Turm am Abhang
Erweiterung eines Familienhauses in Oslo von Resell + Nicca

Das norwegische Büro Resell + Nicca fand mit einem gewagten Anbau am Hang die ideale Lösung für mehrere Herausforderungen, die eine fünfköpfige Familie in ihrem Haus in Oslo zu bewältigen versuchte. Die Erweiterung in Form eines Turms mit einer verglasten Brücke bietet nicht nur mehr Platz und behagliche Innenräume, sondern auch eine großzügige Dachterrasse mit Ausblick sowie einen Zugang zu einem zuvor ungenutzten Garten.
Als das dritte Kind zur Welt kam, benötigte eine Familie in Norwegens Hauptstadt Oslo mehr Platz. Die bestehende Doppelhaushälfte sollte einen Anbau erhalten. Das Paar beauftragte Olav Resell und Nicca Gade Christensen, die gemeinsam das vor Ort ansässige Studio Resell + Nicca leiten. Das Duo sah sich zunächst mit einigen Herausforderungen konfrontiert.
Wohnen am Abhang
Die südöstliche Seite des Hauses bot zwar sowohl Platz für einen Anbau als auch einen Ausblick über Stadt und Natur, den die Architekt*innen nutzen wollten, doch ein Abhang, der in einer brachliegenden Grünfläche endete, erschwerte die Umsetzung. Zudem stellte die Gemeinde die Anforderung, dass die Fläche des Außenbereichs vergrößert werden sollte - ein Widerspruch, wenn auf dem entsprechenden Grund eine neue Struktur entstehen soll.
Resell + Nicca fanden eine kreative und elegante Lösung: Der Anbau besteht aus einem Turm, dessen Fundament im Hang verankert wurde. Diese Fläche galt ohnehin als kaum nutzbar. Eine Brücke verbindet den Turm mit dem Bestand und fungiert als Überdachung für eine Parkmöglichkeit. Eine großzügige Dachterrasse löst das Problem mit der Ausweitung des Außenbereichs. Ein weiterer Vorteil, den der Neubau mit sich bringt, ist der Zugang zu einem kleinen Garten am Fuß des Hangs, der zuvor als nur schwer zugänglich galt und nicht genutzt wurde.
Speisen auf der Brücke
Der Anbau brachte nicht nur mehr Fläche für die Familie mit sich, sondern auch eine Neuordnung der Wege und einiger Räume. Der Haupteingang wurde in das erste Stockwerk des Gebäudes verlegt. Von dort aus gelangen die Bewohner*innen über eine Treppe ins Erdgeschoss, in dem sich ein Studio-Apartment mit Badezimmer befindet. Das zweite Geschoss stellt die Verbindung zwischen dem Anbau und dem Bestand her. Neben einer Fläche, die als Gästezimmer oder Homeoffice genutzt werden kann, definiert ein Essbereich den Raum, der mit bodentiefer Verglasung von außen als „Brücke“ erkennbar wird. An dieser Stelle schließt sich der offene Wohnraum an, den die Familie weiterhin als solchen nutzt. Über die separate Küche führt der Weg zu einer Treppe, über die das restliche Haus erschlossen wird.
Warmes Holz, rauer Zement
Das Interieur des Anbaus wird von norwegischem Holz dominiert, das aus der Region stammt. Die tragenden Strukturen wurden aus Fichte gefertigt, die Wände und Treppengeländer aus Birkensperrholzplatten. Espenholz wurde für die Deckenleisten verwendet, die Böden, Treppen, Türen und Fenster bestehen aus Kiefernholz. Eine Wand entlang der Treppe wird durch Holztüren gegliedert, hinter denen sich Stauraum verbirgt. Die warme Atmosphäre, die durch dieses Material erzeugt wird, steht in direktem Kontrast zur Fassade, die sich aus geleimten, grau-blauen Faserzementplatten zusammensetzt. Die Elemente lassen sich präzise verarbeiten, haben eine zurückhaltende Erscheinung sowie eine nicht reflektierende Oberfläche und ergeben so ein stimmiges Gesamtbild mit den verputzten Wänden des Haupthauses.
Tower Bridge von Oslo
Der neu entstandene Turm soll als hohes, schmales Bauwerk wahrgenommen werden, sagen die Architekt*innen. Sie gaben dem Projekt den Namen Tower Bridge – in Anlehnung an das weltbekannte Londoner Wahrzeichen. Die verglaste Brücke tritt in der Fassade ein wenig zurück und lässt den restlichen Anbau von der Zufahrt aus nahezu monolithisch erscheinen. Erst die nach Südosten gerichtete Seite offenbart mehrere großzügige Fenster, die teilweise mit der Fassade abschließen oder nach innen versetzt sind, um den Eindruck der homogenen, blockartigen Struktur zu verstärken.
FOTOGRAFIE Olav Resell
Olav Resell
Projektname | Tower Bridge |
Ort | Oslo, Norwegen |
Fertigstellung | 2021 |
Fläche | 66,5 m² |
Team | Olav Resell, Nicca Gade Christensen |
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