Projekte

Spielerisches Experimentierfeld

Variabler Co-Working-Space von LXSY Architekten in Berlin

Co-Working- und Event-Spaces für flexible Nutzungen in einem ehemaligen Berliner Postgebäude: So lautete die Anforderung der Bauherren des Spielfeld Digital Hub. LXSY Architekten nahmen den Namen des Unternehmens wörtlich. Und entwarfen eine Kombination aus Theaterbühne und Turnhalle.

von Nina C. Müller, 03.07.2020

Schon zu Zeiten seiner Eröffnung war das Backsteingebäude in der Skalitzer Straße im Berliner Bezirk Kreuzberg ein Ort mit einer hohen Besucherfluktuation. Damals gingen Briefe und Pakete über den Schalter. Hundert Jahre später wird die alte Postfiliale zu einem Treffpunkt der digitalen Avantgarde. Etablierte Unternehmen und Start-ups experimentieren in dem Co-Working-Space Spielfeld nebeneinander an der digitalen Transformation, sagen LXSY Architekten, die für den Umbau innerhalb des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes mit dem Best Workspaces Award ausgezeichnet wurde.

Hexagonale Halle
Mit viel Respekt vor der alten Bausubstanz verwandelten die Architektinnen des Berliner Büros die Räume in einen zeitgemäßen Arbeitsort. Bei Entwurfsbeginn war zwar die äußere Erscheinung des fünfgeschossigen Gebäuderiegels noch erhalten, doch das Innere war als Folge von Kriegsschäden und Modifizierungen der vergangenen Jahrzehnte weitestgehend zerstört. Nur einige polygonale Formen verwiesen noch auf den Originalentwurf. Diese sollten auch in Zukunft eine besondere Rolle einnehmen.

So verwandelten die Architektinnen die hexagonale Postschalterhalle in einen Veranstaltungsort mit einer Bühne und angrenzenden Workshop-Zonen. Sie nimmt nicht nur architektonisch eine zentrale Position ein, sondern wird auch zu einer kollektiven Anlaufstelle. Hinzu kommen Büros, ein Café, eine Lounge, eine Teeküche sowie Telefonzellen, Besprechungsnischen, Stauraum, Meeting- und Gemeinschaftsräume – vielgestaltige Zonen, die ganz unterschiedlichen Arbeitsbedürfnissen und Nutzungsmöglichkeiten gerecht werden können.

Digitale Experimente
Vor allem aber wollen die Betreiber des Co-Working-Space ihre Mieter mit der weitläufigen Fläche zu Bewegung und Begegnung animieren. Erklärtes Ziel ist es, die digitale Transformation voranzutreiben. „Eine offene Umgebung fördert diesen Austausch, um Kreativität freizusetzen, das Wissen innerhalb der Community zu teilen und spielerisch mit Digitalisierung zu experimentieren“, erklären die Architektinnen.

Doch wo konzentriert gearbeitet wird, viele Menschen und unterschiedliche Arbeitsgruppen zusammenkommen, braucht es auch Rückzugsorte. Dafür entwickelten die Planerinnen ein Konzept aus textilen Abtrennungen, das den länglichen Innenraum in flexible Raumformationen gliedert. „Die umlaufenden Vorhänge sorgen maßgeblich für visuelle Trennungen sowie eine Verbesserung der Akustik durch die textile Haptik“, sagen sie. Die Vorhänge ziehen sich entlang der Korridore, schlängeln sich um Bühne und Telefonparzellen, umrahmen die Besprechungszimmer. Und verleihen dem Gesamtbild eine klare Struktur. Diese wird mittels ihrer metallenen Schienen noch verstärkt. Rot lackiert, sollen diese an die Markierungen eines Spielfelds, wie man es aus dem Sport kennt, erinnern und für eine optische Gliederung der Areale sorgen. Eine rote Linie gewissermaßen, die aber nur temporär nicht überschritten werden soll.

Roter Faden
Das farbige Konstrukt wirkt wie eine optische Klammer sämtlicher Räume und erzeugt einen Kontrast zum sonst gräulich-blau gehaltenen Interior sowie einen Bezug zum roten Backstein der Fassade. „Das sich wiederholende Farbkonzept setzt sich aus dem historischen Taubenblau sowie den starken Rost- und Feuerrottönen zusammen“, erklären die Planerinnen. Hinzu kommen formreduzierte, aber abgerundete Einbauten aus Birkenholz und schlanke, geradlinige Stühle.

Für das Projekt verfolgen Auftraggeber und Architektinnen eine sachliche Bürogestaltung, die durch textile Interventionen, roten Akzente und die geschwungene Linienführung der Aufhängevorrichtungen dennoch leicht, dynamisch und spielerisch wirkt – für einen Arbeitsalltag, in dem die Post abgeht.

Facebook Twitter Pinterest LinkedIn Mail
Projektinfos
Vorhangstoffe Grain, Svensson
Glassystemwände Uniquin, Dormakaba
Fliesen Bartresen Rombini, Mutina
Stapelstuhl Limerick, Hermann Miller
Tisch 70/70 Table, Muuto
Tisch Madison, Johanson
Stuhl Soft Edge, Hay
Stuhl Fiber Side Chair/Tube Base, Muuto
Trennwandsystem Team, Brunner
Glastafel Mood Wall, Mood Space, Lintex
Tisch Rackpod H, System180
Links

LXSY Architekten

Zum Profil

Mehr Projekte

Ein sportliches Haus

Das neue Headquarter von Spillmann Echsle für On Running

Das neue Headquarter von Spillmann Echsle für On Running

Geflieste Exzentrik

Das neue Büro des kanadischen Fashion-Studios M.A.D.

