Projekte

Parcours aus Objekten und Volumen

von Katharina Horstmann, 18.05.2011

 
Auf dem ersten Blick scheint Osaka eine endlose Fläche aus Betonkisten zu sein, durchbrochen von Pachinko-Spielhallen und Hochstraßen. Und doch besitzt die Stadt, die im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört wurde, einen besonderen Charme. Sie verdankt ihn dem umfangreichen Unterhaltungsangebot sowie den vielen Kleinoden, die es hier zu entdecken gibt. Eines ist derFriseursalon, der von dem jungen Architekten Teruhiro Yanagihara entworfen wurde: Space. Auch er hat sich dem Beton verschrieben und besitzt die Anmutung eines Parcours aus Miniaturkonstruktionen, durch die der Kunde während seines Friseurbesuches geleitet wird.
 
 
Nach Tokio gehört Osaka zu den großen Metropolen Japans. Keine andere Stadt weist eine vergleichbare Hektik und Schnelllebigkeit auf wie sie. Um sich hier als Friseur abzugrenzen, bedarf es mehr, als durch sein Handwerk zu beeindrucken. Das wussten auch die Betreiber von Space als sie den Architekten Teruhiro Yanagihara mit der Gestaltung ihres Salons beauftragten. Sie wählten einen etwas versteckten Ort im Untergeschoss eines Gebäudes im Herzen der Stadt und verzichteten auf eine überladende Inneneinrichtung. Vielmehr schufen sie gemeinsam eine Art „eigene Stadt“, die durch einzelne Stationen charakterisiert ist. Dabei konzentrierten sie sich auf eine stimmige, reduzierte Farb- und Materialwahl – mit Wänden, die entweder in Weiß gehalten oder aus Sichtbeton oder roten Ziegelsteinen bestehen; und einen Estrich oder Holzdielen als Fußboden.
 
Tribünenartiger Empfang
 
Betritt der Kunde den Salon, beginnt schon sein Parcours, denn einen gewöhnlichen Empfangstresen gibt es nicht. Dieser wurde durch einen Aufenthaltsbereich ersetzt, der die Form einer kleinen Tribüne besitzt. Er besteht aus Sichtbeton und umfasst nicht nur den Wartebereich – der Kunde wird eingeladen, auf den Stufen Platz zu nehmen –, sondern dient zudem als Ausstellungsplattform für kleinere Objekte. Abschluss der Tribüne bildet eine Wand aus rotem Ziegel, durch die ein runder Torbogen zur Toilette führt.
 
Trennwände für die Privatsphäre
 
Sind die Wünsche des Kunden besprochen, beginnt der Weg zur zweiten Station: die Haarwäsche. Diese wird in einem abgesonderten Bereich durchgeführt, der sich hinter einer C-förmigen, etwa 1,60 Meter hohen  Betonmauer der Tribüne gegenüber befindet. Er ist relativ klein und umfasst nur zwei Waschplätze, so dass der Kunde ungestört die Behandlung genießen kann. Die nächste Station ist der eigentliche Salonbereich, in dem der Haarschnitt und das Styling erfolgen. Hier stehen zwei L-förmige Spiegelwände quer im Raum, die den Bereich größer und abstrakter wirken lassen; zwischen ihnen zwei weiße Ledersessel.
 
Filigrane Origamistrukturen
 
Der Salon ist abgesehen vom Eingangsbereich fensterlos; nicht einmal Dachöffnungen sorgen für natürliches Licht. Und trotzdem wirkt der Raum dank seiner indirekten Beleuchtung hell und freundlich. Um die besondere und surreale Atmosphäre der verschiedenen Miniaturkonstruktionen zu unterstreichen, setzte Teruhiro Yanagihara Leuchten in Kanäle, die die Wände entlang verlaufen. Sie sind mit weiß lackierten Metallplatten bedeckt, die sich zur Decke hin öffnen, und wie dünne und homogene Flächen wirken, die aus der Oberfläche geschnitten und herausgefaltet wurden.
 
Auf ähnliche Weise ging der Architekt auch mit den Stauräumen vor: Ihre Türen bestehen aus dünnen, weiß lackierten Metallplatten, die nahtlos mit der Wand verbunden scheinen. Dank ihrer Feingliedrigkeit haben sie die Anmutung von großen Papierbögen und intensivieren das Spiel der abstrakten Volumen und Details der gesamten Raumgestaltung.
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Links

Teruhiro Yanagihara

www.teruhiroyanagihara.jp

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