Relax Underground
Diskret und bizarr: Lenka Míková hat ein Prager Kellergewölbe in ein mysteriöses Love Hotel verwandelt.

Was macht man in einem Hotel, das ohne Ausblick, ohne Fenster, ja sogar komplett ohne Tageslicht geplant ist? Man entspannt. Die tschechische Architektin Lenka Míková hat gerade ein historisches Kellergewölbe in Prag in ein Stundenhotel verwandelt: Relax Underground versteht sich dabei als Antithese zu den herrschenden Klischees.
Die Japaner haben mit ihren Love Hotels wohl den schönsten Namen für diese Typologie gefunden, Stundenhotel hingegen klingt wiederum nach minutengenauer Abrechnung, was dann doch ganz gut zu den deutschsprachigen Ländern passt. Das Stundenhotel genießt keinen guten Ruf – es gilt als Ort, wo weder Hygiene noch Ästhetik eine Rolle spielen. Welche ernsthafte Architektur soll also zu diesem besonderen Hybrid aus Hotel und Erlebnispark für Erwachsene passen?
Lenka Míková ist eine junge Architektin, die sich dieser Herausforderung gestellt hat – bisher entwarf sie hauptsächlich Wohnungsbauten im kleinen Maßstab, mit dem Thema Bauen im Bestand ist sie vertraut. Als der Bauherr Relax Táboritská sie für den Umbau der Kelleretage in der Táboritská im Norden von Prag anfragte, musste Lenka Míková trotzdem kurz überlegen, ob dies überhaupt ein passender Auftrag ist. Die Fallhöhe schien groß, die Möglichkeit, bei diesem Projekt zu scheitern, lag zum Greifen nahe.
Um mit dem schlechten Image des Stundenhotel zu brechen, spielt das Konzept im Relax Underground vor allem mit der Atmosphäre. Lenka Míková lässt sich bei der Neugestaltung der unterirdischen Etage mit dem Gewölbe und den dicken Backsteinmauern von der bizarren und mysteriösen Ästhetik der David Lynch-Filme inspirieren. Den schmalen, langen Flur sieht sie als eine Hommage den britischen Science-Ficton-Thriller Under the Skin – Tödliche Verführung von Jonathan Glazer. Und in der Tat erinnert der schwarze Korridor mit den glatten Oberflächen und sich wiederholenden Lichtreflexen an die Kulissen, durch die eine Aliendame in der Gestalt Scarlett Johannsens schreitet, um die Männer verschwinden zu lassen.
Ein solches Ende sollen die Kunden im Relax Underground natürlich nicht befürchten, hier geht es um eine maximale Entspannung, die Außenwelt bleibt draußen. Features wie ein Whirlpool, Dampfsauna und weitere Wellness-Angebote stellen in den insgesamt fünf Zimmern einen ebenso wichtigen Aspekt dar, wie die Qualität der Betten, die alle eine Sonderanfertigung sind. Jedes Bett hat einige praktische Details, die sich allerdings diskret verstecken. „Wer sie braucht, findet sie“, meint Lenka Míková.
FOTOGRAFIE Boysplaynice
Boysplaynice
Mehr Projekte
Zirkuläre Raute
Bürogebäude The Cradle in Düsseldorf von HPP Architekten

Der Fjord als Bühne
Sauna Trosten in Oslo von Estudio Herreros

Mehr als heiße Luft
Saunen inmitten der Natur

Monolith in der Schwebe
Ein abgelegenes Waldbad von Vector Architects in China

Vision und Tradition
Hotel Badeschloss in Bad Gastein von BWM Design

Wohnen im Wasserwerk
Loftwohnung in ehemaligem Pumpwerk von Giorgio Gullotta Architekten

Moderner Barock
Kunst- und Designhotel in Berching von Atelier Dimanche

Sportliche Erfrischung
Neuer DFB-Campus in Frankfurt am Main von kadawittfeldarchitektur

Moderne Badkultur
Das Royal in Bad Füssing wird von Zeilberger + Hartl Architekten umgebaut

Trigonale Interventionen
Altbausanierung in Porto mit modernen Ecken von Paulo Moreira

Unikate aus Titan-Stahl
Bette stattet die Bäder im Hotel Wilmina aus

Radikales Raffinement
Studio-Apartment von minuit architectes in Paris

Schutzraum wird zum Wohnraum
Transformation eines Hochbunkers in Hamburg von Björn Liese

Ganzheitliche Genesung
Krankenhausneubau von tsj-architekten in Niedersachsen

Maritime Farbwelten
Neugestaltung der Bäder im 25hours Hotel Hamburg HafenCity von Stephen Williams Associates

Besondere Böden
Fünf Projekte mit ungewöhnlicher Bodengestaltung

Moderne Behaglichkeit
Ausgestaltung einer Villa im Großraum Frankfurt von Andrea Busch Inneneinrichtung

Heilende Räume
Umbau einer Reha-Einrichtung in Polen

Fenster zum Bad
Ein 10.000-Euro-Umbau von TAKK in Barcelona

Baden in Beton
Ehemaliges Lagerhaus in Athen wird zum Penthouse

Ausweitung der Komfortzone
Wohnanlage für Studierende in Bielefeld von Stopfel Architekten

Mit Scarpa baden
Ludwig Godefroy gestaltet das Hotel Casa TO in Oaxaca

Gestaffeltes Wohnhaus
Umbau einer kleinen Genter Stadtvilla von Graux & Baeyens Architecten

Mediterrane Moderne
Zweizimmerwohnung in Barcelona von Szymon Keller

Durchbruch zur Natur
Hotel Sou von Suppose Design Office auf der japanischen Insel Fukue

Reflektierte Flusslandschaft
Neugestaltung der Sanitärräume auf der Münchner Praterinsel

Buntes Versteck
Ein Hausumbau von i29 in Amsterdam

Schwereloses Schwimmbecken
HAL Architects bringen einen Londoner Pool zum Schweben

Rein in Stein
Die schönsten Natursteinbäder

Showroom-Szenarien
Der neue Laufen Space in Berlin von Konstantin Grcic
