Das zeigt sich auch in der Gestaltung der Künstlerwohnung in Taipeh. Es ist ein Studio-Apartment, das sich auf das Wesentliche konzentriert und dabei dennoch äußerst detailverliebt ist.
Tee-Salon als Verwandlungskünstler
Zentrales Element ist der Teesalon, der sich unter einer kleinen Galerie mit Schlafplatz befindet. Der Salon kann durch Schiebetüren aus Rattan vom Wohnraum abgetrennt werden. „Die Falttüren ersetzen massive Wände und lassen Licht und Schatten ungehindert durch den Raum fließen. Abends wirkt der Teeraum dann wie eine Bühne, wenn er von innen beleuchtet ist“, meint Yu-Hsiang Fu. Ein idealer Ort, um in Stille zu reflektieren oder ruhige Gespräche zu führen, wie es in Taiwan bei Teezeremonien üblich ist.
Licht- und Schattenspiele
Über dem Wohnraum öffnet sich die Decke, sodass ein Gefühl von räumlicher Weite entsteht. Eine zur Straße orientierte Fensterfront lässt viel Tageslicht herein, das der Interiordesigner klug durch die Räume lenkt, indem er vereinzelt rechteckige Öffnungen in Wänden platziert hat. „So konnten wir nicht nur die schmale Treppe und das kleine Schlafzimmer belichten, sondern auch schöne Ausblicke ermöglichen“, erklärt Yu-Hsiang Fu. Die Öffnungen fangen zudem das sich ständig verändernde Wechselspiel von Licht und Schatten im Laufe der Jahreszeiten ein: „Im Herbst verschmilzt das Laub der Bäume draußen mit der Kulisse des Innenraums und der Raum wird zu einem lebendigen Bild, das sich mit der Zeit wandelt.“
Schlafen wie in einem Morandi-Gemälde
Wie ein kleines Schatzkästchen wirkt das Schlafzimmer. Dort regiert visuelle Ruhe: Auf dunkelbraunem Parkett steht ein schlichtes, bodennahes Bett, flankiert von einem Gemälde und einem kleinen Bücherstapel mit Vase – nicht mehr als das. Der matte, monoton graue Wandputz betont die Architektur des Raums, die trotz der vielen Ecken und rechteckigen Winkel nicht geometrisch-streng, sondern beruhigend und klar wirkt. Fast könnte man meinen, der italienische Maler Morandi hätte das Schlafzimmer mit seinen erdigen Braun- und Grautönen in ein Stillleben verwandelt.
Poetisches Interieur
Der gesamte Wohnraum ist von einer klaren, geometrischen Formensprache geprägt. Rechtecke dominieren das Design. Grau, Beige und Ziegelrot bestimmen die Farbpalette. Das Treppenhaus ist mit quadratischen Fliesen in Ziegelrot verkleidet, die dem Raum eine warme und einladende Atmosphäre verleihen. Der ursprüngliche, dezent gefleckte Steinboden ist geblieben, um den authentischen Charakter des Lofts zu bewahren.
„Die Räume sind in einer dunklen Farbpalette gestaltet, um ein Gefühl von Tiefe und Atmosphäre zu erzeugen. Die Verwendung von dunklem Putz und Massivholz soll die poetische Atmosphäre betonen“, erläutert Yu-Hsiang Fu. „Es ist ein Apartment, wo jeder Schritt, jeder Moment, jede Szene von poetischer Essenz durchdrungen ist.“
FOTOGRAFIE Suiyu Studio Suiyu Studio