Spielerisches Experimentierfeld
Variabler Co-Working-Space von LXSY Architekten in Berlin

Co-Working- und Event-Spaces für flexible Nutzungen in einem ehemaligen Berliner Postgebäude: So lautete die Anforderung der Bauherren des Spielfeld Digital Hub. LXSY Architekten nahmen den Namen des Unternehmens wörtlich. Und entwarfen eine Kombination aus Theaterbühne und Turnhalle.
Schon zu Zeiten seiner Eröffnung war das Backsteingebäude in der Skalitzer Straße im Berliner Bezirk Kreuzberg ein Ort mit einer hohen Besucherfluktuation. Damals gingen Briefe und Pakete über den Schalter. Hundert Jahre später wird die alte Postfiliale zu einem Treffpunkt der digitalen Avantgarde. Etablierte Unternehmen und Start-ups experimentieren in dem Co-Working-Space Spielfeld nebeneinander an der digitalen Transformation, sagen LXSY Architekten, die für den Umbau innerhalb des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes mit dem Best Workspaces Award ausgezeichnet wurde.
Hexagonale Halle
Mit viel Respekt vor der alten Bausubstanz verwandelten die Architektinnen des Berliner Büros die Räume in einen zeitgemäßen Arbeitsort. Bei Entwurfsbeginn war zwar die äußere Erscheinung des fünfgeschossigen Gebäuderiegels noch erhalten, doch das Innere war als Folge von Kriegsschäden und Modifizierungen der vergangenen Jahrzehnte weitestgehend zerstört. Nur einige polygonale Formen verwiesen noch auf den Originalentwurf. Diese sollten auch in Zukunft eine besondere Rolle einnehmen.
So verwandelten die Architektinnen die hexagonale Postschalterhalle in einen Veranstaltungsort mit einer Bühne und angrenzenden Workshop-Zonen. Sie nimmt nicht nur architektonisch eine zentrale Position ein, sondern wird auch zu einer kollektiven Anlaufstelle. Hinzu kommen Büros, ein Café, eine Lounge, eine Teeküche sowie Telefonzellen, Besprechungsnischen, Stauraum, Meeting- und Gemeinschaftsräume – vielgestaltige Zonen, die ganz unterschiedlichen Arbeitsbedürfnissen und Nutzungsmöglichkeiten gerecht werden können.
Digitale Experimente
Vor allem aber wollen die Betreiber des Co-Working-Space ihre Mieter mit der weitläufigen Fläche zu Bewegung und Begegnung animieren. Erklärtes Ziel ist es, die digitale Transformation voranzutreiben. „Eine offene Umgebung fördert diesen Austausch, um Kreativität freizusetzen, das Wissen innerhalb der Community zu teilen und spielerisch mit Digitalisierung zu experimentieren“, erklären die Architektinnen.
Doch wo konzentriert gearbeitet wird, viele Menschen und unterschiedliche Arbeitsgruppen zusammenkommen, braucht es auch Rückzugsorte. Dafür entwickelten die Planerinnen ein Konzept aus textilen Abtrennungen, das den länglichen Innenraum in flexible Raumformationen gliedert. „Die umlaufenden Vorhänge sorgen maßgeblich für visuelle Trennungen sowie eine Verbesserung der Akustik durch die textile Haptik“, sagen sie. Die Vorhänge ziehen sich entlang der Korridore, schlängeln sich um Bühne und Telefonparzellen, umrahmen die Besprechungszimmer. Und verleihen dem Gesamtbild eine klare Struktur. Diese wird mittels ihrer metallenen Schienen noch verstärkt. Rot lackiert, sollen diese an die Markierungen eines Spielfelds, wie man es aus dem Sport kennt, erinnern und für eine optische Gliederung der Areale sorgen. Eine rote Linie gewissermaßen, die aber nur temporär nicht überschritten werden soll.
Roter Faden
Das farbige Konstrukt wirkt wie eine optische Klammer sämtlicher Räume und erzeugt einen Kontrast zum sonst gräulich-blau gehaltenen Interior sowie einen Bezug zum roten Backstein der Fassade. „Das sich wiederholende Farbkonzept setzt sich aus dem historischen Taubenblau sowie den starken Rost- und Feuerrottönen zusammen“, erklären die Planerinnen. Hinzu kommen formreduzierte, aber abgerundete Einbauten aus Birkenholz und schlanke, geradlinige Stühle.
Für das Projekt verfolgen Auftraggeber und Architektinnen eine sachliche Bürogestaltung, die durch textile Interventionen, roten Akzente und die geschwungene Linienführung der Aufhängevorrichtungen dennoch leicht, dynamisch und spielerisch wirkt – für einen Arbeitsalltag, in dem die Post abgeht.
FOTOGRAFIE Christoph Musiol / i shoot buildings
Christoph Musiol / i shoot buildings
Vorhangstoffe | Grain, Svensson |
Glassystemwände | Uniquin, Dormakaba |
Fliesen Bartresen | Rombini, Mutina |
Stapelstuhl | Limerick, Hermann Miller |
Tisch | 70/70 Table, Muuto |
Tisch | Madison, Johanson |
Stuhl | Soft Edge, Hay |
Stuhl | Fiber Side Chair/Tube Base, Muuto |
Trennwandsystem | Team, Brunner |
Glastafel | Mood Wall, Mood Space, Lintex |
Tisch | Rackpod H, System180 |

LXSY Architekten
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