Moderne im Busch
Eklektischer Umbau eines Fünfzigerjahre-Bungalows in Sydney

In Sydney hat das Studio Tom Mark Henry einen Bungalow aus den Fünfzigerjahren zu neuem Leben erweckt, indem es den Geist der Moderne und den Genius loci auf sinnliche Weise miteinander verschmelzen ließ. Dieser bemerkenswerte Umbau ist vor allem eins: down to earth.
Wahroonga zählt zu den traditionell wohlhabenden Vororten der australischen Metropole und wird sowohl durch historische Villenarchitektur als auch durch üppige, subtropische Vegetation charakterisiert. Im Norden grenzt das Viertel an die ausgedehnten Buschlandflächen des Ku-ring-gai Chase National Park. Das 188 Quadratmeter große Einfamilienhaus befindet sich zudem in unmittelbarer Nachbarschaft zu einer Ikone der australischen Moderne: dem Rose Seidler House, das Architekt Harry Seidler 1950 für seine Eltern errichtet hat.
Die Natur des Ortes
Die Bauherr*innen – eine Grafikdesignerin und ein Kreativdirektor mit zwei kleinen Kindern – hatten den Bungalow aus den Fünfzigerjahren in gut erhaltenem Originalzustand von den Vorbesitzern übernommen und wussten den minimalistischen Baustil zu schätzen. Sie wünschten sich für ihren Umbau einen kreativen und eklektischen Gestaltungsansatz, der die Natur des Ortes respektieren sollte.
Erdverbundener Midcentury-Stil
Als Inspiration dienten den Innenarchitektinnen Cushla McFadden und Jade Nottage von dem ortsansässigen Studio Tom Mark Henry zum einen das ikonische Design des benachbarten Rose Seidler House, zum anderen die Verspieltheit und Wärme der Midcentury-Architektur von Palm Springs. „Wir wollten Farben und Texturen in Einklang mit den klaren Linien der modernistischen Bauweise bringen“, erklären die Planerinnen ihr Konzept. So sei ein vielschichtiges Interieur entstanden, das mithilfe der natürlichen Farbpalette aus satten Grün- und Brauntönen eine starke ästhetische Verbindung mit dem umgebenden Buschland eingehe.
Eklektischer Materialmix
Im Zentrum des Umbaus steht der offene Wohnraum mit Küche und Esstisch, der durch eine bernsteinfarbene Glastür von den drei Schlafzimmern der Familie abgetrennt werden kann. Als verbindendes Element zwischen beiden Bereichen dienen handgefertigte Terrakottafliesen (Malina Terracotta tiles), die aus historischen Abrissobjekten in Osteuropa stammen. Sie verleihen den Räumen eine warme Atmosphäre und setzen mit ihrer rauen Struktur einen visuellen Kontrapunkt zu den glatten Oberflächen der modernen Einbaumöbel.
Ein besonderer Blickfang ist die maßgefertigte Einbauküche, deren intensiv dunkelgrüner Farbton sich deutlich von den weiß getünchten Wänden und Decken abhebt. Eine mit goldbraunen Mosaikfliesen (Artedomus) verkleidete Kücheninsel rundet das Kochensemble ab und knüpft farblich an die dunklen Holztöne der vorhandenen Möbel im typischen Midcentury-Stil an.
Beruhigendes Grün und Braun
Wie ein roter Faden zieht sich das Farb- und Materialkonzept vom Wohn- in den Schlafbereich, wo sanfte Abstufungen der jeweiligen Braun- und Grüntöne für eine beruhigende Atmosphäre sorgen. In den Badezimmern dominieren grüne Fliesen und Wände, während Oberflächen aus grauem Terrazzo und Einrichtungselemente wie Waschbecken in einem intensiven Terrakottaton Akzente setzen.
Die Bauherr*innen genießen ihr neues Wohnzimmer besonders, wie die Innenarchitektin Cushla McFadden berichtet: „Sie nennen es Aussichtsplattform“. Dank der bodentiefen Fenster sei es ihnen möglich, vom Sofa aus das Naturschauspiel sich im Wind wiegender Bäume und die auf den Ästen ruhenden Vögel zu beobachten.
FOTOGRAFIE Damian Bennett
Damian Bennett
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