Tausend Seen und ein kleines Meer
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Von der geschwungenen Warnow über die verästelte Havel zum weiträumigen Kummerower See: Die aus zahllosen Flüssen und Seen bestehende Mecklenburgische Seenplatte ist ein dichtes Netz von Wasserwegen, in deren Mitte die Müritz – „das kleine Meer“ – liegt, Deutschlands größter Binnensee. Südlich davon findet sich das von dem schwedischen Architekten Gert Wingårdh entworfene Müritzeum, ein Erlebniszentrum, das auf rund 2.000 Quadratmetern Fläche nicht nur die Tier- und Pflanzenwelt der Region auf multimediale Art darbietet, sondern auch Deutschlands größtes Süßwasseraquarium beherbergt.
Das „Haus der hundert Seen“ steht am Rande der Altstadt von Waren am Ufer des Herrensees. Es handelt sich um einen zweigeschossigen Betonbau mit kreisförmigem Grundriss, der sich trichterartig nach unten verjüngt und der auf 200 Rammpfählen teilweise bis zu 70 Zentimeter im Wasser steht. Der ansonsten mit versengtem Lärchenholz verkleidete Körper ist an der Eingangsseite aufgeschnitten und verglast. Auf der Westseite führt eine eingekerbte Fassadentreppe auf die 312 Quadratmeter große Holzterrasse mit Blick über den Herrensee und die Müritz. Daneben leitet eine große hölzerne Brücke den Besucher hinaus aus auf einen Wanderweg.
Ausschnitte und Einblicke
Im Inneren des Müritzeums befinden sich um 60 Grad geneigte Wände aus Sichtbeton, die teilweise mit honigfarbenem Holz verkleidet sind. Mittelpunkt ist das so genannte Forum im Zentrum des Gebäudes. Der kreisförmige Raum ist in Grautönen gehalten – graue Böden, graue Wände, graue Decke – und hat eine Höhe von sieben und einen Durchmesser von 17 Metern. Er umfasst ein mit 100.000 Litern Wasser gefülltes Süßwasseraquarium, das sich über zwei Etagen erstreckt und einen Ausschnitt der Müritz zeigt, in dem etwa 500 silbrig glänzende Maränen schwärmen, eine einheimische Fischart. Die sechs mal sechs Meter große Glasscheibe des Aquariums ist mit einem Gewicht von elf Tonnen und einer Dicke von 27 Zentimetern die größte Scheibe, die bis dato in Europa gefertigt wurde.
Außerdem stellt das Forum eine Verbindung zu den einzelnen Themenräumen dar, deren Wände – anders als im Forum – mit honigfarbenem Holz verkleidet sind. Neben einem „Waldraum", in dem der Forst als Klimaschutzfaktor und Windschützer erklärt wird, und einem Erlebniskino, in dem Naturfilme gezeigt werden, gibt es einen „Vogelsaal", der Kormane, Eisvögel, See- und Fischadler im Flug darstellt und auf Bildschirmen die Zugrouten verschiedener Vogelarten verfolgt. Ein komplett verglastes Erkerfenster mit Fernglas lässt den Besucher zudem die reale Welt des Wirbeltiers entdecken.
In den See eintauchen
Eine große, offene Treppe führt am Süßwasserbecken sowie an einer Glasvitrine mit Wasservögeln vorbei ins untere Geschoss. Hier gibt es neben Modellbooten, die eine Fahrt über die Müritz simulieren, eine nachgestellte Flusslandschaft, die auf zwanzig Meter Länge sieben geschwungene Becken umfasst, die das Gewässer von der Quelle bis zur Mündung veranschaulichen. Außerdem sind über die untere, auch in Grautönen gehaltene Etage 24 Schaubecken verteilt, in denen neben vierzig heimischen Fischarten auch Krebse, Sumpfschildkröten und andere Wassertiere der mecklenburgischen Binnengewässer leben. Hinzu gibt es zwei Außenbecken im hinteren Teil der Etage. Diese bieten durch eine riesige Aquarienscheibe nicht nur eine Aussicht auf zwanzigjährige Spiegelkarpfen, sondern dank des Baus, der auf der Seite des Herrensees 70 Zentimeter tief im Wasser steht, einen Blick unterhalb der Wasserlinie und lassen so den Besucher in den See eintauchen.
FOTOGRAFIE Åke E:son Lindman
Åke E:son Lindman
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