Reduzierter Raum auf Russisch
Einraumwohnung in Moskau von Room Design Büro
Im Zentrum Moskaus entwarf Room Design Büro auf 27 Quadratmetern ein Mini-Apartment im Retro-Stil. Markant eingesetztes, rotbraun gefärbtes Birkensperrholz erinnert an die Interiors der Sowjetzeit und formt als raumgreifendes Einbaumöbel Küche, Bett und Podest. Zeitgenössische Details kontrastieren das Konzept mit einem Augenzwinkern.
Sowohl der Besitzer des Apartments Commune 303 als auch die Architekt*innen Anton Lysko und Anastasia Zaytseva verehren das Bauhaus, die Moderne und die konstruktivistische Architektur Russlands. Deshalb sollten die Planer*innen von Room Design Büro die Mini-Wohnung ganz im Stil jener Zeit gestalten. Als Inspiration dienten Fotos, die der Apartmentbewohner von Hans Scharouns Haus Schminke in Löbau geschossen hatte.
„Der Name Commune 303 entstammt einem Konzept der sowjetischen Gesellschaft, in der die Menschen in einer Art Kommune lebten – also in sehr kleinen Wohnungen, die nur mit Bett, Toilette, Dusche und einer winzigen Küche ausgestattet waren“, erzählt Anastasia Zaytseva. „Diese Apartments dienten nur zum Schlafen, denn man ging davon aus, dass die Menschen ihre gesamte freie Zeit mit den Nachbarn im Kino, in der Bibliothek oder im Sportverein verbringen würden.“
Effiziente Raumaufteilung
Auf 27 Quadratmetern integrierten die Gestaltenden in einem raumfüllenden Einbaumöbel neben einer Küche auch Schränke, die Fensterbank, einen ausklappbaren Schreibtisch, ein hinter einer Nische verborgenes Bett sowie ein Podest. „Den Höhenunterschied haben wir so gestaltet, dass eine gewisse Plastizität und Raumzonierung entsteht“, erklärt Anastasia Zaytseva. Hinter dem Bett befindet sich der Zugang zu einem dunkel gefliesten Badezimmer, in dem das charakteristische Holz am Waschtisch wieder auftaucht. Das rötlich-braune Birkensperrholz hat für Anastasia Zaytseva eine besondere Bedeutung: „Die Farbe wird oft negativ mit der Sowjetzeit assoziiert. Unser Ziel war es, zu beweisen, dass Design auch unabhängig von der Zeit und den Herausforderungen dieser Periode existiert. Wenn man sich von den negativen Assoziationen löst, kann man die sowjetische Architektur, das Design, die Philosophie und sogar das häusliche Leben in vollen Zügen genießen“.
Zeitgenössisches Design
Kleine moderne Details wie der Balloon Dog von Jeff Koons neben dem Bett oder die Zitronenpresse von Philippe Starck stellen die Verbindung zum 21. Jahrhundert her und schaffen eine spannungsvolle Atmosphäre im kleinen Apartment. „Es wäre leichtsinnig, wenn wir diese Wohnung nicht auch mit zeitgenössischen Elementen versehen hätten“, so die Architektin. Zum Teil ließen sie die Wände am Fenster unverputzt, an einer Wand setzt ein rotes Gemälde ein farbiges Highlight.
Auf der kleinen Fläche finden sich ansonsten nur wenige Möbel. Beistelltische, Leuchten und Teppich wurden allesamt secondhand gekauft. Sie verleihen dem Raum seinen besonderen Charme. Laut den Planer*innen wirkt er, als würde er von einem 50 bis 60 Jahre alten Raucher bewohnt. Anastasia Zaytseva erzählt: „Als der schwarze Ledersessel – eine zufällige Entdeckung in einem Online-Vintage-Shop – bei uns ankam, hatten wir das Gefühl, dass jetzt nur noch ein Aschenbecher aus Kristall und der Geruch von Tabak fehlten.“
FOTOGRAFIE Polina Poludkina
Polina Poludkina
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