Sandstrand am Stadtrand
Eine portugiesische Landhütte von Pedro Henrique
 
											
											
					Mit dem Rückgang der Agrarwirtschaft verschwinden auch die rustikalen Palheiros, die einfachen Landhäuser der Bauern. Der portugiesische Architekt Pedro Henrique huldigt der Typologie seiner Heimat mit einer Neuinterpretation. Sein urbanes Palheiro hat einen Strand im Garten, einen Schornstein fürs Licht und eine Treppe, die einen kleinen Umweg über den Küchentresen nimmt.
Übersetzt bedeutet der portugiesische Begriff „Palheiro” nicht mehr als Heuhaufen. Als Beschreibung einer Architekturtypologie hingegen meint er ein Gebäude, das als Lager für Stroh oder landwirtschaftliche Materialien genutzt wird. Die rustikalen Palheiros finden sich überall entlang der portugiesischen Küste und haben die Landschaft über Generationen geprägt. Viele der meist eingeschossigen, schilfgedeckten Hütten führen eine Existenz als charmante Wochenend- und Ferienhäuschen. Durch den Rückgang der Landwirtschaft gibt es wenig Grund zum Neubau von Palheiros – und so drohen die authentischen Landhäuser langsam zu verschwinden.
         
											
											
					
Dialog zwischen Vergangenheit und Zukunft
Der Architekt Pedro Henrique aber hat mit seinem Studio ein neues Palheiro gebaut. Damit würdigt er das architektonische Erbe der ländlichen Regionen und verpasst dem Klassiker gleichzeitig ein urbanes Makeover. Statt allein auf dem Land steht es mitten in einer Stadt mit 12.000 Einwohner*innen. Esmoriz liegt an der Küste, nur ein paar Kilometer südlich von Portos Stadtzentrum und erfüllt geografisch die Funktion einer naturnahen Vorstadt. Standort des Hauses ist ein durch eine Sichtbetonmauer eingefriedetes Gelände, hinter dessen Grenzen ein ungewöhnlicher Garten beginnt: Statt domestiziertem Grün oder üppiger Flora findet sich vor dem Haus ein planarer Rasen, neben dem Haus eine homogene Betonfläche und hinter dem Haus eine Sanddüne mit raschelndem Strandhafer.
         
											
											
					
Archetypisches Volumen
Die Inszenierung des Freiraums ist Teil des architektonischen Konzepts. Das Haus mit seinen insgesamt 160 Quadratmetern Wohnfläche ist mitten auf dem Grundstück erbaut worden. Durch die archetypische Form, eine monochrome Farbgestaltung und die wie aus einem Guss wirkende Betonhülle erinnert das Haus an einen überdimensionierten Bauklotz. Jedes Kind würde mit dem Zeichenauftrag „Haus“ die einfache Silhouette des Palheiros malen. Die großen Fenster werden von hölzernen Laden verschlossen, die sich teils nach oben, teils zur Seite schwenken lassen. Geöffnet werden sie zum horizontalen Sonnenschirm oder vertikalen Sichtschutz. Die farblich auf den Beton abgestimmten Holzleisten wurden mit Abstand zueinander montiert und verschatten so im geschlossenen Zustand die Innenräume nur partiell.
         
											
											
					
Die Natur als Mitbewohnerin
Der Zugang zum Haus erfolgt über einen hölzernen und erhöht montierten Pfad, der an die Dünenstege der portugiesischen Strände erinnert. In derselben Bauart wurden auch die Terrassen ausgeführt, die vor den bodentiefen Fenstern platziert sind. Ist das Wetter gut, können die Bewohner*innen das Haus im Erdgeschoss an allen Seiten zum Garten hin öffnen. Die Natur wird zu einer Erweiterung des Wohnraums, lässt die Sonne ins Wohnzimmer einfallen oder den Wind durch das Schlafzimmer wehen. Funktional ist das Palheiro auf zwei Ebenen organisiert. Das Erdgeschoss ist mit einer Wohnküche, einem Bad und dem Hauptschlafzimmer vor allem ein sozialer Treffpunkt. Im Dachgeschoss sind ein zweites Schlafzimmer, ein zweites Bad und ein Ruhebereich untergebracht, der vor allem im Sommer mit seinen niedrigen Dachschrägen aus Beton einen atmosphärischen Kontrast zum gleißenden Sonnenlicht des Außenraums bietet.
         
											
											
					
Treppe zum Dach
Der Dachboden wird über eine Öffnung in der Decke erschlossen und kann durch eine besondere Treppenlösung betreten werden. Ein Treppenmodul aus Cortenstahl bildet die ersten Stufen, dann erfolgt ein Schritt auf den Küchentresen und das letzte Drittel des Aufstiegs geht über ein gefaltetes und schwebend montiertes Metallelement. Dadurch wirkt die Treppe vielmehr wie eine Skulptur, die außerdem im Vergleich zu herkömmlichen Lösungen Platz spart. Oben angekommen, wartet eine zweite architektonische Besonderheit. Statt eines klassischen Oberlichts wurde ein Block aufs Dach gesetzt, der von außen wir ein Schornstein wirkt, tatsächlich aber durch zwei große Fensterflächen zum Lichtschacht wird. Licht, Luft und die ein oder andere Sandverwehung machen aus dem Palheiro ein echtes Strandhaus – ohne dass der Ozean unmittelbar ans Grundstück grenzt.
FOTOGRAFIE Ivo Tavares Studio Ivo Tavares Studio
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