La La Lanzarote
Dieser Ferienhausumbau von Néstor Pérez Batista auf der Kanareninsel macht mehr aus der Landschaft.

La Geria auf der Insel Lanzarote ist wie ein Gesamtkunstwerk aus Landschaft: Die Tal-Ebene zwischen den hoch aufsteigenden Bergen wird gleichmäßig von trichterförmigen Vertiefungen durchbrochen und ist überzogen mit einer schwarz-grauen Schicht aus körnigem Vulkansand. Inmitten dieser mondartigen Szenerie steht ein Haus, das diese einzigartige Mischung aus rauer Naturgewalt und menschlichem Einfallsreichtum in eine spannende Architektur übertragen hat.
Ausgangspunkt für die Planungen des jungen, in Berlin ansässigen Architekten Néstor Pérez Batista war ein altes Weinlager im Zentrum der Kanareninsel, einem international bekannten Anbaugebiet. Für den Bauherren transformierte er den Bestand in zwei 40 Quadratmeter große Apartments, die den Ausblick auf die Landschaft perfekt inszenieren.
Argument Landschaft
Es ist eine jahrhundertealte Art des Trockenfeldanbaus, die der Landschaft ihr spektakuläres Aussehen verliehen hat. In die mit einer ein bis zwei Meter dicken Schicht aus körnigem Vulkangestein bedeckte Erdoberfläche wurden aus der Not heraus trichterförmige Gruben gegraben, um an fruchtbaren Boden für den Weinanbau zu gelangen. Ein Glücksfall für die Reben, da die grobporige Schicht die Verdunstungsverluste verringert, und die Vertiefungen das Gewächs vor den starken Winden der Insel schützt. Für den Architekten Néstor Pérez Batista war die Landschaft das zentrale Moment für das Umbauprojekt. Die Buenavista Lanzarote Country Suites sollten eine enge und lebhafte Verbindung zu ihrem Umfeld schaffen, so als wären sie ihre jeweilige Erweiterung.
Alte, neue Raumordnung
Die zwei Apartments Ala Este und Ala Oeste wurden in ein ehemaliges Weinlager hineingebaut, in dessen Kubatur und Raumabfolge der Architekt kaum eingriff. Ställe und Lager dienen nun als Wohn-, Schlaf- und Badezimmer, die sich entlang einer Ost-West-Achse hangeln, was auch für die Namensgebung der beiden Behausungen verantwortlich war. Auch bei den Oberflächen im Inneren beließ Batista die originale Materialität, die vor allem aus gekalktem Stein, Lehm und Holz besteht, und griff nur vorsichtig ein, wie etwa bei den Höhen und Proportionen. Die Einrichtung ist simpel und von zurückhaltendem Komfort: Kein Luxus soll von den Qualitäten des Innen- und Außenraums ablenken.
Von außen betrachtet sieht der weiß gekalkte Bau aus wie ein Stück Knetmasse, in das der Architekt in einem unregelmäßigen Raster Glasscheiben hineingedrückt hat. Das neu hinzugefügte Fensterbild ist nicht nur aus architektonischer Sicht der bedeutendste Eingriff – auch aus inhaltlicher. Die zum Teil überdimensional großen Öffnungen lösen die Grenze zwischen Außen und Innen fast vollständig auf – und machen die beiden Opponenten zu Verbündeten. Gleichzeitig weisen sie jedem der Räume einen eigenen Ausblick zu: Jedes Fenster blickt auf ein anderes Kunstwerk. Highlight ist die Position der Badewanne im Ala Oeste, die unmittelbar vor einem der großformatigen Durchbrüche sitzt und einen einmaligen Panoramablick auf die schwarz getünchte Landschaft bietet. Doch die Buenavista Lanzarote Country Suites sind weit mehr als nur ein weiteres, schön anzuschauendes Ferienhaus. Das Umbauprojekt weist dank der Vorgehensweise Batistas eine zeitgemäße, soziale Komponente auf – liegt der Fokus doch mehr auf Erhaltung und Umnutzung als auf kostspieliger Erneuerung. Ein wunderbares Beispiel für die Qualitäten guter Architektur.
FOTOGRAFIE Rubén Acosta
Rubén Acosta
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