Tiny in Taipeh
Maximal minimal: Ein 22 Quadratmeter großes Apartment zeigt die Kunst guter Raumorganisation.

Taipeh ist in diesem Jahr die World Design Capital und beweist neben seiner Internationalität auch einen geschickten und innovativen Umgang mit nachhaltigen Themen und eigenen Problemen. Denn die dichtbesiedelte Stadt macht zwar noch keinen so chaotischen Eindruck wie andere Metropolen, aber auch hier herrscht Platzmangel und Wohnflächen sind viel zu überteuert. Wie man mit dieser Herausforderung umgehen kann, zeigt der Umbau einer 22 Quadratmeter großen Wohnung im Zentrum der Stadt.
Wenn man mit wenig Fläche auskommen muss, hilft eine exakte Analyse der eigenen Bedürfnisse und die Einsicht, dass Raum und Funktion eine gleichwertige Bedeutung bei der Planung spielen sollten.
Essen und Yoga
Die Mieten in Taipehs Innenstadt steigen so rasant, dass sich junge Menschen mit immer weniger Platz zufrieden geben müssen. Dennoch können auch kleine Apartments alle wichtigen Wohnfunktionen aufnehmen, wenn sie geschickt organisiert werden. Vor genau solch eine Herausforderung sahen sich die Architektin Szu-Min Wang und ihre Bauherrin gestellt, als es um die Einrichtung eines 22 Quadratmeter großen Apartments ging. Mit seiner Fläche ist es kleiner als viele Hotelzimmer, und doch wollte die Planerin einen Ort schaffen, in dem nicht jeder Winkel zugebaut ist. Die Bauherrin, die beruflich viel unterwegs ist, sollte die wenige Zeit, die sie zuhause verbringt, ein Gefühl von Komfort und Freiraum empfinden können. Ihr Essen wollte sie nicht auf einer Couch, sondern an einem Esstisch zu sich nehmen – und Platz für Yoga sollte das Apartment auch noch bieten. Keine leichte Aufgabe für die Architektin.
Warmes Wasser
Durch die Eingangstür gelangt man unmittelbar in den Vorbereich der Küche, von dem es jeweils einen Zugang zum Bade- und Wohnzimmer gibt. Einer der wenigen Wünsche der Bauherrin, über eine Badewanne zu verfügen, erzeugte eine weitere Problemkette: In Taiwan ist es verboten, Gasleitungen in Wohnungen ohne Balkon zu verlegen. Dadurch war die Architektin gezwungen, von dem ohnehin schon kleinen Raum etwas Fläche für einen Warmwasserbereiter abzuzweigen. Durch den Einsatz von Spiegeln wirkt das Badezimmer allerdings größer als es in Wirklichkeit ist. Gleiches gilt auch für die anderen Bereiche des Apartments, in denen Szu-Min Wang mit hellen Oberflächen arbeitete. Ein großes und mehrere kleine Fenster sorgen zudem für ausreichend Tageslicht im Inneren und Außenbezüge dafür, der Wohnung ihren Höhlencharakter zu nehmen.
Bei der Konzeption des Wohnraums kam der Planerin die Raumhöhe von mehr als drei Metern zur Hilfe, die eine vertikale Unterteilung in zwei Ebenen möglich machte. Das Badezimmer dient als Unterbau für den Schlafbereich, der über eine schmale, weiße Metalltreppe erklommen werden kann. Optisch verbunden werden die untere und die obere Ebene über eine Regal- und Schrankwand: Selbst die Fächen unmittelbar unter der Decke können noch durch eine bibliothekartige Leiter erreicht werden. Vis-à-vis des Schlafturms befindet sich das große Fenster in einer Nische zur Straße. Hier baute die Planerin eine gemütliche Sitzbank ein, an deren Seiten sich ebenfalls Ablageflächen befinden. Ein schmaler Tisch, der an der Wand steht, kann je nach Position als Arbeits- oder Essplatz genutzt werden. Jeder Zentimeter dieses Apartments wird perfekt genutzt, sodass in seiner Mitte sogar genügend Freiraum für die Yoga-Übungen der Bauherrin zur Verfügung steht: Na dann, namaste!
FOTOGRAFIE Hey! Cheese
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