Recht Schwarz
Grau, Schwarz, Neonorange: Semitransparente Schirme sorgen bei einer Anwaltskanzlei für semiprivate Kommunikationsbereiche.

Kaum ein Beruf wird so sehr mit den Möbeln der Macht assoziiert, wie der des Rechtsanwalts. Speckiges Leder, Stahlrohr, ein schwerer Eichenschreibtisch und meterlange Aktenschränke – so sieht die Klischee-Kulisse der Paragraphen-Wälzer aus. Im australischen Melbourne hingegen geht es ausnehmend cooler zu.
Die Architekten von Edwards Moore haben die Kanzlei Altus gestaltet und sie konsequent semitransparent und in dunklen Tönen gehalten. Dadurch erschaffen die Architekten abgeschirmte Privatbereiche und kommunikative Gemeinschaftszonen. Um sich die dunkle Inszenierung ohne Abstriche bei der Gemütslage der Anwälte leisten zu können, musste Licht in die Räume eingelassen werden. Die erste gestalterische Intervention der Designer war folglich die Öffnung der gesamten Bürofläche. Raumteilende Wände wurden entfernt und ein alter Schacht, bis dahin noch unter Deckenverkleidungen versteckt, wurde freigelegt. Basierend auf dem neuen Grundriss, einem schmalen Großraum mit großen Panoramafenstern auf den Schmalseiten, entstand die neue Aufteilung. Die unbespielte Fläche behandelten Edwards Moore wie eine leere Leinwand – und wagten den kreativen Neustart. Anstelle einer linearen Ausrichtung und in Arbeitskuben endenden Sackgassen planten die Architekten eine Organisation im Sinne des Kreisverkehrs, dynamisch und kommunikativ. Die unverbauten Sichtachsen reichen quer durch das Büro bis zu den offen platzierten Besprechungstischen an den Fensterfronten.
Tische als Querläufer
Die einfach wie geniale Lösung ist ein Grundriss, der sich nach Diagonalen ausrichtet. Das deuten schon die schräg über die Decke laufenden Neonröhren an, aber auch die Schreibtische stehen ungewöhnlich quer im Raum. „Das Ziel war es, die Grundfläche zwischen den öffentlichen und privaten Bereichen zu maximieren“, erklären die Architekten. „Der gezackte Grundriss gibt jedem Arbeitsplatz den Ausblick nach außen und stellt die Verbindung zur öffentlichen Zone her.“ Nicht nur die Kanten der Tische bestimmen die Aktionsflächen, es wird auch über die Ecken hinweg agiert. Unterdessen schaffen die an der Front durch ein unten geschlossenes Regal ergänzten Schreibtische auch Privatsphäre. Semitransparente Wandschirme ziehen klare Grenzen zwischen den Kollegen, aber auch zu den aktiveren Bereichen, ohne rigoros abzuschotten. Sowohl die durchlaufenden Lichtbänder, als auch Schreibtischleuchten und Bildschirm erhellen die Arbeitsbereiche und geben Kollegen und Besuchern einen Hinweis auf hinter den Blenden stattfindende Betriebsamkeit.
Das Farbkonzept, konsequent in Grau, Schwarz und Neon gehalten, unterstützt die ruhige und geradezu intime Atmosphäre. Dass die Wahl bei der Akzent-Farbe ausgerechnet auf ein Neon-Orange gefallen ist, begründet sich durch das schwarz-orangene Logo von Altus. Indem Edwards Moore die satte Farbe gezielt platziert, etwa an den Fronten der Tische, am Wasserhahn oder flächig in den Gemeinschaftsbereichen, wird der Raum intuitiv nachvollziehbar strukturiert. Im Entwurf der Architekten zeigt sich die Macht der gekonnten Farb- und Lichtinszenierung. Ohne Farbkleckse und Lichtbänder würde der Industriecharme des schwarz gestrichenen Rohbaus schnell ins Bedrückende abgleiten – so hat er einen heiteren Gegenspieler.
FOTOGRAFIE Fraser Marsden
Fraser Marsden
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