Projekte

Transiträume

von Katharina Horstmann, 14.07.2010


Kapseln zum Schlafen: Was manchen Europäer an ein Szenario aus einem Science-Fiction-Film erinnern mag, erfreut sich in Japan großer Beliebtheit. Das „Kleine“ war dort schon immer geschätzt, und seit ein paar Jahren ist auch in den hiesigen Großstädten das „klein  Wohnen“ zeitgemäß geworden, denn zentral gelegene Grundstücke sind rar und teuer. Doch bei den Schließfachunterkünften ging es bislang weniger um einen stilvollen Entwurf, als vielmehr um die Möglichkeit eines kurzfristigen, günstigen Asyls für die Nacht. Fumie Shibata von Studio S hat dies mit der Gestaltung des Hotels 9h nun geändert. Das von ihr überarbeitete Konzept des Kapselhotels bietet zwar auch nicht viel mehr als Logis und Duschmöglichkeit, doch das auf eine ungewohnte, minimalistische Art und Weise: Vom Schrankbett über Lounge und Lobby, bis hin zum Bad ist es komplett in Schwarz-Weiß gestaltet, keine unnötige Dekoration stört hier die Sinne.


 
9h – neun Stunden – empfiehlt der Hotelier seinen Gästen für einen Aufenthalt: eine Stunde Ausruhen, sieben Stunden Schlafen und eine Stunde Duschen. Nach diesem Konzept wurde das Hotel 9h aufgebaut und auch danach benannt. Hier steht der Schlaf im Vordergrund und davon soll nichts Unnötiges ablenken. So besticht das von der Industriedesignerin Fumie Shibata in Zusammenarbeit mit dem Grafiker Masaaki Hiromura sowie dem Innenarchitekten Takaaki Nakamura gestaltete Hotel durch seine klare Linien. Die einzige Dekoration sind die schlichten Piktogramme auf Fußböden und Wänden, die die einzelnen Wege weisen und so eine einfache Navigation durch das gesamte, neungeschossige Gebäude bieten.
 
Der Transitbereich
 
Betritt man das unspektakuläre, nur sechs Meter breite Gebäude durch seine große Glastür, findet man sich in einem weißen, etwas klinisch wirkenden länglichen Foyer wieder. Rechts befindet sich die Rezeption, ihr gegenüber Schließfächer für Straßenschuhe. Pfeile auf dem Boden leiten weiter ins Innere durch eine mit Computern ausgestattete Lobby zu den beiden Fahrstühlen. Der rechte ist für Männer, der linke für Frauen bestimmt: Denn ganz nach Kapselhoteltradition sind beide Geschlechter streng getrennt auf verschiedenen Etagen untergebracht.
 
Der erste Halt ist die jeweilige Waschraumetage, in der der Reisende mit einem 9h -Set empfangen wird, das einen Pyjama, Pantoffeln, Wasserflasche, Zahnbürste und Handtücher enthält. Hier kann der Gast seine Kleidung in einen Spind hängen, sich in dem großen Waschraum frisch machen oder in einer der zahlreichen Duschkabinen duschen.  Und auch hier ist für alles stilvoll gesorgt, selbst Shampoo und Duschgel folgen der minimalistischen Designsprache des 9h: Im Gegensatz zu herkömmlichen Hotelminiaturflaschen sind die Flüssigkeiten in kleine, schlichte Einwegsäckchen abgefüllt.
 
Das Schlafschließfach
 
Nach der Körperhygiene geht es weiter in eine der fünf Schlafetagen des Hotels. Hier sind die Kapseln – 25 Stück pro Stockwerk – wabenförmig in zwei Reihen übereinander angeordnet. Sie bestehen aus glasfaserverstärktem Kunststoff und haben eine „Größe“ von 120 mal 234 Zentimetern. Ihre abgerundete, organische Form erinnert ein wenig an Raumschiffsockel aus Science-Fiction-Filmen. Innen ist alles in Weiß gehalten – weiße Wände, weiße Bettwäsche –, nur die schwarze Bedienungspaneele, das sogenannte „Sleep Ambient Control System“, sticht hervor. Es schafft das für den Biorhythmus richtige Licht und soll für einen gesunden Schlaf sorgen – ganz ohne klaustrophobische Anfälle.


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Links

Projekt

www.9hours.jp

Projektdesigner

Studio S

www.design-ss.com

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