Poesie im Quadrat
Ein Wohnzimmer mit Badestelle von i29 in Vinkeveen

Gut versteckt zwischen Wasserwegen und wildem Grün erhebt sich ein Cluster aus schwarzen Blöcken. Auf einem der langen, schmalen Landfinger in den Seen von Vinkeveen hat das Studio i29 einen Urlaubstraum realisiert. Badearchitektur wird hier zeitgenössisch-holländisch interpretiert.
Wenn jemand weiß, wie man dem Wasser Land abtrotzt, dann sind es die Niederländer. Die Vinkeveense Plassen in der Provinz Utrecht sind Seen voller langgestreckter Inseln und Halbinseln. Zwischen ihnen führt das Wasser wie in klassischen Grachten entlang und mündet schließlich in weiten, offenen, noch unbebauten Wasserflächen. Früher wurde hier Torf gestochen, die Inseln waren Trockenflächen, die Wassergräben Torfbecken. Heute wird hier vor allem gepaddelt, gebadet und geurlaubt – die schlanken Landstreifen sind mit unzähligen Ferienhäuschen bebaut. Jeder Garten grenzt direkt ans Wasser und fast jeder Wasserzugang verfügt über einen eigenen Steg.
Kompakte Konstruktion
Inmitten der Natur steht ein mattschwarzer Neuling. Das streng geometrische Holzhaus ist gerade einmal 55 Quadratmeter groß, nutzt aber jeden Zentimeter seiner Grundfläche und bietet damit Raum für eine vierköpfige Familie. Gestaltet wurde es vom Amsterdamer Büro i29 mit dem Architekten Chris Collaris. Gemeinsam haben die Partner es von innen nach außen entwickelt, um trotz des kompakten Volumens eine großzügige Raumwirkung zu schaffen. Auf der in Bezug auf die blanken Zahlen bescheidenen Fläche gibt es ein Esszimmer, eine Küche, ein Wohnzimmer, drei Schlafzimmer, ein Bad und zwei Toiletten. Formal setzt sich das Gebäude aus vier unterschiedlich großen Kuben zusammen, die ringförmig und in ihrer Größe absteigend um einen kleinen Innenhof arrangiert sind.
Integriertes Interieur
Die Großzügigkeit wird auch deshalb erhalten, weil die Möbel als Mobitektur intelligent in den Grundriss integriert sind. Sie dienen als Wände, die die Funktionsbereiche voneinander trennen und beherbergen die Küchenzeile, Arbeitsplatz und jede Menge Stauraum. Hinter den geschlossenen Fronten aus naturbelassenem oder schwarzem Holz verschwinden Technik und Besitz. Das Ergebnis ist eine asketische Ästhetik, die das Volumen der Räume und ihren skulpturalen Charakter wirken lässt. Durch das Zusammentreffen der Nichtfarben Schwarz und Weiß mit natürlichem Eichenholz und poliertem Betonboden entsteht eine grafische Qualität. Architektur und Interieur sind nicht aufeinander aufgebaut, sondern greifen ineinander. „Bei jedem Detail haben wir nach der ultimativen, platzsparenden Lösung gesucht. Ein qualitativ hochwertiges Projekt zu realisieren, heißt unserer Meinung nach nicht: je größer, desto besser“, erläutern die Architekten.
Verschränkte Volumen
Die Qualität des Grundstückes – seine direkte Anbindung an das Wasser und die Natur – erfüllt eine Schlüsselfunktion bei der Gestaltung. Die großen Fenster und Schiebetüren können vollständig geöffnet werden und lassen so die Natur nach Innen wirken. Werden die Volumina von Küche und Wohnen zu einem innenliegenden Patio geöffnet, verschmelzen sie zu einer großen Fläche. Die Fenster lenken die Blicke hinaus auf das Wasser, während die Positionierung des Gebäudes auf den Lauf der Sonne ausgerichtet ist und das Tageslicht gezielt nach innen holt. Zur Straße hin zeigt sich das Haus allerdings eher verschlossen. Der Zugang erfolgt über einen Holzsteg, dahinter erhebt sich das Haus als schwarz gebeizter Cluster aus mehreren Volumina. Es ist auf elegante Weise bescheiden und ordnet sich harmonisch in die Natur ein – Eigenschaften, die sich auch bei den inneren Werten zeigen. Die Architekten und Bauherren haben Wert auf eine energieeffiziente und umweltfreundliche Umsetzung und, statt auf viel Raum, auf Qualität und Design gelegt. Ein Musterbeispiel für ein winziges Haus, das einem altbewährten Slogan gerecht wird: klein, aber fein.
FOTOGRAFIE Ewout Huibers Ewout Huibers
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