Rotierendes Labyrinth
1 / 9

Wer schon einmal durch die Städte Spaniens gelaufen ist, kennt die farbenfrohen Fliesenmuster, die Hausfassaden, Straßenschilder und Fußböden zieren. Auch in den schlicht gestalteten Wohnräumen schaffen die aufwändigen Ornamente und detailreichen Muster grafische Kontraste. Besonders eindrucksvoll veranschaulicht wird dies in einer Wohnung in Barcelona, die vom Architekturbüro Arquitectura-G umgebaut wurde. Diese wird durch die Anreihung von miteinander verbundenen Räumen charakterisiert, die ein flexibles Kontinuum bilden. Unterstrichen wird der Effekt durch das Bad. Es verfügt über eine verspiegelte Drehwand, die einerseits einen großen Raum und andererseits drei einzelne Zimmer schaffen kann, deren Bilder in die angrenzenden Räume reflektiert werden.
Das 160 Quadratmeter große Apartment umfasst zehn Zimmer, wovon fünf sich auf der Seite zur Straße befinden und wie eine lange Halle – Enfilade genannt – miteinander durch vielzählige Flügeltüren verbunden sind. An sie angrenzend befinden sich die ursprüngliche Eingangshalle sowie ein großer Dienstflur, der zu weiteren Räumen führt. Auch sie weisen eine Vielzahl an Türen beziehungsweise Öffnungen auf – und mit genau diesen haben die Architekten bei der Renovierung gearbeitet, um die Vielseitigkeit des Wohnraums beizubehalten und den noch ungewissen Bedürfnissen des Bauherrn anzupassen.
Gestaltungselement Tür
Sie ließen die bestehenden Flügeltüren stehen, kombinierten oder verschoben sie und fügten weitere – wie beispielsweise Schiebetüren – hinzu. Der Effekt der Gestaltung scheint eher zufällig, doch spielen die Architekten mit der Größe der Partitionen, um ihre Flexibilität zu betonen. Geschlossen bieten die einzelnen Zimmer die Möglichkeit des Rückzugs; sind die Türen geöffnet, wirkt das Apartment, insbesondere die vorderen fünf Räume, dank der weißen Wände und Decken wie ein helles Labyrinth, in dem die bunten Fliesen die einzelnen Räume markieren, was ein besonders schönes grafisches Spiel darstellt.
Zentraler Punkt
Zum zentralen Kern der Wohnung haben die Architekten das Badezimmer und die Küche auserkoren. Letztere befindet sich in der ehemaligen Empfangshalle und ist mit fast allen Zimmern verbunden. Bis auf eine in Braun geflieste Wand hat auch die Küche weiße Wände und Decken. Im Kontrast dazu stehen die Küchenzeile und -insel gegenüber der Eingangstür. Sie sind aus Edelstahl gefertigt, was dem schlichten Raum mit den ornamentalen Fußbodenfliesen eine moderne Anmutung verleiht.
Hypothetische Bäder
Direkt hinter der Küche befindet sich im ehemaligen Dienstflur der Badbereich, dessen Grundfarbe Weiß mit bunt gesprenkelten Fliesen sanft kontrastiert wird. Es ist ein wandelbarer Raum, in dessen Mitte eine verspiegelte Trennwand steht. Sie lässt sich drehen und schafft somit immer wieder neue Raumansichten: von einem einzelnen großen Zimmer bis hin zu einem Gäste-WC und zwei weiteren Badezimmern. Dank der Wand können vielfältige Räume geschaffen werden – ähnlich wie durch die Flügeltüren in den Wohnräumen. Einerseits ermöglicht sie eine visuelle Durchlässigkeit, andererseits schafft sie Diagonalen, die die Orthogonalität des Grundrisses brechen. So verwischt die Rotation der Spiegelebene die innere Teilung und greift das grafische Spiel der Wohnung erneut auf: Sie reflektiert seine Bilder in die angrenzenden Räume.
FOTOGRAFIE José Hevia
José Hevia
Links
ARQUITECTURA-G
www.arquitectura-g.comSitzmöbel
www.vitra.comMehr Projekte
Messingfarbene Highlights
Neugestaltung des Hotels zum Hirschen in Salzburg von LP architektur und Dietrich Untertrifaller

Über den Dächern
Umbau einer Berliner Penthousewohnung von Christopher Sitzler

Zirkuläre Raute
Bürogebäude The Cradle in Düsseldorf von HPP Architekten

Der Fjord als Bühne
Sauna Trosten in Oslo von Estudio Herreros

Mehr als heiße Luft
Saunen inmitten der Natur

Monolith in der Schwebe
Ein abgelegenes Waldbad von Vector Architects in China

Vision und Tradition
Hotel Badeschloss in Bad Gastein von BWM Design

Wohnen im Wasserwerk
Loftwohnung in ehemaligem Pumpwerk von Giorgio Gullotta Architekten

Moderner Barock
Kunst- und Designhotel in Berching von Atelier Dimanche

Sportliche Erfrischung
Neuer DFB-Campus in Frankfurt am Main von kadawittfeldarchitektur

Moderne Badkultur
Das Royal in Bad Füssing wird von Zeilberger + Hartl Architekten umgebaut

Trigonale Interventionen
Altbausanierung in Porto mit modernen Ecken von Paulo Moreira

Unikate aus Titan-Stahl
Bette stattet die Bäder im Hotel Wilmina aus

Radikales Raffinement
Studio-Apartment von minuit architectes in Paris

Schutzraum wird zum Wohnraum
Transformation eines Hochbunkers in Hamburg von Björn Liese

Ganzheitliche Genesung
Krankenhausneubau von tsj-architekten in Niedersachsen

Maritime Farbwelten
Neugestaltung der Bäder im 25hours Hotel Hamburg HafenCity von Stephen Williams Associates

Besondere Böden
Fünf Projekte mit ungewöhnlicher Bodengestaltung

Moderne Behaglichkeit
Ausgestaltung einer Villa im Großraum Frankfurt von Andrea Busch Inneneinrichtung

Heilende Räume
Umbau einer Reha-Einrichtung in Polen

Fenster zum Bad
Ein 10.000-Euro-Umbau von TAKK in Barcelona

Baden in Beton
Ehemaliges Lagerhaus in Athen wird zum Penthouse

Ausweitung der Komfortzone
Wohnanlage für Studierende in Bielefeld von Stopfel Architekten

Mit Scarpa baden
Ludwig Godefroy gestaltet das Hotel Casa TO in Oaxaca

Gestaffeltes Wohnhaus
Umbau einer kleinen Genter Stadtvilla von Graux & Baeyens Architecten

Mediterrane Moderne
Zweizimmerwohnung in Barcelona von Szymon Keller

Durchbruch zur Natur
Hotel Sou von Suppose Design Office auf der japanischen Insel Fukue

Reflektierte Flusslandschaft
Neugestaltung der Sanitärräume auf der Münchner Praterinsel

Buntes Versteck
Ein Hausumbau von i29 in Amsterdam

Schwereloses Schwimmbecken
HAL Architects bringen einen Londoner Pool zum Schweben
