Reise durch die Popkultur
Corinne Mathern renoviert ein Mid-Century-Haus in Los Angeles

Eine Vorliebe für Mid-Century-Möbel und viele eigene Ideen brachte der Musiker Matt Helders mit, als er Corinne Mathern beauftragte, sein 1952 erbautes Haus in Los Angeles zu renovieren. Die Interiordesignerin schuf einen modernen, aber zugleich nostalgischen Rückzugsort für seine Familie, der unterschiedliche kulturelle Referenzen zwischen Film, Kunst und Design miteinander verbindet.
Ein gelungenes Interieur, das aus nackten Räumen ein gemütliches Zuhause macht, setzt in der Regel eine enge Zusammenarbeit von Kund*innen und Gestalter*innen voraus. In Los Angeles traf die Interiordesignerin Corinne Mathern auf einen Auftraggeber, der genaueste Vorstellungen von Möbelstücken und Lichtsituationen mitbrachte. Der Musiker Matt Helders, Schlagzeuger der Band Arctic Monkeys, hatte das 1952 erbaute Haus, das bis auf einen Eingriff in den Sechzigerjahren durch den Architekten Gilbert Leong unverändert geblieben war, als Familiendomizil gekauft.
Film, Kunst und Design des 20. Jahrhunderts
In einem Punkt waren sich der Kunde und die Gestalterin einig: Sie wollten möglichst viel von der vorhandenen Substanz des 270 Quadratmeter großen Hauses erhalten und erneuern. Neue Elemente sollten visuell keinesfalls herausstechen, sondern lediglich den nostalgischen Charakter unterstreichen. Matt Helders brachte eine Reihe von eigenen Mid-Century-Möbelstücken mit und viele persönliche Inspirationsquellen ins Spiel: die Filme von Jacques Tati und Michelangelo Antonioni, die kontrastreichen, farbintensiven Fotografien von William Eggleston sowie die Entwürfe des französischen Designers und Architekten Jean Prouvé. Daraus entwickelte Corinne Mathern eine warme Farbpalette, die sich durch das gesamte Haus zieht. Im Wohnbereich erscheint sie besonders hell, während sie im Schlafzimmer und einer kleinen, hauseigenen Bar in beruhigende, dunklere Töne umschlägt.
Vergangenheit in sanften Tönen
Im Erdgeschoss des zweistöckigen Gebäudes verbindet eine Sichtachse über die gesamte Länge den Wohn- und Aufenthaltsraum mit dem Essbereich und einem lichtdurchfluteten Studio, an das sich eine Küche mit Bar und blauen Wänden anschließt. Die Farbe stellt einen Bezug zu Helders’ englischer Heimat Sheffield und seinem liebsten Fussballverein her. Der Weg zu seinem Büro ist in Mauve getaucht. Das auf Möbelhandwerk spezialisierte Büro PSS Design Cult steuerte einen maßgefertigten Esstisch aus Eiche als Referenz an Jean Prouvé bei und färbte die Metallbeine in einem intensiven Gelb. Ergänzt wird er mit Eichenholzstühlen von Robert Guillerme und Jacques Chambron.
Im Wohnzimmer bilden ein Sofa mit Leinenbezug von Midcentury LA und ein für dieses Projekt angefertigter Beistelltisch in einem braunen Rostton den Mittelpunkt. Der D Tile Table harmoniert mit Verkleidungen, Einbauten und Regalen aus dunklem Walnussholz, die mal als Stauraum, mal als separierende Elemente dienen.
Lichtstimmung wie in Egglestons Werken
Da der Besitzer auch als Fotograf tätig ist, war ihm die Lichtstimmung in seinem Zuhause besonders wichtig. Corinne Mathern gestaltete eine Farbpalette, die sinnbildlich einen „kreideartigen, rauchigen Filter“ über die Möbelstücke legt und eine gedämpfte, zurückhaltende Atmosphäre schafft. Die neuen Elemente des Interieurs sollen wirken als wären sie bereits in den Fünfzigerjahren ein Teil der Einrichtung gewesen. Etliche Oberflächen im Haus wurden erneuert, Holzfenster und -türen restauriert und sogar Messing- und Chromteile von Leuchten wurden überarbeitet und neu eingesetzt.
Wie ein Puzzle fügte die Interiordesignerin neue und alte Objekte sowie die Gegebenheiten des Hauses zu einem stimmigen Gesamtbild zusammen, das nicht gleichförmig wirkt, sondern immer wieder mit besonderen Farb- und Formen-Highlights aufwartet.
FOTOGRAFIE Laure Joliet Laure Joliet
Projektname | 1952 Midcentury |
Entwurf | Corinne Mathern |
Typologie | Wohnhaus |
Quadratmeter | 270 Quadratmeter |
Mehr Projekte
Tokioter Schlafkapsel
Eine ungewöhnliche Raum-im-Raum-Lösung von Takehiko Suzuki

Stein auf Stein
Mallorquinisches Wohnhaus aus Ziegeln von Nøra Studio

Kupferkleid auf Beton
Mehrfamilienhaus von Edition Office im Nordosten von Melbourne

Inspiriert von Japan
Rückzugsort in Australien von Dane Taylor Design

Neustart im Altbau
Eine posthumane KI-Intervention in Valencia

Ton in Ton
Neubau aus Naturmaterialien von MESURA in Spanien

Dreiteiliges Familiendomizil
Mostlikely baut im österreichischen Klosterneuburg

Mit dem Wald wohnen
Carlo Berlin baut eine Scheune im Brandenburger Forst um

Wohnen im Weiler
Schweizer Wohnscheune von BE Architektur

Zurück zur Pracht
Akurat restauriert ein Apartment in Danzig

Raum für die Natur
Das kykladische Piperi House von Sigurd Larsen

Die Erde über dem Himmel
Bruno Spaas’ monochrome Wohnvision in Antwerpen

Pure Materialität
Vives St-Laurent belebt die Montpellier-Residenz in Quebec

Update für ein Zeitzeugnis
Umbau und Erweiterung der Villa Koivikko bei Helsinki

Schraube zum Himmel
Ein Wohnbau in Porto von Tsou Arquitectos

Moderne Behaglichkeit
Ausgestaltung einer Villa im Großraum Frankfurt von Andrea Busch Inneneinrichtung

Heilende Räume
Umbau einer Reha-Einrichtung in Polen

Spielraum für Kinder
Neues Freizeitzentrum in Budapest von Archikon Architects

Naturverbundenes Domizil
Wohnhaus von Cullinan Studio im englischen Amersham

Fenster zum Bad
Ein 10.000-Euro-Umbau von TAKK in Barcelona

Berliner Dreierlei
Zoniertes Apartment in Friedrichshain von Christopher Sitzler

Provokantes Penthouse
Jan Ulmer gestaltet das Loft R in Berlin

Waldbaden in Kanada
Wohnhaus mit Naturerlebnis von Matière Première Architecture

Haus ohne Namen
Diskreter, fensterloser Neubau in Mexiko von HW Studio

Moderner Triumphbogen
Gebäudekomplex von Nikken Sekkei in Dubai

Ein Haus, zwei Gesichter
Refugium in den australischen Bergen von Robbie Walker

Blick in den Sternenhimmel
Flexibles Ferienhaus von Orange Architects auf Texel

Patio in London
Pashenko Works erweitert ein viktorianisches Reihenhaus

Belebter Backstein
Mehrfamilienhaus in ehemaliger Textilfabrik in Melbourne

Kunstwerke als Mitbewohner
Apartment in Tbilisi von Idaaf Architects