Das neue Büro des kanadischen Fashion-Studios M.A.D.

Arbeiten unter Palmen

Amsterdamer Büro mit begehbaren Möbeln von Studioninedots

Amsterdamer Büro mit begehbaren Möbeln von Studioninedots

Grüne Arbeitsstruktur

Co-Working-Space in Barcelona von Daniel Mòdol

Co-Working-Space in Barcelona von Daniel Mòdol

Moderner Triumphbogen

Gebäudekomplex von Nikken Sekkei in Dubai

Gebäudekomplex von Nikken Sekkei in Dubai

In altem Glanz

Restaurierung einer historischen Villa in der italienischen Provinz Modena

Restaurierung einer historischen Villa in der italienischen Provinz Modena

Inspirationen statt Emissionen

Nachhaltiger Büroneubau von Studio Daytrip in London

Nachhaltiger Büroneubau von Studio Daytrip in London

Außen Altbau, innen New Work

Berliner Juris-Dependance am Ku’damm von de Winder Architekten

Berliner Juris-Dependance am Ku’damm von de Winder Architekten

Viel Platz für Veränderung

Atelier Gardens in Berlin-Tempelhof von MVRDV

Atelier Gardens in Berlin-Tempelhof von MVRDV

Dialog mit der Stadt

Das Verwaltungszentrum Brucity in Brüssel

Das Verwaltungszentrum Brucity in Brüssel

Bunter Community-Space

kupa Kitchen & Working Lounge von Stephanie Thatenhorst in München

kupa Kitchen & Working Lounge von Stephanie Thatenhorst in München

Facettenreiche Bürolandschaft

Vielschichtiger Workspace von SCOPE Architekten in Dresden

Vielschichtiger Workspace von SCOPE Architekten in Dresden

Komfort an der Wall Street

Die New York Stock Exchange hat umgebaut

Die New York Stock Exchange hat umgebaut

Büro im Bestand

Flexibler Workspace in den Berliner Wilhelm Hallen von PLY Atelier

Flexibler Workspace in den Berliner Wilhelm Hallen von PLY Atelier

Modulares für Mobiles

Ein Campus im Campus von Alexander Fehre

Ein Campus im Campus von Alexander Fehre

Alles unter einem Dach

Mixed-Use-Konzept in opulenter Villa von Lukas Nobili

Mixed-Use-Konzept in opulenter Villa von Lukas Nobili

Fünf Räume in einem

Multifunktionaler Co-Working-Space von BABELstudio in Bilbao

Multifunktionaler Co-Working-Space von BABELstudio in Bilbao

Wiedergeburt einer Architekturikone

Die Kreativagentur Sid Lee zieht in ein Hochhaus von I. M. Pei

Die Kreativagentur Sid Lee zieht in ein Hochhaus von I. M. Pei

Um die Spirale arbeiten

New-Work-Büro in Amsterdam von Beyond Space

New-Work-Büro in Amsterdam von Beyond Space

Thinktank im Brauhaus

Hyperflexible Arbeitslandschaft von Mintdesign für einen Biopharmazeuten

Hyperflexible Arbeitslandschaft von Mintdesign für einen Biopharmazeuten

Ästhetik und Funktionalität

Hochhaus in Paris von IF Architectes und SRA Architectes

Hochhaus in Paris von IF Architectes und SRA Architectes

Vier Bäume für den Holzhybrid

Vattenfalls nachhaltiges Headquarter am Berliner Südkreuz

Vattenfalls nachhaltiges Headquarter am Berliner Südkreuz

Keimfreie Keramik

Umweltaktive Bodenbeläge für umgebautes Bürogebäude in Turin

Umweltaktive Bodenbeläge für umgebautes Bürogebäude in Turin

Offenes Denkmal

Norwegisches Pressehaus von Atelier Oslo und Kima Arkitektur

Norwegisches Pressehaus von Atelier Oslo und Kima Arkitektur

Zonen des kommunikativen Arbeitens

MVRDV gestaltet neue Bürowelt für Shopify in Berlin

MVRDV gestaltet neue Bürowelt für Shopify in Berlin

New Work im Grachtenhaus

Modernisierung in Amsterdam von M+R interior architecture

Modernisierung in Amsterdam von M+R interior architecture

Architektur im Förmchen

Ein Headquarter für Traditionsgebäck von Neri+Hu

Ein Headquarter für Traditionsgebäck von Neri+Hu

Baukasten für die Zukunft

Flexibler, zirkulärer Holzpavillon von DP6 in Almere

Flexibler, zirkulärer Holzpavillon von DP6 in Almere

Arbeitsplatz aus zweiter Hand

Zirkuläre Innenarchitektur im Berliner CRCLR Haus von LXSY Architekten

Zirkuläre Innenarchitektur im Berliner CRCLR Haus von LXSY Architekten

Ausdruck des Geistes

Naturnah gestaltetes Architekturbüro von Mind Manifestation in Indien

Naturnah gestaltetes Architekturbüro von Mind Manifestation in Indien