Schwedenkiste aus Paris
Französisch-Schwedisches Doppel: Ein Ferienhaus des jungen Pariser Architekturbüros Septembre.
Von wegen Nizza, Cannes oder Deauville. Das junge französische Architekturbüro Septembre hat auf einer schwedischen Insel in der wohl skandinavischsten aller Bauaufgaben brilliert: dem hölzernen Ferienhaus mit Panorama-Sauna.
Ein wenig seltsam ist es ja schon: Erwachsene Menschen fahren hinaus in die Natur und begeben sich in freiwillige Isolation. Ein Ferienhaus im Wald ist mehr als nur ein Rückzugsort. Es ist ein Ort ohne Zeit – vorausgesetzt, dass Smartphone, Laptop und alle anderen Dinge mit Anschluss an die Gegenwart zuhause bleiben.
Panoptikum des Waldes
Das Ferienhaus, das das Pariser Architekturbüro Septembre in Schweden realisiert hat, bildet keine Ausnahme. Ein Bett, ein Tisch und eine Wandverkleidung aus Sperrholz. Mehr braucht es nicht. Selbst eine spärliche, von der Decke herabhängende Glühbirne sucht man hier vergebens wie überhaupt eine Steckdose. Auf der Insel Trossö, auf der das Haus errichtet wurde, gibt es weder Strom noch Straßen. Dafür viele Bäumen und das unentwegte Rauschen des Meeres.
Worum es hier geht, ist mehr als eine archaische Reduktion des urbanen Lebensstils. Das Haus gleicht einem Schauraum, einem Panoptikum des Waldes. Damit die Natur nicht verborgen bleibt, vermag sich die für zwei Personen ausgelegte Kiste zu öffnen. Zum Einsatz kommen dabei keine raffinierten Mechanismen, sondern Brot und Butter jeder soliden Architektur. Zwei großformatige Fenster geben den Blick frei auf Wald und Meer, während die Panoramen mithilfe von Rollos auf schmale Sehschlitze reduziert oder gleich ganz verschlossen werden können.
Innen und Außen
Der Zugang zum Haus erfolgt durch eine große Schiebetür. Bleibt diese geöffnet, verschmilzt der Innenraum mit einer kleinen, vorgelagerten Terrasse. Um den hügeligen Baugrund nicht begradigen zu müssen, platzierten die Architekten das Haus auf einer über dem Boden erhöhten Plattform. Bei aller selbst auferlegten Reduktion darf eine Spur Strafe nicht fehlen. Wer das Örtchen sucht, muss hinaus ins Freie und notfalls auch durch den Regen. Die sanitären Anlagen sind in einem seitlichen Baukörper untergebracht, der bündig mit der Terrasse abschließt.
In diesen Trakt wurde auch das Herzstück des Hauses eingefügt: die Sauna. Auch hier darf der Bezug zur Natur nicht fehlen. Ein großes Fenster erlaubt beim Schwitzen Ausblicke hinaus in den Wald, während im freistehenden Ofen das Holz knistert. Bei so viel Gespür für den Ort fällt es schwer, die Baumeister im fernen Paris zu verorten. Doch auch wer an der Seine wohnt, kann eine Auszeit im Wald sicher von Zeit zu Zeit vertragen.
FOTOGRAFIE Alphonse Sarthout
Alphonse Sarthout