Luxus hinter Backstein
Wohnungsumbau von Sigurd Larsen in einer ehemaligen Berliner Geburtsklinik
Es ist nicht der feine Teil von Charlottenburg, in dem derzeit eine Wohnung zum Verkauf steht, die der dänische Architekt Sigurd Larsen in ein 280 Quadratmeter großes Luxusdomizil umgebaut hat. In einer ehemaligen Geburtsklinik aus dem 19. Jahrhundert haben wir bei einer Besichtigung hinter der historischen Backsteinfassade einen monumentalen Küchenblock aus Naturstein, maßgefertigte Möbeleinbauten aus Eichenholz und eine private Sauna entdeckt.
In diesen Teil von Charlottenburg verschlägt es einen nur selten. Es sei denn, man will im Centro Italia noch schnell ein paar Spezialitäten einkaufen. Unweit des italienischen Supermarkts befindet sich in der Mollwitzstraße ein Baudenkmal aus der Jahrhundertwende: eine ehemalige Geburtsklinik mit imposanter Backsteinfassade, die vor rund zwanzig Jahren geschlossen wurde und nun als Wohngebäude fungiert.
Grundriss mit Überraschungseffekt
Das Apartment im vierten Stock des architektonisch exponierten Gebäudemittelteils erreicht man über ein etwas lieblos saniertes Treppenhaus oder einen Fahrstuhl. Doch sobald sich die Tür zum Inneren öffnet, sorgt der ungewöhnliche Grundriss für ein geradezu theatralisches Erlebnis. Über einen länglichen, eher schmalen Flur, von dem zwei Schlafzimmer, ein WC und ein Hauswirtschaftsraum abzweigen, gelangt man zum Highlight der Wohnung: einem verschwenderisch großen Raum, der die Funktionen Wohnen, Kochen und Essen vereint. Mittig angeordnet und als Eyecatcher konzipiert ist ein massiver Küchenblock aus Marmor, der schön mit dem im Fischgrätmuster verlegten Eichenholzparkett harmoniert.
Alles auf Maß
Der elegant in Grün schimmernde Küchenblock teilt den Raum optisch auf: Zur einen Seite weist er in Richtung eines großen Balkons, der einen Blick in den von Neubauten umsäumten Innenhof bietet. In diesem Teil der Wohnung plante Sigurd Larsen ein Einbaumöbel, das neben Staumöglichkeiten auch eine Sitzbank integriert. Zur anderen Seite befindet sich auf einem überraschenden polygonalen Grundriss das eigentliche Wohnzimmer mit einer Fläche von üppigen 100 Quadratmetern. Die Fenster zeigen zum Garten des ehemaligen Krankenhauses mit altem Baumbestand und lassen viel Tageslicht hinein. Von dort zweigt ein kompakter Raum ab, der mit einem maßgefertigten Einbauschrank versehen als Arbeits- oder Musikzimmer genutzt werden kann. Gestalterisch auffällig sind die drei schmalen Holztüren, die auf der anderen Raumseite gespiegelt werden.
Because he can
Die Wohnung ist fast 300 Quadratmeter groß, was an sich schon ein Luxus in einer Großstadt wie Berlin ist. Doch der eigentliche Luxus liegt in der verschwenderischen Verwendung von Materialien wie Naturstein und Holz, was sich neben der Küche insbesondere im Badezimmer des Master Bedrooms zeigt. Es ist vollständig in Holz gehalten, weshalb der Raum trotz der minimalistischen Gestaltung sehr behaglich wirkt, was sicherlich auch an der privaten Sauna liegt. Von deren Sitzbank aus kann der Blick durch die bereits erwähnten drei Holztüren direkt auf die Wohnzimmercouch schweifen. Warum sich Sigurd Larsen das ausgedacht hat? Because he can, könnte man überspitzt sagen. Geld schafft eben auch immer gestalterische Möglichkeiten – so wie die Möbeleinbauten aus kanadischem Zedernholz des rund 30 Quadratmeter großen Master Bedrooms, der sich wie die anderen beiden Schlafzimmer zum Balkon öffnet. „Das hohe Maß an Qualität ist nicht nur optisch spürbar, sondern auch haptisch erlebbar“, sagt der Architekt. Umso erstaunlicher erscheint es, dass einige Details bei diesem Projekt nicht ganz stimmig sind, wie beispielsweise die unattraktiven weißen Fenstergriffe aus Kunststoff.
Lage, Lage, Lage?
Die Wohnung ist gerade bei Sotheby’s International Realty Berlin für 3,6 Millionen Euro zum Verkauf gelistet. Bedenken, keine Käufer*innen für ein derartig hochpreisiges Objekt in dieser etwas abseitigen, teils industriell geprägten Lage zu finden, hat der Makler Nour Chama nicht. Er ist überzeugt von der gestalterischen Qualität und dem historischen Charme der Immobilie und beschreibt potenzielle Käufer*innen, für die eine Kiezlage nicht unbedingt wichtig sei. Eine Etage über dem angebotenen Objekt baut Sigurd Larsen übrigens gerade eine wirklich spektakuläre Wohnung aus – mit bis zu zehn Meter hohen Decken und historischen Buntglasfenstern. Sie dürfte dann noch einmal etliche Hundertausende Euro teurer sein.
FOTOGRAFIE Lars Pillmann Lars Pillmann