Sommer, Licht und mehr
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Alljährlich leitet der Mittsommertag in Schweden den Beginn einer Völkerwanderung ein: Dann verlassen Zehntausende die Städte und machen sich auf zu ihren Sommerhäusern an der Küste. Ein beliebtes Ziel ist die Gegend in Österlen im Süden des Landes. Hier gibt es unberührte Natur, einsame Sandstrände und landestypische Ferienhäuser – aber nicht nur. Ein etwas anderes Beispiel für ein Urlaubsdomizil ist das Sommerhaus „Skåne“, ein ehemaliger Bauernhof, für den das Kopenhagener LASC Studio verantwortlich zeichnet. Die Architekten spielten bei der Neugestaltung des Hofs mit dem typischen Bild der schwedischen Sommerhauskultur und kombinierten die traditionelle Struktur mit viel Licht, Farbe und Natur.
Eine räumliche Beziehung zwischen Innen und Außen: Das war der ausdrückliche Wunsch des Bauherrn und eine Herausforderung für Jonas Labbé und Johannes Schotanus vom LASC Studio. Denn das neu zu gestaltende alte Bauernhaus wies einen für die Gegend typisch robusten Baustil auf, verwinkelt und mit kleinen Fenstern. Daher beschlossen die Architekten, den aus zwei versetzt aneinandergrenzenden Gebäudeteilen bestehenden Komplex gründlich zu entkernen. Zwei Drittel der Innenwände verschwanden zugunsten eines offeneren Grundrisses, große Fensteröffnungen wurden nachträglich hinzugefügt.
Gekonnte Entkernung
Betritt man das schlichte, weiß gestrichene, 105 Quadratmeter große Gebäude, findet man sich im Hauptwohnraum wieder. Er ist bis zum Dach ausgebaut, was ihm eine elegante Leichtigkeit und Weite verleiht. Die Wände und Decken sind entweder weiß verputzt oder bestehen aus hellem sowie weiß gestrichenem Kiefernholz; der Boden wurde entweder als offen liegender Estrich ausgeführt oder ist mit originalen, neu abgezogenen Holzdielen belegt. Zentrales Element bildet ein von zwei Seiten zu befeuernder Ofen. Rechts davon steht eine Küchenzeile aus Beton; davor steht ein großer hölzerner Esstisch sowie eine Anrichte. Links vom Ofen führt ein Korridor in den hinteren Bereich des Hauses sowie eine Treppe zu dem darüber liegenden ausgebauten Dachboden, in dem das Schlafzimmer untergebracht ist.
Farbakzente und Materialmix
Die Treppenstufen sind türkisfarben gestrichen und bieten einen schönen Gegensatz zu dem ansonsten schlicht gehaltenen Innenraum. Einen weiteren Kontrast bilden im oberen Geschoß die orangefarbenen Wände des Schlafzimmers. Aber auch unten im Erdgeschoss tauchen immer wieder die Farben Türkis und Orange zwischen den Weiß- und Holztönen auf: an Türen, Bücherregalen, Fensterbänken oder bei den Keramikfliesen im Badezimmer. Letzteres befindet sich im kleinen, zum Haupthaus um 90 Grad gedrehten Nebengebäude, in das eine Tür vom Hauptwohnraum führt. Es ist großzügig und dennoch einfach gestaltet und umfasst eine Dusche sowie eine freistehende Badewanne. Auch hier zieht sich der gekonnte Mix von Holz, Weiß und Beton durch. So wählten die Architekten für die in einer Ecke stehende Dusche eine Trennwand aus Kiefernholz. Indess erinnert die Badewanne mit ihrer abgerundeten Gestalt und ihren vier Füßen an eine moderne Adaption der gusseisernen Modelle des späten 19. Jahrhunderts; die Armatur ist an einer kleinen Betonwand befestigt. Dahinter steht eine ebenfalls aus Beton hergestellte Sitzbank am Fenster, passend zum Fußboden aus Estrich. Auch hier gibt es zusätzliche große neue Fensteröffnungen, die das Konzept des verschmelzenden Innen- und Außenraums aufgreifen und eine räumliche Beziehung zwischen dem Sommerhaus und dem umgebenen Freiraum herstellen.
FOTOGRAFIE Laura Stamer
Laura Stamer
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