Treppauf, Treppab
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Art Nouveau oder Stile Liberty, Jugendstil oder Wiener Sezession? Die künstlerische Bewegung am Übergang vom 19. ins 20. Jahrhundert hört je nach Region auf unterschiedliche Namen. Selbst an den jeweiligen Wirkungsstätten gab es divergierende Ansätze, gemeinsam war vor allem das Bestreben, modern und zweckmäßig zu sein. Auch in Ljubljana hatte die Bewegung starken Einfluss und ergänzte das barocke Stadtbild um bedeutende Bauwerke. In einem dieser Gebäude wurde nun ein Vier-Zimmer-Apartment nach dem Entwurf des slowenischen Büros Ofis Arkitekti zu einem offenen Kontinuum umgebaut. Dabei schufen die Architekten verschiedene Ebenen, die einerseits die unterschiedlichen Bereiche definieren und andererseits als Stauraum dienen – zum Beispiel für die Badewanne.
Ein Apartment, das einen offenen Grundriss bietet und in dem dennoch einzelne Bereiche erkennbar sind: Das war der ausdrückliche Wunsch des Bauherren und eine Herausforderung für das Architekturbüro Ofis. Denn das umzugestaltende Projekt hat zwar eine Größe von 115 Quadratmetern, befindet sich jedoch in einem Gebäude, das nichts mit Industriecharme und dergleichen gemein hat. Im Gegenteil: Entworfen 1902 von dem Architekten Ciril Metod Koch, ist es ein unter unmittelbarem Einfluss der Wiener Sezession stehender Bau mit klassischem Grundriss, in dem ein langer, in der Mitte liegender Flur zu den einzelnen Zimmern nach rechts und links führt.
Wechselspiel aus verschiedenen Ebenen
Aus diesem Grund beschlossen die Architekten, ein Wechselspiel aus verschiedenen Ebenen zu entwerfen. Zunächst brachen sie den Grundriss auf und verbanden alle Zimmer miteinander: Dazu entfernten sie alle unnötigen Wände und ließen nur die tragenden stehen. Diese wurden weiß gestrichen und der alte Fußboden in der ganzen Wohnung durch Eichendielen ersetzt. Als Abgrenzung zwischen den einzelnen Bereichen schufen sie diverse Podeste ebenfalls aus Eichenholz, die einerseits zusätzlichen Stauraum bieten und andererseits eigene Funktionen besitzen. Den Neuerungen gegenüber stellte das Architektenteam historische Elemente wie den Stuck an den Decken sowie die alten Fenster und Türen, die es aufarbeiten ließ, um einen Ausgleich zwischen Alt und Neu zu schaffen.
Rundgang
Betritt man die Wohnung heute, gelangt man zunächst in einen kleinen Eingangsbereich. Rechts befindet sich hinter einer verschlossenen Tür ein kleines WC, links führt eine große Flügeltür zur Vorderseite des Apartments. Dort bietet sich ein weiter Blick über einen großen Platz mit Park. Hier ist der offene, eher karg gestaltete Wohnbereich untergebracht: Ein großer langer Tisch steht in der Mitte, daneben eine schwarze Sofalandschaft. Links vom Tisch befindet sich die Küche. Sie ist mit schlichten weißen Ober- und Unterschränken ausgestattet. Daneben ist das Arbeitszimmer, das ebenfalls ganz in Weiß gestaltet ist.
Raumübergreifende Materialien
An Esstisch und Sofa vorbei gelangt man rechter Hand durch eine Flügeltür in den hinteren Teil der Wohnung. Hier ist der ebenfalls minimalistisch ausgestattete private Bereich untergebracht: Vor dem Fenster steht eine erhöhte Ebene aus Eichenholz, auf die drei Stufen hinauf führen. Hier steht das Bett, darunter befindet sich ein Stauraum. An der rechten Seite vor der Erhöhung führt eine kleine, mit Glasfenstern versehende Flügeltür, deren rechte Seite sich jedoch nicht mehr öffnen lässt, ins Badezimmer.
Duschsockel
Auf der Badezimmerseite sind an die Fenster der rechten Flügeltür Glasböden angebracht, die Platz für Utensilien bieten – ein optisch hübsches Detail, das dank der verschiedenen, farbigen Fläschchen von Außen fast wie ein Bild wirkt. Die Wand dahinter ist verglast. Vor ihr steht eine längliche Kommode aus Eichenholz, in die ein schlichtes rechteckiges Waschbecken eingelassen wurde und über der ein ebenfalls rechteckiger Spiegel hängt. Im Anschluss kommt ein weiteres Podest aus Eichenholz: Es dient als Dusche und wird durch eine Glaswand vom restlichen Raum abgetrennt, um der Gefahr zu entgehen, das Badezimmer unter Wasser zu setzen.
Badekoje
Links vor der Duschplattform gelangt man in einen flurartigen Ankleidebereich, auf dessen beiden Seiten sich große weiße Schränke befinden. Dahinter führt auf der linken Seite eine kleine Treppe zurück in den Schlafbereich – direkt ins Bett; auf der rechten Seiten folgt ein großer offener Bereich, der an den Eingang angrenzt. An der hinteren verglasten Wand steht ein weiteres Podest, in das eine Badewanne eingebaut wurde. Rechts zum Wohnungsinneren wird der Sockel durch die abgeschlossene Toilette abgeschirmt, die eine Art Nische bildet: Die Wand zwischen den beiden Bereichen ist mit opakem Glas versehen. So wird einerseits das eigentlich fensterlose WC mit natürlichem Licht versorgt und andererseits dient das Fenster als Hintergrund für ein Glasregal, das, wie schon im anderen Badezimmer, Platz für Utensilien bietet. An der länglichen Toilettenwand sind wiederum weiße Schiebegardinen angebracht, die, wenn gewünscht, die offene Badeplattform zu einer kleinen, gemütlichen Badekoje werden lassen.
FOTOGRAFIE Tomaz Gregoric, Jan Celeda
Tomaz Gregoric, Jan Celeda
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