Rettende Architektur
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Er ist klug, springt und schnattert; er besiegt Umweltsünder, Räuber und sonstige Schurken, und er durchschaut jede noch so heikle Situation und rettet sie: Flipper. Wer kennt ihn nicht, den schlauen Delphin aus der gleichnamigen Kinderfernsehserie der 1960er Jahre, in der die Welt noch fast in Ordnung schien? Doch die Realität sieht anders aus. Denn geholfen werden muss weniger dem Menschen als dem Tümmler selbst. Er verendet in Fischernetzen, wird für militärische Zwecke benutzt oder auf grausame Weise abgeschlachtet, um ihn als Nahrungskonkurrenten zu beseitigen oder gar als Nahrungsmittel zu gewinnen. Nun wurde im katalanischen El Prato de Llobregat, unweit von Barcelona, ein neues Meereszentrum der CRAM-Stiftung eröffnet, um dem Meeressäuger erste Hilfe zu leisten: Es bietet den Tieren medizinische Versorgung und bereitet sie später wieder auf ihre Auswilderung vor – und das in einer modernen Anlage, die sich in ihrer Schlichtheit in die Umgebung harmonisch einfügt.
Das Meereszentrum liegt auf dem Gelände eines ehemaligen Golfplatzes von El Prato. Es umfasst neben der Umnutzung eines schon vorhandenen Gebäudes zwei Neubauten sowie verschiedene Wasserbecken. Der Entwurf stammt von dem spanischen Architekturbüro Hidalgo Hartmann, dessen Konzept vorsah, die eingeschossigen Bauten auf dem 18.000 Quadratmeter großen Areal in einem topographisch ausgewogenen Kontrast zur Küstenlandschaft zu platzieren. Das Zentrum ist nicht nur für Wissenschaftler zugänglich, sondern auch für Besucher, die sich hier über die Tätigkeit der CRAM-Stiftung informieren können.
Simulierte Meeresbedingungen
Der öffentliche Eingang zum Gelände befindet sich im Nordwesten des Terrains und führt zunächst an einer Wasserversorgungsanlage vorbei. Denn bei der Gestaltung des Komplexes wurde besonders auf eine Nachbildung der natürlichen Lebensbedingungen der Tiere geachtet. So versorgt eine neu geschaffene Leitung die verschiedenen Becken mit Wasser direkt aus dem Mittelmeer, und Generatoren simulieren die Bewegungen der Wellen. Das Delphinbecken befindet sich unweit dieser Anlage. Es ist mit Glaswänden versehen, die von außen nach innen durchsichtig, jedoch von innen opak sind. So können die Tümmler beobachtet werden, ohne sie dabei zu stören.
Schlichte, zurückhaltende Betonbauten
Ein Stückchen oberhalb des Bassins stehen die drei schlicht gestalteten Gebäude der Stiftung. Das größte ist der am nördlichen Ende des Geländes liegende, längliche Betonbau der Klinik. Er ist an seinen Längsseiten zur Landschaft durchlässig und nur zum Norden und Süden hermetisch verschlossen. Hier befindet sich neben Spital und Rettungszentrum der Schildkrötenbereich mit zahlreichen Wasserbecken. Ein weiterer Neubau am Südzipfel des Areals dient der Obduktion toter Tiere sowie verschiedenen Forschungsaufgaben. Im Gegensatz zum Klinikgebäude ist der Betonkubus lediglich im Erdgeschossbereich von raumhohen Glasfenstern durchbrochen. Die übrigen Bereiche sind von der Außenwelt vollkommen abgeschottet und werden durch großzügige Dachöffnungen mit natürlichem Licht versorgt.
Im ehemaligen Kindergarten des Golfplatzes, der sich zwischen Klinik und Forschungszentrum befindet, wurde der Informations- und Verwaltungsbereich untergebracht. Das rote, an zwei Seiten komplett verglaste, trapezförmige Gebäude passt sich harmonisch in die neue Bebauung ein. Dort werden Ausstellungen gezeigt, Vorlesungen gehalten und dem Besucher so, fernab der künstlichen Flipper-Welt großer Meeresthemenparks, das Leben und die Gefahren der Meeressäuger auf eine eher stille Art und Weise nahe gebracht.
FOTOGRAFIE Filippo Poli
Filippo Poli
Links
Hidalgo Hartmann Arquitectos
www.hidalgohartmann.comCRAM-Stiftung
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