Maßgeschneidertes Refugium
Georg Kayser Studio verbindet in Barcelona Altbau-Charme mit modernem Design

Georg Kayser Studio hat eine Altbauwohnung in Barcelona in einen Rückzugsort für eine Familie verwandelt, der zeitgenössisches Design mit historischen Reminiszenzen und subtilem Luxus verbindet. Wände wurden entfernt, dunkle Ecken aufgehellt und traditionelle Handwerkstechniken wiederentdeckt.
Ein Schritt über die Schwelle des 180 Quadratmeter großen Apartments – und schon öffnet sich eine eigene Welt. Warme Kalkfarben, Rundbögen und handgefertigte Details scheinen in den Räumen ganz harmonisch zusammenzuleben. Und doch war bei diesem Umbau nichts selbstverständlich. „Das Projekt war eine vollständige Kernsanierung“, erzählt Architekt und Designer Georg Kayser. „Alle Innenwände wurden entfernt, einige tragende Wände angepasst. Wir haben die Wohnung komplett neu strukturiert, um sie genau auf die Bedürfnisse der Familie zuzuschneiden.“ Die Bauherr*innen – eine Familie aus New York – suchten ein urbanes Refugium, das Ruhe und Geborgenheit ausstrahlt und gleichzeitig den Rhythmus einer Großstadt aufnimmt. Georg Kayser antwortete mit einem Entwurf, der Vergangenheit und Gegenwart miteinander verwebt. „Unser Studio spezialisiert sich auf Entwürfe, die einen spannenden Dialog zwischen Alt und Neu erzeugen. Wir lieben es, Projekte zu designen, die wie ein Maßanzug sitzen.“
Bögen als Leitmotiv
Das Apartment erzählt diese Geschichte in sanften Übergängen. Rundbögen verbinden Räume, machen Grenzen weich und schaffen Intimität. „Wir wollten eine Atmosphäre kreieren, in der elegante Schlichtheit in zeitloser Architektur spürbar wird“, erklärt Kayser. Es ist eine ganz eigene Mischung aus moderner Formensprache und historischen Reminiszenzen, die das Zuhause so besonders macht. Die Bögen strukturieren und wirken wie ein unaufdringlicher Taktgeber: Sie leiten vom großzügigen Wohnzimmer zur Küche, öffnen den Weg in die private Master-Suite, rahmen Ausblicke und setzen den Alltag schön in Szene.
Licht für den dunkelsten Punkt
Die größte Herausforderung aber war die Lage des Apartments. Es befindet sich an einem „Chaflán“, einer abgeschnittenen Gebäudeecke – typisch für Barcelona, aber oft mit schwierigen Grundrissen verbunden. „Der hintere Bereich war sehr dunkel. Wir mussten eine Lösung finden, die ihn nicht nur nutzbar, sondern zu einem Highlight macht.“ Die Antwort ist ein spektakuläres Wohnzimmer, das durch die geschickte Führung von Licht und durch ein Gespür für die Raumwirkung eine neue Tiefe erhält. Großzügige Fenster holen die Stadt hinein, während maßgefertigte Einbaumöbel für Klarheit sorgen. Alles ist in die Architektur integriert: Hausanschlüsse und Leitungen für Versorgung und Kommunikation verschwinden in Wänden und Stauraum wird unsichtbarer Teil des Designs.
Materialien, die Geschichten erzählen
Holz, Terrazzo, Stein und andere Naturmaterialien: „Wir haben die Materialien nach ihrer Haptik ausgesucht, um ein Gefühl von unaufdringlichem Luxus zu schaffen“, erklärt der in Barcelona ansässige Designer. Außerdem erhält jeder Raum ein eigenes Farbthema: Grün im Eingangsbereich und im Hauptbad, ein sanftes Grün für die Küchenschränke, Bordeaux im Gästezimmer. Es ist eine bewusst gewählte Skala, die Zonen definiert und zugleich Harmonie schafft. Besonders charmant: die frei stehende Badewanne der finnischen Marke Woodio, gefertigt aus nachhaltigen Holzspänen und Harz. „Unsere Kunden lieben sie, weil das Wasser besonders lange warm bleibt.“
Küche mit Charakter
Die Küche – maßgefertigt mit Messingbeschlägen und abgerundeten Ecken – ist ein weiteres Beispiel für die Arbeitsweise von Georg Kayser Studio: Alles wirkt wie aus einem Guss, nichts ist dem Zufall überlassen. „Die Küche, der Esstisch, alle Badmöbel, alle Einbauschränke, die Minibar, sogar das Bett – alles wurde von uns entworfen und angefertigt.“ Der Terrazzo-Boden „Trencadís“ entstand mithilfe einer Mosaiktechnik, die unregelmäßige Scherben von Keramik, Glas oder Porzellan verwendet. Er verweist auf die katalanische Moderne und trägt zur wohnlichen, mediterranen Atmosphäre bei. Ein besonderes Detail verbirgt sich am Ende der Küche: eine kleine Frühstücksecke mit Blick auf eine benachbarte Kirche und große Bäume. Es ist ein ruhiger Ort für stille Morgenstunden, an dem das hektische Großstadtleben weit entfernt zu sein scheint.
Die Master-Suite – ein Rückzugsort der Extraklasse
Am eindrucksvollsten ist wohl die Master-Suite. Vom Wohnzimmer führt eine versteckte Tür durch das Master-Bad hinein in einen Raum, der fast traumartig wirkt: Er ist offen, aber durch Vorhänge in Zonen gliederbar. Dort verschmelzen Schlafen, Baden und Entspannung zu einem privaten Rückzugsort. Bögen in der räumlichen Gliederung schaffen auch in der Master-Suite sanfte Übergänge.
Zusammenarbeit auf Augenhöhe
Georg Kayser betont die wichtige Rolle der Bauherr*innen beim Entwurfsprozess. „Es gibt nichts Schöneres, als mit offenen, kreativen und risikobereiten Kunden zu arbeiten“, sagt er. „Wir haben dieses Projekt wie ein Team entwickelt – im ständigen Austausch, sehr dynamisch. Das Ergebnis spiegelt genau das wider.“ So ist ein Zuhause entstanden, das als Schnittstelle funktioniert: zwischen Vergangenheit und Zukunft, Barcelona und New York, Familienleben und Stadtumfeld.
FOTOGRAFIE Monika Sed Monika Sed
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